Positiv zu beurteilen ist, dass sowohl die Zinsen immer noch nahe ihren historischen Tiefstkursen notieren und die Unternehmen noch Spielraum nach oben haben, was ihre Kapazitäten angeht. Negativ allerdings ist zu vermerken, dass sowohl in den USA als auch bei den Rohstoffpreisen schon inflationäre Tendenzen zu erkennen sind, worauf die Notenbanken mit steigenden Zinsen reagieren müssen. Und mit dem dann nicht mehr billigen Geld der Notenbanken fällt ein großer Treiber der Rally weg. Damit könnten wir uns in der Endphase dieses Zyklus sowohl in der Wirtschaft als auch am Aktienmarkt befinden.

Trumps Handelskrieg zieht Ende der Rally vor
Sicher, es kann zwar noch ein oder zwei Jahre dauern, bis die Wirtschaft tatsächlich an ihre Kapazitätsgrenzen stößt. Aber der von US-Präsident Trump angezettelte Handelskrieg macht es für die Wirtschaft zunehmend schwieriger, freie Kapazitäten in einem Teil der Welt zu nutzen, um Engpässe in anderen Regionen zu vermeiden. Das geht zu Lasten der Unternehmensgewinne. Und diesen folgen in der Regel die Aktienkurse.

Folgt dem Handelskrieg ein Währungskrieg?
Meine Kollegin Valerie Plagnol aus dem Werthstein Institut verweist auch auf das zunehmende Risiko eines Währungskrieges, je nachdem wie China mit seiner Währung weiter verfährt. Außerdem dürften ihrer Meinung nach geopolitische Risiken durch den bevorstehenden NATO-Gipfel am 11. Juli wieder in den Fokus rücken. So könnte Trump seine aggressive Handelspolitik dafür nutzen, Zugeständnisse der Partner zu erpressen. Und was passiert auf dem Treffen zwischen Trump und Putin? Dieses insgesamt unsichere Umfeld veranlasst Valerie Plagnol dazu, ihre Wertung für den Werthstein Index im Juli von "3" auf "2" zu senken. Der Index spiegelt die Aussichten für die globalen Aktienmärkte auf Sicht der nächsten drei Monate wider, wobei eine "1" für extrem negativ und die "10" für extrem positiv steht.

Steigende Risiken, geringere Chancen
Auch für mich sieht es ganz danach aus, als wären die Börsen vielleicht nur noch ein Jahr von ihren vorläufigen Höchstständen entfernt. Und wollen Sie als Anleger auf der letzten Meile noch voll investiert bleiben, obwohl die Risiken steigen und die potenziell erreichbaren Renditen immer geringer werden? Ich denke nicht. Deshalb bleibe ich bei meiner zurückhaltenden "1".

Aber wo sind die Alternativen zur Aktie?
Diese Frage stellt mein Kollege Robert Halver aus dem Institut. Und nicht ganz zu Unrecht, denn Anleihen sind es noch nicht. Damit befinden sich die Anleger in dem gleichen Dilemma wie in den neuen Jahren im Bullenmarkt zuvor. So dürfte seiner Ansicht nach Liquidität weiter in den Aktienmarkt fließen und die Rally am Leben halten. Und ja, die Wachstumsraten werden geringer, aber die Unternehmensgewinne steigen noch und das stimmt Robert Halver weiter optimistisch und er bleibt bei seiner "7" für den Werthstein Index.

Werthstein Index fällt auf 3,3 Punkte
Aus allen drei Wertungen ergibt sich ein Durchschnitt von 3,3 Punkten. Damit fällt der Werthstein Index im Juli noch einmal weiter und spiegelt die steigenden Risiken am Aktienmarkt wider.

Zeitgeists als Alternative
Apropos Alternativen, unsere Zeitgeists werden sich von den angesprochenen Risiken zwar nicht ganz abkoppeln können, aber sie haben weiterhin das Potenzial, sich besser zu entwickeln als der Gesamtmarkt. Denn zum Beispiel der Kampf gegen den Zucker dürfte weiter vehement geführt werden und der Trend zur Elektromobilität und zum autonomen Fahren dürfte trotz der Diskussion über Strafzölle auf Autoimporte anhalten. Mit unseren Zukunftstrends haben wir in den vergangenen zwölf Monaten teils zweistellige Renditen erzielt. Schauen Sie doch mal rein!