Im 2. Quartal waren die Ausschüttungen an die Aktionäre mit 513,8 Milliarden Dollar so hoch wie noch nie. Das ist eine gute Nachricht für Renditejäger, die es im aktuell vorherrschenden Niedrigzinsumfeld am Anleihemarkt und bei traditionellen Sparprodukten derzeit bekanntlich sehr schwer haben.

Allerdings beginnt sich die Abschwächung der Weltwirtschaft in den Dividenden widerzuspiegeln, wie aus dem aktuellen Janus Henderson Global Dividend Index hervorgeht. Im 2. Quartal waren die Ausschüttungen an die Aktionäre demnach mit 513,8 Milliarden Dollar zwar so hoch wie noch nie - die Wachstumsrate war jedoch die niedrigste seit über zwei Jahren. Auf unbereinigter Basis erhöhten sich die Dividendenzahlungen um 1,1 Prozent, gebremst durch den starken US-Dollar.

Das bereinigte Wachstum war mit 4,6 Prozent so niedrig wie zuletzt vor zwei Jahren, es lag jedoch nur leicht unter dem langfristigen Durchschnitt. Der schwächere Trend entsprach der Vorhersage der Dividendenexperten bei dem britischen Vermögensverwalter, die bereits von geringeren Zuwächsen in diesem Jahr ausgegangen waren.

Zu der Studie muss man wissen, dass Janus Henderson jedes Jahr die von den 1.200 größten Unternehmen nach Marktkapitalisierung (Stand: 31.12. des jeweiligen Vorjahrs) ausgeschütteten Dividenden analysiert. Die Dividenden werden am Tag der Ausschüttung im Modell erfasst. Sie werden brutto nach der am Ausschüttungsdatum festgestellten Anzahl der Aktien berechnet (das ergibt einen Näherungswert, da die Unternehmen in der Praxis den Wechselkurs kurz vor dem Ausschüttungstermin festsetzen) und zum dann gültigen Wechselkurs in Dollar umgerechnet.

Werden Gratisaktien angeboten, wird angenommen, dass die Anleger zu 100 Prozent für Bargeld optieren. Durch dieses Vorgehen wird die Barausschüttung leicht überbewertet, doch nach Auffassung der Autoren ist dies die proaktivste Methode des Umgangs mit Gratisaktien. An den meisten Märkten mache das keinen wesentlichen Unterschied; an manchen, insbesondere europäischen Märkten, sei der Effekt jedoch größer. Spanien sei dafür ein gutes Beispiel.

In Streubesitz befindliche Aktien werden von dem Modell nicht berücksichtigt, da es in ihm darum geht, die Dividendenzahlungsfähigkeit der größten börsennotierten Unternehmen der Welt ungeachtet der Zahl ihrer Aktionäre zu erfassen. Die Dividenden auf Aktien von Firmen, die nicht zu den "Top 1.200" gehören, hat man anhand der Durchschnittshöhe dieser Zahlungen im Vergleich zu den während des 5-Jahreszeitraums ausgeschütteten Dividenden von Großunternehmen (die veröffentlichten Ertragsdaten entnommen wurden) geschätzt. Das heißt, sie werden als fester Anteil von 12,7 Prozent der gesamten Dividendenzahlungen der globalen "Top 1.200"-Unternehmen geschätzt und wachsen deshalb im Modell im gleichen Tempo. Es müssen dadurch keine nicht begründeten Annahmen über die Wachstumsrate der Dividenden dieser kleineren Unternehmen getroffen werden. Alle Rohdaten werden von Exchange Data International zur Verfügung gestellt.

Quelle: Janus Henderson Investors

Ausschüttungen so hoch wie nie


Kommen wir zurück zu den Ergebnissen der Studie, dann ist es so, dass auf Grund des langsameren Dividendenwachstums naturgemäß auch weniger Rekorde zu vermelden sind. Japan, Kanada, Frankreich und Indonesien waren die einzigen Länder, die im 2. Quartal neue Höchststände erreichten. Das stärkste Wachstum verzeichneten die Schwellenländer, allen voran Russland und Kolumbien.

