Wie schnell die Stimmung an den Märkten gedreht ist, beweist der Börsengang der Social-Trading-Plattform eToro. Die Aktien legten am ersten Handelstag um mehr als 30 Prozent zu. von Nils Jacobsen
Es geht doch: Gerade einmal fünf Wochen ist es her, dass Anleger in den Abgrund starrten. Die Turbulenzen um die „Trump-Tariffs“ hatten die Märkte kurzzeitig Anfang April sogar in den Bärenmarkt-Status gedrückt. Vor allem Fintechs litten unter den sich plötzlich massiv eintrübenden Aussichten: Eine anhaltende Börsenbaisse bedeutet schließlich mittelfristig eine nachlassende Handelsaktivität.
Was für einen Unterschied ein guter Monat machen kann! Die Vorzeige-Unternehmen der Branche – Robinhood, Coinbase oder Nubank – legten allesamt in den vergangenen fünf Wochen seit den Jahrestiefs zweistellig zu und boten damit die Steilvorlage für ein seit Jahren geplantes IPO – nämlich den Börsengang von eToro.
Der bereits 2007 in Israel gegründete Branchenpionier nutzte die Gunst der Stunde und legte gestern an der Technologiebörse Nasdaq unter dem Tickersymbol ETOR ein starkes Debüt hin. Ursprünglich hatte eToro bei der Neuemission eine Bewertung von 4 Milliarden US-Dollar und die Aufnahme von 500 Millionen frischem Kapital angestrebt.
Erstnotiz 40 Prozent über Ausgabekurs
Die Aktien wurden zeichnungswilligen Anlegern zunächst in einer Preisspanne von 46 bis 50 Dollar angeboten, doch aufgrund der starken Nachfrage erhöhte eToro das Emissionsvolumen auf 620 Millionen US-Dollar. Der finale Ausgabepreis wurde auf 52 Dollar pro Aktie festgelegt.
Anleger, die bei der Zuteilung der Aktien zum Zuge kamen, konnten sich über deutliche Kursaufschläge freuen. Die Erstnotiz von 72 Dollar lag gleich 40 Prozent über dem Ausgabekurs, und auch zum Schlusskurs von 68,40 Dollar blieb für Zeichner noch ein üppiges Plus von 32 Prozent. Die Gewinnmitnahmen am heutigen Handelstag fallen mit einem Minus von lediglich 3 Prozent auf Kurse von 65 Dollar vergleichsweise moderat aus.
Das israelische Fintech erreicht damit aus dem Stand eine Bewertung von 5,5 Milliarden Dollar. Ursprünglich hatte eToro bereits 2021 Pläne für einen Börsengang über eine SPAC (Special Purpose Acquisition Company) mit der Fintech Acquisition Corp. angekündigt. Damals war eine Bewertung von rund 10 Milliarden Dollar im Gespräch. Doch regulatorische Hürden und Börsenturbulenzen führten dazu, dass der IPO auf 2025 verschoben wurde.
Geschäftsentwicklung deutlich hinter Coinbase und Robinhood, aber auf Wachstumskurs
eToro ist bereits in über 140 Ländern aktiv und zählt inzwischen mehr als 38 Millionen Nutzer. Das isrealische Unternehmen, das von Brüdern Yoni Assia und Ronen Assia sowie David Ring gegründet wurde, profitiert von seinem besonderen Geschäftsmodell: Es vereint Social Trading mit dem Handel von Kryptowährungen, Aktien, ETFs und weiteren Anlageklassen und spricht damit sowohl Einsteiger als auch erfahrene Anleger an.
Mit Funktionen wie CopyTrader und Smart Portfolios hat sich eToro einen Namen gemacht. Nutzer können damit entweder die Strategien erfolgreicher Anleger übernehmen oder gezielt in thematisch ausgerichtete Portfolios investieren. Besonders im Kryptobereich konnte eToro in den vergangenen Jahren deutlich zulegen.
Im Geschäftsjahr 2024 erzielte eToro laut Börsenprospekt einen Umsatz von 931 Millionen Dollar, was einem Anstieg von 46 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Der Nettogewinn lag bei 192 Millionen Dollar – ein deutlicher Zuwachs gegenüber den 15 Millionen Dollar im Jahr 2023. Der bereinigte Nettoumsatz belief sich nach Abzug der Kosten für Kryptowährungen auf 824 Millionen Dollar.
Zum Vergleich: Krypto-Branchenprimus Coinbase setzte im vergangenen Geschäftsjahr 6,29 Milliarden Dollar um und verbuchte dabei Nettogewinne von 2,58 Milliarden Dollar, wird aber auch aktuell mit knapp 64 Milliarden und damit mit mehr als dem Elffachen von eToro bewertet. Robinhood erlöste 2024 2,95 Milliarden Dollar und erzielte dabei einen Nettogewinn von 1,41 Milliarden Dollar und bringt es auf eine Marktkapitalisierung von rund 51 Milliarden Dollar.
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