Dass institutionelle Aktionäre so früh ihre Papiere einreichen, ist ungewöhnlich. Meistens warten sie bis zur letzten Minute, um nicht eine mögliche bessere Alternative zu verpassen.

Linde-Chef Aldo Belloni bangt aber vor allem um die Aktien der Kleinaktionäre. Sie halten nach Unternehmensschätzungen rund 22 Prozent der Anteile. 10 bis 13 Prozent liegen in Indexfonds, die die Aktien meist erst dann abgeben dürfen, wenn die nötigen Hürden übersprungen sind.

Die Kleinaktionärsvereinigung DSW rät den Anteilseignern von einem Umtausch ihrer Papiere ab. "Wir sind der Meinung, dass das Angebot für die Linde-Anteilseigner nicht einmal attraktiv ist. Es fällt schlicht zu niedrig aus", hatte Hauptgeschäftsführer Marc Tüngler am Montag erklärt. Die Linde-Aktionäre sollen für jeden ihrer Anteilsscheine 1,54 Aktien der Linde plc erhalten, in der die Linde AG und ihr US-Rivale Praxair aufgehen sollen. "Warum sollte ein Linde-Anteilseigner seine Papiere tauschen, wenn ihm dafür faktisch nur der aktuelle Börsenwert geboten wird?" erklärte DSW-Vizepräsidentin Daniela Bergdolt. Dabei sei die Praxair-Kursfantasie weitgehend ausgereizt. "Linde bringt so viel mehr an Werten in diese Fusion ein. Das müsste berücksichtigt werden."

Die DSW hatte sich bereits daran gestoßen, dass bei Linde - anders als bei Praxair - nicht die Hauptversammlung über die Fusion entscheiden durfte. Sie will gerichtlich klären lassen, ob das rechtens war. Eine Feststellungsklage soll in den nächsten Tagen eingereicht werden. Ein Urteil dürfte allerdings zu spät kommen, um den Zusammenschluss von Linde und Praxair zu stoppen. Tüngler sagte, es gehe auch um Klarheit für künftige Fusionen.

rtr