Unter den Industrieländern war Japan der Spitzenreiter. Die übrigen Staaten der asiatisch-pazifischen Region lagen ebenso wie Europa ohne Großbritannien unter dem globalen Durchschnitt. Das Ergebnis für die USA war etwas schwächer als von Janus Henderson erwartet. Im Finanz- und Energiesektor stiegen die Ausschüttungen am kräftigsten, während der Technologie- und der Basiskonsumsektor zurückfielen.

Ben Lofthouse, Head of Global Equity Income bei Janus Henderson, kommentiert die ermittelten Daten wie folgt: "In der gegenwärtigen Phase des Konjunkturzyklus beobachten wir bei einem breiten Spektrum von Unternehmen eine Abschwächung des Dividendenwachstums, und auch die Zahl der Dividendenkürzungen nimmt zu. In den letzten zwei Jahren sind die globalen Dividenden allerdings sehr stark gestiegen, sodass die aktuelle Verlangsamung des Wachstums keinen Grund zur Besorgnis darstellt. Das für dieses Jahr von uns erwartete bereinigte Dividendenwachstum entspricht in etwa dem langfristigen Durchschnitt - es liegt eben nur nicht deutlich darüber. Die Auswirkungen des weltweiten Konjunkturabschwungs sind in manchen Teilen der Welt größer als in anderen. Besonders stark betroffen ist Europa. Genau aus diesem Grund ist eine globale Strategie der ertragsorientierten Geldanlage so sinnvoll - eine Diversifikation nach Regionen und Branchen bringt Anlegern erhebliche Vorteile."

Zu erwähnen ist ansonsten auch, dass die Dividendenzahlungen saisonal sehr unterschiedlich ausfallen. Besitzer europäischer Aktien erhalten 70 Prozent der jährlichen Ausschüttungen im 2. Quartal, dennoch schneidet die Region in der aktuellen Ausgabe des Index am schwächsten ab. Das Dividendenwachstum in Europa entwickelt sich bereits seit einigen Jahren schwächer als im Rest der Welt, das zweite Quartal 2019 bildete hier keine Ausnahme.

Die Ausschüttungen fielen gegenüber dem Vorjahr auf unbereinigter Basis um 5,3 Prozent, was zum großen Teil auf den schwachen Euro zurückzuführen war. Der Index sank dadurch für Europa auf 134,0 - den niedrigsten Stand seit über einem Jahr. Auf bereinigter Basis legten die Dividenden in Europa um lediglich 2,6 Prozent zu, womit Europa im 2. Quartal mit Abstand das Schlusslicht unter den Regionen war. Wenige, aber massive Dividendenkürzungen schmälerten das Gesamtergebnis, doch auch der Anteil der Unternehmen, die ihre Ausschüttungen erhöhten, ist rückläufig.

Quelle: Janus Henderson Investors

Quelle: Janus Henderson Investors

Dividenden nach Regionen und Länder


In Deutschland sanken die Dividenden um 10,7%. Die Hälfte dieses Rückgangs ist auf den schwächeren Euro zurückzuführen, auch geringere Sonderdividenden wirkten sich deutlich aus. Die Gesamtausschüttung von 38,5 Milliarden Dollar entspricht einem bereinigten Wachstum von 2,4 Prozent, was in etwa dem europäischen Durchschnitt gleichkommt. Aber nur rund 60 Prozent der deutschen Unternehmen erhöhten ihre Ausschüttungen. Den größten Anteil hieran hatte die Deutsche Telekom, das stärkste Dividendenwachstum aber verzeichnete andere, darunter Adidas.

