Aktien gelten auch als Sachwerte und sollten deshalb langfristig einen guten Schutz gegen die Entwertung von Papiergeld bieten. Das Thema Sachwert steht auch bei Alexander & Baldwin ganz oben. Das hierzulande wenig bekannte Unternehmen, dessen Zentrale sich in Honululu befindet, ist einer der größten Landbesitzer auf Hawaii. Darüber hinaus hat das Unternehmen allerdings ein ganzes Potpourri an weiteren Geschäftsaktivitäten.

Substanz ist sicherlich gut. Wenn aber zu wenig an jährlichen Erträgen hängen bleibt, ist das nicht befriedigend. Und genau das stört EJF Capital. Die Beteiligungsfirma, die die Initialen ihres Gründers Emanuel J. Friedman trägt, verwaltet rund sieben Milliarden Dollar. Sie hat sich vor allem im Bereich zahlungsgestörter festverzinslicher Wertpapiere einen Namen gemacht. Vor allem bei der Auflegung des sogenannten Tarp, des staatlichen Aufkaufprogramms für Vermögen von US-Banken, hat Friedman gut verdient. Die Muster, die bei zahlungsgestörten Anleihen gelten, haben auch bei der Bewertung von Aktien durchaus eine Bedeutung. Gerade bei Substanzwerten geht es darum, was man als Investor am Ende zurückbekommen kann. Deshalb ist es eigentlich nur auf den ersten Blick überraschend, dass die Investmentfirma im September eine Beteiligung von 5,4 Prozent an Alexander & Baldwin gemeldet hat. Gegenüber der US-Börsenaufsicht SEC hat EJF Capital erklärt, Einfluss auf die Gesellschaft und die Geschäftsführung nehmen zu wollen.

Substanzwert mit Tradition



Die Wurzeln von Alexander & Baldwin reichen bis weit ins 19. Jahrhundert zurück. Im Jahr 1870 ist ein Grundstückskauf dokumentiert, der auch die Gründung des Unternehmens darstellt. Zu Beginn konzentrierte sich Alexander & Baldwin vor allem auf die Kultivierung des Landes und den Anbau und die Verarbeitung von Zucker. Im Lauf der Jahrzehnte kam eine Reihe von Aktivitäten hinzu. Heute ist Alexander & Baldwin ein Gemischtwarenladen. Das Unternehmen besitzt umgerechnet 35 000 Hektar Land und ist ein bedeutender Bauträger auf Hawaii. Hinzu kommen 60 vermietete Liegenschaften, die regelmäßig Einnahmen liefern. Damit nicht genug. Auch heute ist Alexander & Baldwin noch in der Landwirtschaft aktiv und stellt Rohrzucker her. Zum Geschäft zählen letztlich auch Bauaktivitäten, vor allem das Asphaltieren der Straßen im 50. US-Bundesstaat.

Diese Aufstellung zeigt klar, dass hier ein Geschäftsportfolio zusammengekommen ist, das eher historisch gewachsen, aber weniger auf operative Effizienz ausgerichtet ist. Auch eine Risikodiversifikation ist nicht erkennbar.

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Im Fokus der Aktivisten



An der Börse wird Alexander & Baldwin mit umgerechnet 1,6 Milliarden Euro bewertet. In US-Dollar bewegt sich die Aktie innerhalb einer relativ engen Kursspanne. Zuletzt hatte sie aber doch erheblich verloren und ihre Unterstützung nach unten durchbrochen. Offensichtlich war das der Grund, warum Friedman eingestiegen ist.

EJF Capital ist nicht der erste Aktivist, der Alexander & Baldwin seine Aufwartung macht. Im Jahr 2011 stieg Pershing Square ein, die Firma von US-Investor Bill Ackman. Auf dessen Druck wurde im Jahr 2012 Matson Navigation, das Schifffahrtsgeschäft, in eine eigenständige Aktiengesellschaft abgespalten und an die Börse gebracht. Im Vorfeld der Transaktion war die Aktie von Alexander & Baldwin stark gestiegen.

Bisher hat sich Friedman zu seinen Zielen nur zurückhaltend geäußert. Klar ist, dass Vertreter von EJF Capital mit dem Management über Möglichkeiten gesprochen haben, wie der Wert des Unternehmens in einem überschaubaren Zeitrahmen gesteigert werden könnte. Eine klare Zielrichtung bieten die Mietobjekte des Mischkonzerns. Die Handels-, Büro- und Industrieobjekte befinden sich auf Hawaii, aber teilweise auch auf dem Festland. Insgesamt handelt es sich um fast eine halbe Million Quadratmeter vermietbare Fläche. Und die steuern laut Geschäftszahlen Mieteinnahmen in Höhe von umgerechnet rund 70 Millionen Euro bei. Wer tiefer in den Jahresabschluss einsteigt, stellt fest, dass die meisten der 60 Objekte schuldenfrei sind.

Das ist ungewöhnlich. Normalerweise haben Immobilien eine Fremdkapitalquote von 50 Prozent. Sind die Mieteinnahmen sehr sicher, kann die Quote sogar noch höher sein. Klar ist auf jeden Fall: In Zeiten niedriger Zinsen scheint die Kapitalaufteilung nicht optimal zu sein. Deshalb will Friedman hier wohl Änderungen herbeiführen. Denkbar wäre zum Beispiel die Abspaltung in einen Real Estate Investment Trust (REIT). Dann erhalten Anleger zumindest nach US-Recht die Anteile des REITs steuerfrei ins Depot gebucht.

Auch nach deutschem Recht dürfte das nach jüngster Auslegung vieler Finanzämter unproblematisch sein. Eine andere Möglichkeit wäre, wenn Alexander & Baldwin die Kapitalstruktur optimiert, also die Fremdkapitalquote hochfährt. Das Geld, das dem Unternehmen zufließt, kann es dann dafür einsetzen, Aktien zurückzukaufen und so den Gewinn zu verdichten - oder um den Anlegern eine attraktive Dividende zu zahlen. Eine Vorauszahlung auf die reichliche Substanz. Dabei geht es um stattliche Summen. Würde das zusätzliche Kapital etwa komplett über Aktienrückkäufe an die Anteilseigner zurückgezahlt, könnte das einen Anteil von mehr als einem Drittel des aktuellen Börsenwertes ausmachen.

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Lukrativer Landbesitz



Das ist aber nicht alles. Die verborgenen Reserven liegen in dem Grundbesitz, der im Moment vor allem landwirtschaftlich genutzt wird. Dabei geht es um 350 Millionen Quadratmeter - umgerechnet sieben Quadratmeter pro zugelassener Aktie. Jede Reduzierung dieser Plantagen führt zwangsläufig zu freien Grundstücken. Und die sind im Urlaubsparadies Hawaii nicht beliebig vermehrbar. Die Preise für solche Liegenschaften steigen kontinuierlich.

Der riesige Grundbesitz macht die Aktie abseits aller Spekulationen zu Abspaltung, Aktienrückkäufen und Sonderdividenden zu einem Top-Langfristinvestment. Die Möglichkeit, dass Friedmans Fonds das Potenzial schneller heben könnte, als bislang vermutet, ist dabei das Salz in der Suppe.

In Deutschland sind die Handelsumsätze der Aktie gering. Anleger müssen daher Aufträge streng limitieren. Wer kostengünstig in den USA handeln kann, sollte diesen Weg vorziehen.