Die Anlageklasse wächst schnell: Im Jahr 2000 legten Unternehmen aus den Emerging Markets Anleihen in Höhe von lediglich 20 Milliarden Dollar auf. Im vergangenen Jahr wurden Bonds im Gesamtvolumen von 489 Milliarden Dollar emittiert. Das übersteigt deutlich das Volumen, das Schwellenländerregierungen 2019 an Kapitalmärkten in Hartwährung emittiert haben. Trotz ihres steigenden Anteils am globalen Rentenmarkt sind Corporate-Bond-Papiere aus den Schwellenländern in den Portfolios globaler Investoren nur gering gewichtet.

Zu Unrecht. "Die Anlageklasse bietet die Chance zur Diversifikation. Zudem werfen Unternehmensanleihen aus den Schwellenländern deutlich höhere Zinsen ab als Papiere aus den Industriestaaten", sagt Lisa Turk. Noch dazu sinkt im Vergleich zu den USA in den Schwellenländern die Ausfallrate von Hochzinsanleihen.

Nur Papiere, die auf Dollar lauten

Turk managt zusammen mit Stéphane Mayor den Edmond de Rothschild Fund Emerging Credit. Der Fonds investiert sowohl in Investment-Grade- als auch in Hochzinsanleihen. Derzeit werden spekulative Papiere favorisiert, das Durchschnittsrating beträgt "BB-". Aus Liquiditätsgründen muss das Emissionsvolumen einer Anleihe mindestens 300 Millionen Dollar betragen, lokale Währungsanleihen sind außen vor. "Als High-Conviction-Fonds investieren wir nur in Unternehmen, die uns voll überzeugen beziehungsweise deren Manager wir persönlich gesprochen haben", sagt Turk.

Das Portfolio umfasst aktuell rund 120 Anleihepositionen, die nach Branchen breit diversifiziert sind. Die Anleihen weisen im Schnitt einen Kupon in Höhe von 6,4 Prozent und eine Duration von 4,1 Jahren auf. Brasilianische Unternehmen sind derzeit mit rund 22 Prozent gewichtet. "Vor einem Engagement nehmen wir eine Länderanalyse vor", erklärt Turk. "In Brasilien sind wichtige Reformen auf den Weg gebracht worden, die die Staatsverschuldung verringern und sich positiv auf die Wirtschaft auswirken."

Der brasilianische Fleischproduzent JBS zählt zu den Favoriten. "Das Unternehmen exportiert in die ganze Welt und verfügt somit über gute Dollar-Cashreserven", sagt Turk. Auf Anleihen ukrainischer Unternehmen wie etwa die ukrainische Eisenbahn entfallen rund zwölf Prozent der Mittel. Das Unternehmen gewinne durch Modernisierungsmaßnahmen verstärkt Marktkanteile.

Im Zuge der jüngsten Marktverwerfungen verlor der EdR Emerging Credit seit Jahresanfang rund neun Prozent. "Die Anlageklasse ist jetzt natürlich noch attraktiver", meint Turk. "Die Endfälligkeitsrendite liegt bei rund neun Prozent, das Timing für den Einstiegspunkt wird jetzt entscheidend sein."