Der Goldpreis hat mit Gewinnen im Juni zwar ein Lebenszeichen gesendet, ganz beendet ist der zuletzt gültige Seitwärtstrend damit aber noch nicht. Mit Ronald-Peter Stöferle ist sich ein langjähriger Fürsprecher der Gold-Hausse aber sicher, dass es mit dem Goldpreis weiter aufwärts gehen wird. In der eben erschienenen achte Ausgabe des von ihm geschriebenen Reports "In Gold we trust" führt er in Zusammenarbeit mit Mark Valek auf 97 Seiten ausführlich aus, was ihn nach wie vor an seine Prognose eines Goldpreises von 2.300 Dollar je Feinunze glauben lässt.

Den guten Ruf als Kenner des Goldmarktes hat sich Stöferle, der vor dem 2013 vollzogenen Wechsel zum Vermögensverwalter Incrementum AG mit Sitz in Liechtenstein bei der Raiffeisen Zentralbank und der Erste Group in Österreich tätig war, nicht zuletzt mit diesen jährlichen Reports erarbeitet. Nachfolgend verraten wir in Auszügen, was für Argumente die 2014er-Ausgabe beinhaltet. Lesen Sie außerdem, warum Stöferle, der in Medien gerne mal als Gold-Papst bezeichnet wird, auch an eine bessere Zukunft für Goldaktien glaubt.

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Die Gründe für die Goldpreis-Schwäche nach dem Rekordhoch vom September 2011

In einem Abschnitt des Goldreports geht Stöferle darauf ein, was aus seiner Sicht ausschlaggebend war für die von September 2011 bis Dezember 2013 schwache Entwicklung des Goldpreises. Stichpunktartig zusammengefasst führt er stark desinflationäre Tendenzen und damit einhergehend steigende Realzinsen an. Außerdem seien die Geldmengen teilweise rückläufig gewesen und in Folge steigender Aktienkurse seien die Opportunitätskosten der Goldhaltung gestiegen. Ein Einflussfaktor waren zudem die starken Abflüsse auf den ETFs im Vorjahr in Höhe von rund 900 Tonnen.

Gelitten hat der Goldpreis aber definitiv auch unter der zumindest vorübergehend zurückgekehrten Zuversicht in der Eurozone. Die Renditedifferenz zwischen italienischen und spanischen sowie deutschen Staatsanleihen hat deutlich abgenommen und befindet sich auf dem niedrigsten Stand seit 2011. Für Stöferle signalisiert dies, dass Event-Risiken in der Eurozone zuletzt ausgepreist wurden. Für das Edelmetall war das negativ, weil es eine extrem hohe Korrelation zwischen dem Goldpreis und den Kreditausfalls-Prämien (CDS) für Finanzrisiken gibt. Neben den rückläufigen Credit-Spreads belasteten den Goldpreis außerdem zunehmend negative Analystenmeinungen von führenden Instituten wie etwa Goldman Sachs.

Als Folge der durch alle diese Faktoren ausgelösten Preisrückgänge scheint sich die Stimmung unter den Anlegern bezüglich der Einschätzung der weiteren Goldpreisaussichten ähnlich wie 1976 eingetrübt zu haben. Schon im Goldreport des Vorjahres sei aber bereits auf die Ähnlichkeiten zur "Mid-Cycle-Korrektur" zwischen 1974 und 1976 hingewiesen worden. Diese Phase ähnelt der aktuellen Phase laut Stöferle besonders aufgrund der ausgeprägten Desinflation, steigender Realzinsen und eines extrem hohen Pessimismus hinsichtlich der weiteren Goldpreisentwicklung. Auch wenn der Konsens nun von einem Ende der Goldhausse ausgeht, lässt sich Stöferle aber nicht von seiner Meinung abbringen. Seine Botschaft lautet vielmehr: "Der fundamentale Case für Gold ist mehr denn je intakt."

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Gründe für einen wieder steigenden Goldpreis

Als wesentlichen fundamentale Grund, warum er die positive Grundeinschätzung hinsichtlich Gold nach wie vor nicht überdenkt, führt Stöferle die weiterhin bestehende Kombination aus extrem expansiver Fiskal- und Geldpolitik an. Nur wenn sich das wie im Jahr 1980 signifikant ändern sollte, könnte das grundsätzlich positive Umfeld für Gold in Frage gestellt werden. Doch aus seiner Sicht Wie weist aktuell nicht viel in diese Richtung.

Er ist das Gegenteil der Fall, wie die deutliche Aufblähung von Papier-Assets im Vergleich zu Sachgütern illustriert. So hat sich das globale Finanzvermögen allein seit dem Jahre 2000 verdoppelt. Das Wachstum stammt dabei in erster Linie aus den Rentenmärkten, was wiederum mit dem niedrigen Zinsniveau, der fortschreitenden finanziellen Repression, rekordhohen Budgetdefiziten und einer erhöhten Risikoaversion zu tun hat. Im genannten Zeitraum stieg der Gegenwert der Aktienmärkte um 35 Prozent und der der Anteil von Gold, obwohl seit 2000 deutlich gewachsen, verharrt noch immer auf extrem niedrigen Niveaus.