Am schwächsten entwickelte sich die Automobilindustrie mit deutlichen Dividendenkürzungen bei BMW und Daimler. Die Gewinne leiden deutlich unter dem Abschwung der Branche, der durch die weltweiten Handelskonflikte und die Umstellung auf Elektromobilität zusätzlich verschärft wird. Daimler liegt zwar wie im Vorjahr unter den Top 10 der weltweiten Dividendenzahler im 2. Quartal, verschlechtert seine Position aber von Rang zwei auf Rang acht, während die Allianz von Platz 6 im Q2 2018 in diesem Jahr auf Platz 5 aufsteigt.

In Frankreich, dem mit Abstand größten Dividendenzahler in Europa, erreichten die Ausschüttungen im 2. Quartal die Rekordsumme von USD 51,0 Milliarden. Das bereinigte Wachstum lag mit 5,1% ebenfalls deutlich über dem europäischen Durchschnitt. Drei Viertel der französischen Unternehmen im Index erhöhten ihre Dividenden gegenüber dem Vorjahr, und nur bei EDF gab es eine Kürzung. In Spanien stiegen die Dividenden auf bereinigter Basis um 8,0%, das war der höchste Zuwachs unter den größeren europäischen Ländern. Dicht dahinter folgten die Niederlande. Auch in der Schweiz lag das Dividendenwachstum über dem Durchschnitt. In Belgien verringerten sich die Ausschüttungen auf bereinigter Basis um mehr als ein Viertel. Grund dafür war die Halbierung der Dividende von Anheuser-Busch InBev.

Die asiatisch-pazifische Region (ohne Japan) fiel im 2. Quartal leicht hinter den Rest der Welt zurück. Die Ausschüttungen betrugen USD 43,2 Milliarden, was einem bereinigten Plus von 2,2% entsprach. Hongkong spielt im Berichtszeitraum aus saisonalen Gründen eine dominierende Rolle. Das bereinigte Wachstum lag bei nur 2,5%, und ein Viertel der Hongkonger Unternehmen in unserem Index senkte die Dividenden, darunter auch China Mobile. Grund für diesen hohen Anteil (er ist höher als in allen anderen bedeutenden Ländern) ist die Abkühlung der Konjunktur in China.

In Japan spiegelten sich in Rekorddividenden - auf bereinigter Basis wurde ein Anstieg um 6,8% registriert - eine Zunahme der Rentabilität und höhere Ausschüttungsquoten wider. Fast drei Viertel der Unternehmen erhöhten ihre Dividenden. Seit nunmehr vier Jahren ist das Dividendenwachstum in Japan höher als im Rest der Welt; vorangegangen war eine lange Phase relativer Stagnation. Mittlerweile hat Japan zur asiatisch-pazifischen Region und zu Nordamerika, den beiden Regionen mit dem höchsten Dividendenwachstum, aufgeschlossen. In allen drei Regionen sind die Ausschüttungen seit Ende 2009 um annähernd 130% gestiegen.

In den USA wurde das schwächste Dividendenwachstum seit zwei Jahren registriert. Auf bereinigter Basis erhöhten sich die Ausschüttungen um 5,3% auf USD 121,7 Milliarden. Das Dividendenwachstum in den USA verlangsamte sich in etlichen Sektoren und lag überwiegend im einstelligen Bereich. Allerdings erhöhten mehr als vier Fünftel der Unternehmen ihre Ausschüttungen, womit die USA in internationalen Rankings weiter einen der Spitzenplätze belegen. Während die Dividenden im Bankensektor erneut kräftig zulegten, hielten die Autobauer ihre Zahlungen allesamt unverändert - darin spiegelten sich die zunehmenden strukturellen Probleme wider, mit denen der Sektor weltweit konfrontiert ist.

Im Vereinigten Königreich entsprach das bereinigte Wachstum mit 5,3% in etwa dem globalen Durchschnitt. Üppige Sonderdividenden sorgten jedoch für ein deutlich höheres absolutes Wachstum. Den größten Beitrag zum bereinigten Wachstum leistete der Bankensektor.

