Georg von Wyss stapelt gern tief. Wenn er die Einzelpositionen des BWM Classic Global Equity Fund durchgeht, fängt er nicht mit den Gewinnern an, sondern mit den Fehlern. Das Engagement bei der italienischen Banca Monte dei Paschi etwa sei "die größte Dummheit des Jahres 2016" gewesen, gibt Fondsmanager von Wyss unumwunden zu. Die Kehrtwende der EZB habe man komplett unterschätzt.

Ende 2014 hatten Stresstests ergeben, bei der Bank sei alles in Ordnung, ein gutes Jahr später zwangen die Aufseher sie zum forcierten Abbau von Risikopositionen. "Das war kapitalvernichtend", erklärt von Wyss, "und wir mussten einsehen, dass wir mit Nachranganleihen besser bedient sind als mit der Aktie."

Folglich tauschten er und sein Partner Thomas Braun die Aktien in Obligationen und griffen erneut ins fallende Messer. Die Monte-dei-Paschi-Anleihen befinden sich noch im Portfolio und notieren derzeit bei etwa 40 Prozent. Mindestens das Doppelte dürfte herausspringen, wenn die vom italienischen Parlament beschlossene Zwangskonvertierung in Aktien kommt. "Erfreulicherweise erhalten wir bei den heutigen Kursen selbst im schlimmsten Szenario unser Geld zurück, und im wahrscheinlichsten verdienen wir sehr gut", heißt es im Quartalsbericht.

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Die Geschichte von Monte dei Paschi ist exemplarisch für den puristischen Value-Ansatz der BWM-Fonds. Bevorzugt kaufen von Wyss und Braun Wertpapiere, die zu stark gefallen sind. Sie berechnen einen inneren Wert und schlagen zu, wenn der Kurs um 30, besser 40 oder 50 Prozent darunter liegt. Erscheint die Bewertung interessant, folgen aber noch detaillierte Analysen.

Der persönliche Kontakt zum Management potenzieller Kaufkandidaten allein reicht den gründlichen Schweizern dabei nicht. Seit einiger Zeit nutzen sie auch sogenannte "Expert Networks", die beispielsweise Gespräche mit Konkurrenten und ehemaligen (gern auch geschassten) Managern vermitteln. Die beiden BWM-Vorstände wollen über alle Negativfaktoren und versteckten Risiken im Bild sein.

Der Aufwand lohnt sich. Die Anteile des Classic Global Equity Fund gewannen in diesem Jahr bereits 8,8 Prozent an Wert. Und seit der Finanzkrise in den Jahren 2007 bis 2008, in der man laut von Wyss "in einigen Fällen richtig Mist gebaut" habe, hat sich der Preis für die Anteilscheine mehr als vervierfacht. Sowohl auf diesen Zeitraum gerechnet als auch seit der Gründung im Jahr 1998 schlug der Fonds den Vergleichsindex MSCI World um Längen.

Zu den Top-Performern der jüngeren Vergangenheit zählt neben dem Minenkonzern Rio Tinto ("Hier hatten wir Glück, dass wir fast am Tief ein- und zu Höchstkursen ausgestiegen sind") der Nürnberger Autozulieferer Leoni. Der MDAX-Konzern ist einer der Fälle, wo Braun und von Wyss ihre eidgenössische Zurückhaltung aufgaben und sogar öffentlich die Ablösung des Aufsichtsratsvorsitzenden forderten - mit Erfolg. Doch vermutlich zum Entsetzen des fürs Kaufmännische zuständigen dritten Vorstands Erich Müller (BWM steht für Braun, von Wyss und Müller) machen die beiden Fondsmanager darum keine allzu großen Worte und kommen alsbald wieder auf die Risiken zu sprechen.

Das Understatement hat seinen Grund: Ein derart vom Mainstream abgewandter Anlagestil ist nur für Anleger geeignet, die Kursschwankungen aushalten können und einen langfristigen Zeithorizont mitbringen - laut Quartalsbericht "mindestens sieben Jahre".

Etwas weniger heftig geht es im zweiten Produkt des Hauses, dem Classic Value Equity Fund, zur Sache, der im Oktober 2004 aufgelegt wurde und nur in Unternehmen mit einem Börsenwert von mehr als zwei Milliarden Schweizer Franken investiert.