An ein Ende der expansiven Geldpolitik glaubt Ströbele nicht. Schon ein langsamer Ausstieg wird aus seiner Sicht auch diesmal wieder deutlich spürbare Konsequenzen auf die Kapitalmärkte haben. Ein Versuch, das bereits geschaffene Geld wieder zu verringern, dürfte zweifelsfrei eine massive Rezession als Konsequenz nach sich ziehen. Deshalb sei bei nachlassender Wirkung der kurzfristig stimulierenden Geldpolitik auch zukünftig wieder der Griff zu stärkerem monetären Ecstasy zu erwarten, so sein Kalkül. Bei der Wahl zwischen einem weiteren Aufblasen künstlicher Blasen oder einer schmerzhaften konjunkturellen Bereinigung dürften die Notenbanken im Zweifelsfall eine Blasenbildung präferieren.

Seit 2002 sind die Notenbankbilanzen jedenfalls deutlich gewachsen. Verglichen damit wuchs der Goldbestand nur deutlicher langsamer. Gemäß Ströbele unterstreicht dies die relative Knappheit von Gold im Vergleich zu beliebig vermehrbaren Fiat-Währungen. Aufgrund der monetären Exzesse und des globalen Abwertungs-Wettbewerbs der vergangenen Jahre, geht er davon aus, dass der Wechselkurs zwischen Gold und Papier weiter steigen wird.

Auffällig ist auch das relativ enge Zusammenspiel zwischen dem Goldpreis und den Realzinsen. Um eine langfristig negative Goldpreisentwicklung zu bewirken, müsste das erfahrungsgemäß mit steigenden oder konstant positiven Realzinsen einhergehen. Aufgrund der mittlerweile erreichten Schuldenniveaus sei dies aber nur schwer vorstellbar.

Unterschätzt wird nach Meinung von Ströbele auch die wachsende Bedeutung der asiatischen Mittelschicht auf die Goldnachfrage. Doch in den Schwellenländern sei die Goldaffinität traditionell hoch und der steigende Wohlstand werde die Nachfrage langfristig unterstützen. Wer davon ausgeht, dass die Einkommen in China und Indien weiterhin steigen und die Realzinsen weiter negativ bzw. niedrig bleiben, wird Gold deshalb zwangsläufig als Nutznießer dieser Entwicklung erkennen.

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Die Vorteile von Gold als Depotbaustein

Für Stöferle steht fest, dass Gold aufgrund seiner Eigenschaften ein sinnvoller Portfoliobaustein ist. Eine Portfoliodiversifizierung ergibt sich etwa dadurch, dass Gold mit anderen Vermögenswerten im Schnitt nur mit 0,1 korreliert. Die Korrelation mit dem Dollar beträgt sogar negative 0,5 und das Edelmetall korreliert auch mit den meisten anderen Währungen negativ. Gold wird auch eine Schutzfunktion bei Krisen zugesprochen und bei einer Anlage in physischem Gold gibt es auch kein Gegenparteienrisiko. Wegen dieser Gefahr ist Stöferle auch gegenüber Gold-ETFs kritisch eingestellt. Weil die tägliche Liquidität deutlich höher als etwa bei deutschen Bundesanleihen oder den liquidesten Aktien ist, qualifiziert sich Gold auch als ein hochliquides Anlagegut. Eine Schutzfunktion entfaltet Gold historisch gesehen in Zeiten steigender Inflationsraten und starker Deflation, nicht jedoch bei Desinflation. Auch Hausse-Phasen am US-Aktienmarkt sind in der Regel kein gutes Umfeld für die Goldpreisentwicklung. Dagegen gilt laut Stöferle bei Stagflation: Aktien und Anleihen pfui, Gold und Rohstoffe hui. Als hundertprozentigen Goldschutz lässt Stöferle Gold aber nicht durchgehen. Nicht das absolute Niveau der Teuerung sei für den Goldpreis relevant, sondern vielmehr die Tendenz der Teuerung. Steigende Teuerungsraten bedeuten demnach generell ein positives Umfeld für den Goldpreis.

Auf Seite 5: Was das Chartbild verspricht

Was das Chartbild verspricht

Aus technischer Sicht sieht Stöferle den Goldpreis am Ende der langen Konsolidierungsphase. Dafür würden unter anderem das negative Sentiment, die zuletzt gesehene relative Stärke der Minenaktien sowie insbesondere die eindeutig positiv zu interpretierenden Daten zu den Handelspositionen der anzeigepflichtigen Marktteilnehmer. Aus alledem leitet Stöferle als nächstes ein Zwölfmonats-Kursziel von 1.500 Dollar ab. Langfristig dürfte dann noch eine parabolische Trendbeschleunigungsphase folgen, bei der am Ende des Zyklus das hauseigene Langfrist-Ziel von 2.300 Dollar erreicht werden dürfte.

