Aus Enttäuschung über mangelnde Ergebnisse des G20-Treffens haben sich Anleger am Montag aus den europäischen Aktienmärkten zurückgezogen. Die Hoffnung auf weitere EZB-Geldspritzen zur Ankurbelung der heimischen Konjunktur bremste den Abstieg allerdings etwas. Dax und EuroStoxx50 verloren jeweils mehr als ein Prozent auf 9378 und 2898 Punkte.

"Allgemein wurde ein gemeinsames Programm der 20 größten Industrie- und Schwellenländer zur unmittelbaren Ankurbelung der schwächelnden Weltwirtschaft erwartet", sagte Aktienmarkt-Experte Christian Henke vom Brokerhaus . Stattdessen stellten die Teilnehmer des Treffens lediglich Strukturreformen in Aussicht. "Für einen Wachstumsschub wird das nicht sorgen", monierten die Analysten der Essener National-Bank.

Aus diesem Grund gab die Börse in Tokio ein Prozent nach, und die Börse Shanghai rutschte sogar um 2,9 Prozent ab. Dort verunsicherte zusätzlich die Abwertung des Yuan. "Das wirft ein Schlaglicht auf die Abkühlung der chinesischen Wirtschaft", sagte Aktienhändler Markus Huber vom Brokerhaus City of London. Die chinesische Zentralbank hob den Referenzkurs des Dollar auf 6,5452 Yuan an und machte dadurch Waren chinesischer Firmen auf dem Weltmarkt wettbewerbsfähiger. Den staatlich verordneten Mittelwert darf der Yuan-Kurs nur in einer bestimmten Spanne über- oder unterschreiten.

RÜCKGANG DER INFLATION ÜBERRASCHT



Am Vormittag sorgte der Preisrückgang in der Euro-Zone für eine Überraschung. Da sich zudem der Anstieg der Kernrate, bei der die stark schwankenden Preise für Energie und Lebensmittel herausgerechnet werden, verlangsamt habe, könne mit einer baldigen Lockerung der Geldpolitik durch die Europäische Zentralbank (EZB) gerechnet werden, sagte Helaba-Analyst Ralf Umlauf. Bislang pumpt die EZB monatlich 60 Milliarden Euro in die Finanzmärkte, um die drohende Deflation, eine Spirale fallender Preise und rückläufiger Investitionen, abzuwenden und die heimische Konjunktur anzukurbeln.

Wegen der Spekulationen auf eine Ausweitung der EZB-Wertpapierkäufe fiel die Rendite der neunjährigen Papiere erstmals seit April 2015 wieder unter null auf minus 0,011 Prozent. Zehnjährige Bonds warfen zwar noch 0,110 Prozent ab, rentierten aber ebenfalls so niedrig wie zuletzt vor knapp einem Jahr. Die Renditen der zwei-, fünf-, sieben- und achtjährigen Bundestitel lagen mit minus 0,563 bis minus 0,155 Prozent jeweils auf einem Rekordtief. Der Bund-Future, der auf der zehnjährigen Anleihen basiert, stieg auf ein Rekordhoch von 166,53 Punkten. Im Gegenzug fiel der Euro zeitweise auf ein Vier-Wochen-Tief von 1,0895 Dollar.

CHINESEN STEIGEN BEI MANZ EIN



Bei den Unternehmen gerieten Manz in den Fokus. Der kriselnde schwäbische Apple -Zulieferer holt sich finanzielle Hilfe vom chinesischen Maschinenbauer Shanghai Electric. Mit Hilfe des frischen Geldes könne Manz einen Teil seiner Schulden tilgen, schrieb Analystin Victoria Kruchevska von der Equinet-Bank. Damit sei auch die Zukunft der Solarindustrie-Zuliefersparte vorerst gesichert. Die Aktien des Spezialmaschinenbauers stiegen um bis zu 16,2 Prozent auf 43,41 Euro.