Kurzfristig kann der Bitcoin und mit ihm der gesamte Kryptomarkt weiter zulegen. Mit dem jüngsten Kursanstieg ist der Bitcoin wieder über die 50-Wochen-Linie gestiegen. Mitte Juni war er unter diese wichtige Linie gefallen. Seit Bestehen des Bitcoin gab es nur einen signifikanten, aber kurzen Durchbruch beim Corona-Crash. Die zweitgrößte Kryptowährung Ethereum setzt ihre Outperformance zum Bitcoin fort und stimuliert den gesamten Altcoinmarkt. So lagen die meisten Altcoins der Top 100 in der vergangenen Woche gegenüber dem Bitcoin im Plus. 32 der Coins zeigten dabei ein Plus von zehn bis über 50 Prozent im Vergleich zum Marktführer. Trotz der zuletzt guten Aktienmärkte sollte man aber Störfaktoren von dieser Seite nicht außer Acht lassen. Denn in der kurzfristigen Betrachtung bleibt der Kryptomarkt korreliert mit den traditionellen Finanzmärkten.
Die Kryptoadoption zieht trotz der Kursrückgänge in diesem Jahr immer weitere Kreise. Das führende Wirtschaftsprüfungsunternehmen Deloitte zeigt in einer Studie das wachsende Interesse amerikanischer Unternehmen an Kryptozahlungen. Demnach planen 75 Prozent der US-Einzelhändler in den nächsten zwei Jahren, Zahlungen per Kryptowährungen oder Stablecoins zu akzeptieren und so auf das gestiegene Kundeninteresse an dieser Zahlungsart zu reagieren. Dabei ist die Einbindung von Kryptozahlungen in die bestehende Finanzstruktur der Unternehmen nicht trivial. Dazu kommen Bedenken in Bezug auf Sicherheit und Volatilität von Kryptowährungen.
Auch Ethereum-Gründer Vitalik Buterin weist auf die Entwicklung von Krypto zum Mainstream hin. Zwar stehen Kryptozahlungen immer noch am Beginn ihrer Entwicklung. Aber mit The Merge, der Umstellung des Konsensmechanismus, sowie der Einführung von Rollups auf Sidechains könnte sich das ändern. Auch sollen dadurch die derzeit noch hohen Gebühren auf null bis 25 Cent pro Transaktion fallen. Dann könnten auch kleinere Zahlungen kostengünstig abgewickelt werden. Bereits jahrelang wird auf den Wechsel bei Ethereum vom Konsensmechanismus Proof of Work zu Proof of Stake hingearbeitet. Das soll den Energieverbrauch des Netzwerks um 99 Prozent senken, gerade in diesen Tagen ein nicht zu unterschätzendes Argument.
Im ersten Quartal 2023 soll dann das Sharding eingeführt werden und die Skalierbarkeit des Netzwerks dadurch erheblich verbessert werden. Allerdings gibt es auch Gegner der Umstellung. So erwartet Twitter-Gründer Jack Dorsey als Folge ein zentralisierteres und unsichereres Netzwerk. Auch einflussreiche Miner haben schon angekündigt, dass sie über eine Fork der Blockchain den Proof of Work beibehalten wollen. Dennoch würde die Musik aber auf dem umgestellten Ethereum-Netzwerk spielen, weil die Vorteile einfach zu groß sind.
Mit der Annäherung an den avisierten Umstellungstermin am 19. September könnte zunächst aber die Unsicherheit wachsen, ob die größte Veränderung im Netzwerk seit der Hard Fork im Jahr 2016 problemlos klappt. Der Optimismus überwiegt allerdings, Ethereum konnte seit der Ankündigung des Termins Mitte Juli gegenüber dem Bitcoin um satte 50 Prozent zulegen.