Quelle: Janus Henderson Investors

Quelle: Janus Henderson Investors

Dividenden nach Branchen und Sektoren


Die beiden Sektoren, in denen weltweit die größten Dividendenzahlungen fließen, der Finanz- und der Energiesektor, verzeichneten im 2. Quartal auf bereinigter Basis das höchste Wachstum von 9,9 Prozent beziehungsweise von 6,0 Prozent. Im Finanzsektor war das Wachstum in Asien und den Schwellenländern am stärksten, während Europa und Japan zurückfielen.

Weltweit einheitlicher war das Bild im Energiesektor. Die Ausnahme bildete die asiatisch-pazifische Region, wo Energieunternehmen jedoch ohnehin von geringerer Bedeutung sind. Die relativ ähnlichen Ergebnisse in den verschiedenen Regionen hängen mit dem globalen Charakter der Ölpreise zusammen.

Im Technologiesektor, der mit einer Verdreifachung der Dividenden in den vergangenen 10 Jahren mit Abstand das höchste Wachstum verzeichnete, sanken die Ausschüttungen im Berichtszeitraum. Verantwortlich für dieses seltene Ereignis waren insbesondere Nokia und Samsung. Rückläufig waren auch die Ausschüttungen im Basiskonsumsektor, die dem globalen Durchschnitt normalerweise am nächsten kommen. Grund dafür war die Kürzung bei Anheuser-Busch Inbev.

Quelle: Janus Henderson Investors

Die größten Dividendenzahler plus Ausblick


Die Ergebnisse für das 2. Quartal entsprachen im Großen und Ganzen unseren Erwartungen, nicht nur auf globaler Ebene, sondern auch in den einzelnen Regionen: Nach dem rapiden Anstieg der Ausschüttungen in den beiden Vorjahren waren Janus Henderson bereits von einer Abschwächung des Dividendenwachstums im Jahr 2019 ausgegangen. In der späten Phase des Konjunkturzyklus, in der wir uns befinden, beobachte man bei einem breiten Spektrum von Unternehmen eine Verlangsamung der Dividendenentwicklung und auch die Zahl der Dividendenkürzungen nehme zu.

Die Aussichten für den Rest des Jahres sind nach Einschätzung des Vermögensverwalters immer noch gut und man verzichtet im zweiten Quartal in Folge auf eine Korrektur der hauseigenen Prognose. Die Erwartungen der meisten Marktteilnehmer im Hinblick auf das Ertragswachstum mögen immer noch etwas zu hoch sein, doch zum einen seien die Dividenden stabiler als die Gewinne, und zum anderen habe man eine schwächere globale Konjunkturentwicklung in den eigenen Vorhersagen schon berücksichtigt.

Deshalb halte man an der Dividendenprognose von 1,43 Billionen Dollar für das Gesamtjahr 2019 fest. Das entspreche einem erwarteten Plus von 4,2 Prozent auf absoluter und von 5,5 Prozent auf bereinigter Basis. Im gegenwärtigen Niedrigzinsumfeld böten sich hier durchaus interessante Chancen für Anleger.

Nachfolgend noch die Liste mit den weltweit 20 größten Dividendenzahler. Anders als bei der Rangliste mit den global gesehen wertvollsten Gesellschaft, die von US-Konzernen dominiert ist, sind hier europäische Firmen ganz vorne mit dabei. Spitzenreiter ist dieses Mal der Rohstoffproduzent Rio Tinto. Aus Deutschland sind mit der Allianz (Platz fünf) und mit Daimler (Platz acht) erneut zwei Vertreter in den weltweiten Top 10 enthalten. Auf Platz 12 befindet sich als dritter deutscher Vertreter auch noch die Deutsche Telekom.

Quelle: Janus Henderson Investors