Der Flash Crash am Mittwoch hat viele Anleger wieder verschreckt, die den Bitcoin schon dauerhaft im fünfstelligen Bereich sahen. Allerdings hat man die blitzartigen Einbrüche wie auch Anstiege beim Bitcoin schon sehr häufig gesehen. Was wird dieses Mal als Begründung angeführt? Zum einen gab es einen Bitcoin-Wal, der einen Tag zuvor alle seine Coins auf den Markt geworfen hatte. Schon öfter haben wir darauf hingewiesen, dass die Kryptobörsen mit ihrem Wettlauf um immer größere Hebel im Futureshandel den Markt destabilisieren könnten.

Vorreiter dieser Entwicklung war in den vergangenen Monaten Binance. Vielleicht ist es deshalb kein Zufall, dass eine größere Systemstörung bei Binance am Tag des Flash Crash stattfand. Bei den riesigen Hebeln kommt es bei Kursrückgängen schnell zu Zwangsliquidationen der Long-Positionen. So wurden laut Angaben von Skew.com allein bei der Kryptoderivate-Plattform BitMEX Long-Positionen beim Bitcoin im Wert von 120 Millionen Dollar liquidiert. Diese Dominoeffekte mit den entsprechenden Preisschwankungen dürften in Zukunft eher zunehmen. Gewiefte Trader könnten aufgrund der irren Hebelmöglichkeiten von 100 oder mehr Kryptowal spielen - das sind Akteure, die Hunderttausende Bitcoin kaufen und bewegen - und Preisschwankungen ausnutzen. Deswegen ist der Wettlauf der Kryptobörsen um immer größere Hebel nicht positiv zu sehen. Über kurz oder lang könnte es hier zu einem Lehman-Effekt an den Kryptobörsen kommen. Für den Kryptomarkt wäre der Zusammenbruch einer großen Kryptobörse der Worst Case. Ein schwarzer Schwan ist es aber nicht, sondern aufgrund der beschriebenen Entwicklung eher vorhersehbar.

Auf Beteuerungen von Kryptobörsen wie Binance, dass ihr Risikomanagement alles im Griff hat, ist nur bedingt Verlass. Anleger sind im Fall der Insolvenz einer Kryptobörse nicht durch eine Einlagen­sicherung geschützt. Deswegen sollte man die Coins für eine langfristige Anlage in einer eigenen Wallet halten und nur zum Trading eingesetzte Coins auf den Kryptobörsen belassen. Es soll jedoch kein Crashszenario heraufbeschworen werden. Die Erwartung stark steigender Preise bei Bitcoin und Co in diesem und dem kommenden Jahr bleibt unverändert.

Steiler Anstieg könnte folgen


Charttechnisch hat der Bitcoin gerade ein Golden Cross gebildet, eine sehr bullishe Chartformation. Dabei durchbricht die 50-Tage-Linie die 200-Tage-Linie von unten nach oben. Das letzte Golden Cross hatte sich im April vergangenen Jahres gebildet. Unmittelbar danach ging es kurzfristig zehn Prozent nach unten, nach einigen Tagen begann dann aber der steile Aufstieg. Von daher erinnert die aktuelle Chartsituation an die vor einem Dreivierteljahr. Denn auch nun kamen die Kurse nach Bildung des Golden Cross zunächst einmal rund zehn Prozent zurück. Jetzt könnte sich die Geschichte wiederholen, ein steiler Anstieg könnte folgen.

Vor zwei Wochen wiesen wir auf die guten Perspektiven von Ethereum hin. Während der Bitcoin seitdem leicht schwächer war, konnte Ethereum trotz der zuletzt nachgebenden Kurse an den Kryptomärkten rund 20 Prozent zulegen. Ethereum hat gute Chancen, über das ganze Jahr hinweg einer der Outperformer unter den großen Coins zu werden. Der Newsflow dürfte weiter positiv bleiben. Zum einen ist Ethereum der Hauptprofiteur vom DeFi-Boom. Die Verbindung von klassischen Finanzprodukten mit der Blockchain-Technologie gilt als Megatrend, der die Finanzindustrie umkrempeln könnte. Für die Umsetzung dieser Konzepte werden die auf der Ethereum-Blockchain beruhenden ERC-20-Token genutzt.

Auch die drittgrößte Kryptowährung, Ripples XRP, will nun auf den DeFi-Zug aufspringen, indem eine Verbindung zwischen XRP und Ethereum geschaffen wird. Außerdem könnte der unerwartet frühe Start von Ethereum 2.0 für einen weiteren Kursschub sorgen und den Coin zu einem Topgewinner im zweiten Quartal machen. Mittlerweile scheint ein Release Mitte des Jahres realistisch zu sein. Deswegen dürfte Ethereum nach der ­aktuellen Korrektur am Kryptomarkt ­wieder zu den Highflyern gehören. Auch in Zukunft dürften die Kurse volatil bleiben. Das Coronavirus hat bislang jedoch noch keine Auswirkung auf Bitcoin und Co.