Nachgehakt bei: Reiner Braun. Der Vorstand des Analysehauses Empirica zum Kauf von Wohnungen in Berlin. Von Bernhard Bomke

€URO AM SONNTAG: Herr Braun, ist Berlin trotz Mietendeckel und Mietobergrenzen noch immer ein guter Standort für eine Kapitalanlage in Wohnungen?
Reiner Braun: Viele schlagen jetzt Alarm und sagen, keiner baut mehr Wohnungen in Berlin und keiner kauft mehr welche. Das glaube ich so alles nicht. Es werden dort weiterhin viele Wohnungen gebraucht, und es wird auch gebaut - künftig vielleicht etwas weniger. Ich sehe ein anderes Problem: In Berlin ist das Verhältnis zwischen Mietern und Vermietern massiv beschädigt. Vermieter müssen damit rechnen, dass Mieter dort aggressiver und fordernder auftreten als anderswo.

Was heißt das konkret?
Mieter werden schneller als bisher Mietminderung anmelden und ihre Wohnung eher als in anderen Städten renovierungsbedürftig hinterlassen.

Wenn ein Kapitalanleger dennoch auf die grundsätzliche Attraktivität der Hauptstadt setzt: Wo sollte er eine Wohnung kaufen?
Mit Blick auf eine mögliche rot-rot-grüne nächste Bundesregierung und einen dann womöglich verfassungskonformen Mietendeckel würde ich nicht innerhalb des S-Bahn-Rings kaufen. Besser ist es, sich in den äußeren Bezirken umzusehen, weil es dort mehr Wohnungen gibt, deren Miete nicht über den drohenden Obergrenzen liegt. So sind Käufer sicher, die Miete nicht reduzieren zu müssen. Dennoch sollten sie auf eine attraktive Mikrolage achten.

Warum raten Sie nicht zu Wohnungen, die frühestens Anfang 2014 fertig wurden und vom Mietendeckel ausgenommen sind?
Neubauwohnungen sind was für Leute, die glauben, dass es den Deckel allenfalls fünf Jahre gibt. Ich bin eher risikoscheu und schließe nicht aus, dass es ihn noch länger geben wird und auch die Mieten für neuere Wohnungen irgendwann gedeckelt werden.