Der Aktienmarkt hat das schlechteste erste Halbjahr seit Dekaden geliefert und inzwischen ist der Bärenmarkt auch in jedem Depot angekommen. Doch die Kursverluste verstehen viele erfahrene Anleger weniger als Problem, sondern als Chance. Teilweise können Aktien jetzt zu rabattierten Preisen "aufgesammelt" werden, die es seit Jahren nicht mehr gegeben hat. Auch Titel welche vormals zu hoch bewertet erschienen, können nun durchaus einen Blick lohnen.

Wann sollen Anleger einsteigen?


In den letzten Monaten wurde vermehrt von institutionellen wie auch von Privatanlegern die Cashquote des Portfolios erhöht. Allesamt warten sie auf den "Boden", um wie im Corona-Crash sehr schnell und sehr günstig einzusteigen. Aber wann weiß man, welches Tief auch das tiefste ist?

Oftmals wird sich vorgestellt, dass ein massiver Abverkauf innerhalb weniger Stunden geschieht und die Märkte um -30 Prozent, -40 Prozent oder sogar -50 Prozent runterzieht. Schaut man sich jedoch die Finanzkrise von 2008 an, dann wird deutlich, dass es mehrere Tage oder auch in anderen Krisen mehrere Wochen und Monate dauern kann, bis die Abwärtsbewegung ihren tiefsten Punkt erreicht hat.

Vor allem die Buy-the-Dip Strategie aus den letzten Monaten hat gezeigt, dass ein Kurs, der sich halbiert hat, sich eben auch ohne Probleme nochmal halbieren kann. Wer deswegen jeden kleinen Einbruch bestimmter Aktien oder Indizes nachkauft, der hat vermutlich im finalen Dip keine Liquidität, um zu den günstigsten Kursen nachzulegen.

Strategievergleich: Einmalanlage vs. Sparplan

Die Statistik und Börsenweisheiten sind sich einig: "Time in the market beats timing the market". Allerdings sind in diese Betrachtungen auch die vielen Schönwetterphasen der Kapitalmärkte mit eingebunden. Wer beispielsweise 2008 auf dem Hoch des S&P500 einstieg, der sah erst 5 Jahre später grüne Vorzeichen. Auch Einmalanlagen in die ersten Dips der Krise haben sich meist erst Jahre später bezahlt gemacht.

Solche abschreckenden Beispiele lassen es natürlich attraktiv erscheinen, nicht mit einem Einmalbetrag, sondern mit einem Sparplan in die fallenden Kurse hinein zu investieren. Damit das Tief exakt zu treffen, ist zwar kaum möglich, doch bietet es jedem Anleger die Chance, monatlich zu günstigeren Kursen einzukaufen und seinen durchschnittlichen Einstiegskurs bei einer Position nach unten zu drücken.

Der daraus entstehende "Cost-Average-Effekt" macht es möglich, sich an einem Querschnitt der Krise zu beteiligen, anstatt mit einer Einmalanlage auf einen Kurs festgelegt zu sein. Denn wie lange eine Krise dauert, ist nicht abzusehen. Teilweise gibt es Crashs innerhalb weniger Tage, welche dann in einer V-förmigen Bewegung zurücklaufen (z.B. März 2020) und manchmal zieht es sich über mehrere Jahre bis hin zu Jahrzehnten (z.B. Dotcom-Crash oder Ölkrise).

Wer also einen langfristigen Anlagehorizont hat, für den ist zumeist der Sparplan das Mittel der Wahl im Bärenmarkt, da dessen Dauer und Intensität für eine Einmalanlage nicht absehbar sind.