DroneShield steht Kurszuwächsen von 500 Prozent im laufenden Jahr im Stresstest: Rekordzahlen, positiver Cashflow – aber extreme Bewertung. Zwischen Rüstungsboom, SaaS-Vision und Realität.

Die DroneShield-Aktie gehört 2025 zu den spektakulärsten Börsenstories der Rüstungs- und Sicherheitstechnologiebranche. Nach einem Kursplus von in der Spitze mehr als 700 Prozent und aktuell rund 525 Prozent Year-to-Date ist aus einem australischen Nischenanbieter ein global beachteter Player in der Drohnenabwehr geworden. 

Doch nach der Rekordrallye kam der Rückschlag: Die Aktie hat binnen weniger Wochen rund 30 Prozent an Wert verloren. Was wie klassische Gewinnmitnahmen aussieht, könnte auch ein Vorbote dafür sein, dass der Markt die Bewertung neu kalibriert. Denn so dynamisch das operative Geschäft wächst – die Erwartungen sind hoch, fast schon atemlos.

Eine Branche im geopolitischen Rückenwind

DroneShield profitiert von einem Megatrend: Drohnen sind zur Schlüsselfrage moderner Sicherheitsarchitektur geworden. Der Krieg in der Ukraine hat die militärische Bedeutung unbemannter Systeme in das Zentrum westlicher Verteidigungsstrategien gerückt. Gleichzeitig wächst die Bedrohung für zivile Infrastrukturen – Flughäfen, Rechenzentren, Kraftwerke – rapide. Europas geplante „Drone Wall“ an der Ostgrenze oder US-Initiativen zum Schutz kritischer Infrastruktur sind unmittelbare Treiber dieser Entwicklung.

CEO Oleg Vornik formuliert es in der Präsentation der Q3-Zahlen so: „Jeder militärische Planer der Welt weiß inzwischen: Der nächste Konflikt wird ein Drohnenkonflikt sein.“ Allein der zivile Markt für Drohnenabwehrsysteme wird auf ein Volumen von rund 30 Milliarden Dollar geschätzt – etwa gleichauf mit dem militärischen Segment.

Fundamentales Wachstum: Rekordzahlen im dritten Quartal

Die operative Entwicklung bestätigt die Dynamik, wie die am Montag vorlegten Geschäftszahlen dokumentieren. Im dritten Quartal steigerte DroneShield den Umsatz um 1.091 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf 92,9 Millionen Australische Dollar (rund 51,7 Millionen Euro). Der Auftragseingang lag bei 193 Millionen AUD – dreimal so hoch wie im Vorjahr. Auch die Cashflow-Wende ist bemerkenswert: Statt eines Abflusses von 19,4 Millionen AUD wie 2024 erzielte DroneShield einen positiven operativen Cashflow von 20,1 Millionen AUD.

Diese Zahlen untermauern den technologischen Vorsprung: DroneShield verfügt über rund 4.000 installierte Systeme weltweit, darunter mehr als 1.500 softwarebasierte Einheiten, die in Echtzeit Daten zurückspielen. Damit baut das Unternehmen eine Datenbasis auf, die für die Weiterentwicklung seiner KI-gestützten Abwehrtechnologien entscheidend ist.

Technologie als Burggraben

Strategisch setzt DroneShield auf eine doppelte Transformation: Erstens wird die Produktionskapazität massiv ausgebaut – von derzeit rund 500 Millionen Dollar pro Jahr auf über 2 Milliarden bis 2026. Zweitens will das Unternehmen sein Geschäftsmodell vom reinen Hardwareanbieter auf Software- und Serviceerlöse umstellen. Ziel: 30 bis 40 Prozent des Umsatzes sollen künftig aus wiederkehrenden Einnahmen stammen.

Ein entscheidendes Element dabei ist die DroneSentry-C2-Plattform, ein Sensor-Fusion-System, das Daten aus verschiedenen Quellen zusammenführt, Drohnenflüge in Echtzeit visualisiert und Abwehrmaßnahmen koordiniert. Ergänzt wird die Plattform durch modulare SaaS-Produkte, etwa die KI-basierte Störtechnologie RFAI Attack, die als Abo-Modell ausgerollt wird. Damit positioniert sich DroneShield langfristig weniger als klassischer Rüstungskonzern, sondern als sicherheitstechnologischer Softwareanbieter – mit entsprechenden Skalierungspotenzialen.

Bewertung: Zwischen Vision und Realität

So rasant wie der Kurs gestiegen ist, so ambitioniert ist auch die Bewertung: Das Kurs-Gewinn-Verhältnis für 2025 liegt bei rund 550 – ein Wert, der selbst in der wachstumsverwöhnten Tech-Branche für Stirnrunzeln sorgt. Zwar erwarten Analysten erstmals ein positives Jahresergebnis, doch die Börse preist bereits künftige Marktdominanz ein. Die Korrektur nach dem Hoch bei 6,71 AUD könnte deshalb mehr sein als eine Atempause.

Marktbeobachter verweisen darauf, dass DroneShield künftig beweisen muss, dass die starke Wachstumsstory auch profitabel skaliert. Im Fokus steht dabei die Transformation zum SaaS-Anbieter, denn Margen von 70 Prozent im Kerngeschäft lassen sich nur mit Software verteidigen. Der Kapitalmarkt wird darauf achten, wie schnell sich die Aboerlöse als zweites Standbein etablieren.

Neue Märkte: Zivil statt nur Militär

Ein weiterer potenzieller Wachstumstreiber ist der Eintritt in zivile Märkte. Bisher stammen 95 Prozent der Umsätze aus militärischen Anwendungen. Doch Flughäfen, Energieversorger und Betreiber kritischer Infrastruktur werden zunehmend zum Ziel von Drohnenangriffen und Spionageoperationen. DroneShield bietet mit „Sentry Civ“ erstmals ein speziell auf diese Kundengruppe zugeschnittenes Produkt, das durch niedrigere Budgets und kürzere Beschaffungszyklen auch weniger abhängig von langwierigen Militärverträgen ist.

Gleichzeitig könnte eine Verschärfung der Gesetzgebung – insbesondere in den USA – einen Nachfrageboom auslösen: Sobald auch lokale Sicherheitsbehörden Drohnen aktiv stören dürfen, entsteht ein völlig neuer Massenmarkt.

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Droneshield Ltd. (WKN: A2DMAA)