Während in Deutschland der Lockdown verschärft wird, sorgten in den USA Hoffnungen auf ein Ende der Corona-Krise für einen denkwürdigen Rekord. Der 1884 gegründet Dow Jones Index, der 30 US-Aktien aus eher traditionellen Branchen repräsentiert, übersprang am Dienstag erstmals die 30 000er-Marke. Zwar gilt der wesentlich breiter aufgestellte S & P 500 längst als der wichtigere Index, doch an Symbolkraft ist das Ereignis kaum zu überbieten. Der amtierende US-Präsident Donald Trump nahm den Rekord kurzerhand auf seine eigene Kappe und sprach von einer "heiligen Zahl".

Dabei feierte die Börse genau das Gegenteil: Denn gestützt wurde die Aktienrally auch von der Hoffnung auf einen geordneten Machtübergang in den USA. Donald Trump hatte erstmals signalisiert, die Nachfolge von Joe Biden zu akzeptieren. Damit scheint auch das Risiko einer Verfassungskrise in den Vereinigten Staaten gebannt. Dass der künftige Präsident Biden gleichzeitig die Ex-Chefin der Notenbank Fed, Janet Yellen, als Finanzministerin nominierte, sorgt am Markt zusätzlich für gute Stimmung.

Flankiert wird der Aufschwung an den Märkten von positiven Konjunkturdaten. Die US-Wirtschaft hat nach dem Corona-bedingten Einbruch im Frühjahr im Sommer ein Rekordwachstum hingelegt. Im dritten Quartal legte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 33 Prozent zu, nach einem Einbruch von 31 Prozent im Frühjahr.

Gebremst wird die wirtschaftliche Erholung allerdings von der neuen Corona-Welle. Insbesondere der US-Arbeitsmarkt ist noch weit von der Normalität entfernt.

Reise, Auto, Banken im Fokus

Doch am Markt positionieren sich viele Aktienanleger bereits für die Zeit nach der Pandemie. Demzufolge stehen derzeit wieder Sektoren im Fokus, die in den vergangenen acht Monaten stark Federn lassen mussten. Dazu gehört vor allem die Reise- und Touristikbranche.

Eine Sektorrotation erwartet inzwischen auch der Chefanlagestratege der Deutschen Bank, Ulrich Stephan. Demzufolge verlieren die inzwischen teuer gewordenen Krisengewinner an Attraktivität. Dazu gehören vor allem amerikanische Techkonzerne wie Facebook, Apple, Netflix und Amazon. Zu den Krisenverlierern, die von der Erholung besonders profitieren könnten, zählten dagegen etwa die Reisebranche, Freizeitunternehmen und Teile der Industrie, etwa Autohersteller, so Stephan. Als Profiteur könnte sich insbesondere der Flugzeugbauer Boeing erweisen, dessen Pannenflieger 737 Max vor der Wiederzulassung steht. Selbst Bankaktien könnten zu einer Rally ansetzen, wenn die Kreditbelastungen weniger dramatisch ausfallen als erwartet. Dies alles steht und fällt jedoch mit einer erfolgreichen Bekämpfung der Corona-Pandemie.