Auf Seite 6: Argumente, die für steigende Goldaktien sprechen

Argumente, die für steigende Goldaktien sprechen

Goldaktien haben bekanntlich eine noch schwerere Zeit hinter sich als der Goldpreis selbst. Denn prozentual gesehen sind die Kurse hier zwischenzeitlich sogar noch stärker gefallen. Stöferle spricht selbst von einer desaströsen Entwicklung und er erinnert auch daran, dass Goldaktien allgemein alles andere als "buy and hold"-Investments darstellen, sondern aktiv verwaltet werden müssen.

Wie schlecht es auch im relativen Vergleich mit Gold gelaufen ist, lässt sich unter anderem am ältesten verfügbaren Goldindex ablesen. Denn der Barrons Gold Mining Index notiert derzeit relativ zum Gold auf dem niedrigsten Stand seit mehr als 70 Jahren. Insgesamt ist der Goldminensektor dadurch im Sommer 2013 so stark überverkauft wie zuvor erst zwei Mal im laufenden Bullenmarkt. Beide Male war das laut Stöferle dann aber jeweils der Startschuss für starke Aufwärtsbewegungen der Minenaktien.

Auch gemessen am Gold Bugs Index tendieren Goldaktien in Relation zum Goldpreis auf dem niedrigsten Stand seit dem Jahre 2000. Bei diesem Vergleich ist sogar die bislang längste Underperformance der Goldaktien seit Beginn des Bullenmarktes zu erkennen. Die schwache Kursentwicklung hat dazu geführt, dass dem Sektor von Anlegerseite extrem viel Skepsis entgegengebracht wird. Dies signalisiert auch das Verhältnis von HUI-Index und S&P500, die sich auf dem niedrigsten Stand seit 2001 bewegt.

Mit Blick auf die Goldunternehmen merkt Stöferle auch kritisch an, dass es die Unternehmen nicht geschafft haben, den erwarteten positiven Hebel gegenüber Gold zu liefern, was die Anleger mit Verkäufen quittiert hätten. Ausschlaggebend dafür sei neben Kosteninflation, suboptimaler Kapitalverwendung sowie physisch hinterlegten Gold ETF’s als Investmentalternative, vor allem eine stete Extrapolation steigender Goldpreise gewesen. Es wurden immer höhere Preisannahmen unterstellt, um zuvor unrentable Unzen in Minenpläne zu inkludieren. Die Folge davon waren verlängerte Lebenszyklen der Minen und eine steigende Produktion, die oft aus hochpreisigen Unzen stammte. Zudem wurden zunehmend anspruchsvolle und komplexe Projekte in Angriff genommen und stark verwässernde Übernahmen getätigt. In Kombination mit stetig steigenden Personal- und Inputkosten sowie höheren Steuersätzen führte dies zu sinkenden operativen Cash Flows.

Die jüngsten leidvollen Erfahrungen seien aber so etwas wie ein Weckruf für die Industrie gewesen. Ein Umdenken lasse sich bereits an zahlreichen positiven Veränderungen innerhalb des Sektors ablesen. So seien bei fast 30 führenden Firmen wie Barrick Gold und Newmont Mining die Vorstandschefs ausgetauscht worden. Teilweise sei es auch zu radikalen Produktivitätsverbesserungen, Personalabbau, Neuverhandlung bestehender Verträge mit Lieferanten gekommen, was die Betriebs- und Kapitalkosten verringert habe. Die All-In Kosten fielen gemäß Black Rock von 1.200 Dollar Ende 2012 auf 1.190 Dollar im 4. Quartal 2013. Dies bedeutet die erste Kostenreduktion seit 10 Jahren. Auch an der Transparenz wurde gearbeitet und Unternehmen wie Yamana, Barrick Gold und Goldcorp veröffentlichten künftig ihre "All-In Sustaining Cash Costs". Zahlreiche Explorations- und Entwicklungsprojekte wurden veräußert oder auf Eis gelegt und der Reserve Grade der größten Produzenten stieg um zwölf Prozent auf 1,11 Gramm/Tonne. Zudem wurden die Bilanzen durch Aktienemissionen oder Umschuldungen gestärkt und zahlreiche Bekenntnisse in Richtung Dividendenwachstum und Shareholder Value abgegeben.

Das Ergebnis sei eine klare Verbesserung der operativen Performance und ein höheres Beta des Sektors. Trotzdem hätten die Sellside-Analysten nach einem Kursverfall von 70 Prozent in gewohnt prozyklischer Manier kollektive Herabstufungen der Gewinnerwartungen vorgenommen. Dieses klassische Herding-Verhalten ist oftmals ein verlässliches Kaufsignal, so Ströbele. Unter dem Strich sei das neue Bekenntnis zu Kostenwahrheit, größerer Finanzdisziplin und Shareholder Value eine wesentliche - wenn auch sehr späte - Einsicht des Sektors. Ob diese neue Fokussierung ein reines Lippenbekenntnis darstelle oder nicht, werde sich in den nächsten Quartalen weisen. Nachdem die massiven Abschreibungen und Wertberichtigungen einmalige Maßnahmen gewesen seien, könnte dies auch einen erhöhten Hebel nach oben bedeuten. Ströbele glaubt deshalb, dass Goldaktien im Moment ein klar asymmetrisches Auszahlungsprofil aufweisen.