Die australische Droneshield Ltd. rutscht nach mehreren Management-Fehlgriffen, fragwürdiger Kommunikation und einem abrupten Vertrauensverlust der Anleger in eine akute Glaubwürdigkeitskrise. Angesichts der immer noch hohen Bewertung wachsen die Zweifel, ob das Geschäftsmodell den Erwartungen standhalten kann.

Vertrauensschock für Droneshield-Aktionäre nach Insiderverkauf

Der Auslöser des jüngsten Kurssturzes bei der Droneshield-Aktie (ISIN: AU000000DRO2) war ein beispielloser Schritt des US-Chefs: Er verkaufte seine gesamten Aktien zum Kurs von 3,30 Australischen Dollar – und das auch kurz bevor die Papiere kürzlich um mehr als 30 Prozent abstürzten. Anleger reagierten wütend, weil der Verkauf ein fatales Signal sendete: Wenn schon das eigene Management aussteigt, warum sollten Investoren bleiben? Der Vorstand wies entsprechende Nachfragen der Börse ASX dazu in einem ungewöhnlich forschen Ton als „hypothetisch“ zurück – was das Vertrauen weiter erschütterte.

Droneshield's Pressedebakel: Kommunikationspannen und alte Verträge als „News“

Für zusätzliche Irritation sorgten widersprüchliche Unternehmensmeldungen. Da wurden neue Aufträge gefeiert, später jedoch relativiert: Es handelte sich um bereits bekannte Verträge, sie waren nur neu formuliert worden. Viele Investoren warfen Droneshield daraufhin bewusstes „Window Dressing“ vor. Parallel kursierten Medienberichte, dass die US-Tochter strategisch ins Schlingern geraten sei – ein erneuter Belastungsfaktor für die ohnehin angeschlagene Glaubwürdigkeit.

Droneshield's Q3-Zahlen: Solide – aber extreme Bewertung

Die operative Entwicklung bestätigt dagegen die Kursdynamik im bisherigen Jahresverlauf: Laut den im Oktober vorgelegten Geschäftszahlen steigerte Droneshield im dritten Quartal den Umsatz um unglaubliche 1091 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf 92,9 Millionen Australische Dollar (rund 51,7 Millionen Euro). Der Auftragseingang lag bei 193 Millionen AUS-Dollar – dreimal so hoch wie im Vorjahr. Doch das reicht dem Markt nicht mehr: Die Aktie notiert trotz Krise derzeit mit einem KGV von 246 – ein Niveau, das nur bei makelloser Ausführung des Wachstumsnarrativs vertretbar wäre. Genau daran zweifeln Investoren zunehmend, denn die jüngsten Governance-Probleme zeigen, dass die Risiken bei Droneshield klar überwiegen.

Auch das noch: veraltete Technologie bei Droneshield?

Ein weiterer bedeutender Risikofaktor für Droneshield Ltd. ist der rasante technologische Wandel im Drohnengeschäft. Insbesondere die zunehmende Verwendung von kabelgebundenen Glasfaser-Drohnen in Kriegsgebieten wie Ukraine und Russland stellt die Australier vor Herausforderungen. Diese Systeme sind immun gegen klassische Funk-Störungen, da Steuerung und Datenübertragung über ein Glasfiber-Kabel erfolgen. Droneshields Kernkompetenz liegt jedoch aktuell im Funk-Detektions- und Störbereich („RF sensing“, „electronic warfare“). Die Produkte basieren laut Firmenangaben auf genau diesen Prinzipien. 

Sollten sich nun "Glasfaser"-Drohnen durchsetzen und neue Kampfdrohnen nicht mehr auf Funksteuerung setzen, hätte der Pionier Droneshield plötzlich einen gravierenden technologischen Rückstand aufzuholen. Medien berichten bereits, Droneshield-Manager hätten in internen Meetings davor gewarnt, dass die traditionelle Hardware-Orientierung nicht mehr genüge, wenn sich die Drohnen-Technik schneller als in klassische Rüstungszyklen entwickeln werde.

Fazit

Zwar liegt das Konsenskursziel der Analysten laut Angaben auf der Website TradingView für die Droneshield-Aktie heute höher als noch Mitte Oktober 2025 (heute: 5,15 AUD, Mitte Oktober: 4 AUD), doch ist dies mit Vorsicht zu genießen. Es ist nämlich davon auszugehen, dass die jüngste, negative Entwicklung in diesen Kurzielen noch gar nicht reflektiert ist. 

Angesicht des regelrechten Blutbads bei der Aktie und der fundamentalen Zweifel an Droneshield Ltd. können wir derzeit keinem Anleger zum Einstieg in die Droneshield-Aktie raten. Es gilt die alte Börsenregel "Greife nicht ins fallende Messer", zumal auch charttechnisch derzeit keine vernünftigen Haltelinien und damit Argumente für einen Einstieg in die Droneshield-Aktie erkennbar wären. Stattdessen dürften die Kurse erstmal noch weiter fallen.

 Anleger machen nichts falsch, wenn sie nun zuerst eine Bodenbildung abwarten und dann zur gegebenen Zeit die fundamentale Lage des Unternehmens nochmals kritisch prüfen, bevor sie sich zu einem Investment in die Droneshield-Aktie entschließen.

Anleger, die nicht auf Einzelaktien setzen wollen, sind vielleicht mit dem «Stabile Werte Index» glücklicher.

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