Der Euro rutschte auf ein Sieben-Monats-Tief von 1,0643 Dollar, und näherte sich damit dem Zwölf-Jahres-Tief von 1,0456 Dollar an, das er Mitte März erreicht hatte. "Die Anleger wetten darauf, dass die US-Notenbank im Dezember die Zinswende vollziehen und erstmals seit fast zehn Jahren die Geldflut drosseln wird", sagte ein Händler. Dagegen werde in der Euro-Zone mit einer weiteren Öffnung der Geldschleusen gerechnet.

Der schwächere Euro macht die Produkte europäischer Firmen in den USA günstiger. Zugleich leidet die US-Konkurrenz unter dem höheren Dollar, der für Investoren bei einer Zinserhöhung attraktiver ist und daher derzeit gekauft wird. Allerdings würde die seit langem erwartete Zinswende auch eine Erholung der US-Konjunktur signalisieren. Daher legten die US-Futures ebenfalls zu. Viele Anleger warteten mit Spannung auf die Statistik zu den US-Verbraucherpreisen, die am frühen Nachmittag zur Veröffentlichung anstanden. Von ihnen dürften weitere starke Zinssignale ausgehen, hieß es.

Unterstützung bekam der Dax vom überraschend klaren Anstieg des ZEW-Konjunkturindex - auch nach den Anschläge von Paris. "Trotz der wachsenden Sorge über die Sicherheit in Europa nach den schrecklichen Ereignissen vom Wochenende wollen sich die Anleger nicht entmutigen lassen", fasste ein Händler zusammen. Frankreich ersuchte unteressen erstmals in der EU-Geschichte formell die anderen Mitgliedsländer um Beistand.

UNITED INTERNET NACH ZWISCHENBILANZ AUF REKORDHOCH



Im Dax standen ThyssenKrupp mit einem Plus von 3,6 Prozent an der Spitze. Anleger hofften bei der Vorlage der Bilanz am Donnerstag auf gute Zahlen. Analystenschätzungen zufolge dürfte der Mischkonzern im Geschäftsjahr 2014/15 (per Ende September) seinen Gewinn gesteigert haben und damit auch eine höhere Dividenden ausschütten.

Im TecDax sorgten United Internet nach einer Steigerung von Umsatz und operativem Ergebnis im dritten Quartal für Kauflaune. Die Aktien des Internet- und Mobilfunk-Anbieters stiegen um bis zu 4,6 Prozent auf ein Rekordhoch von 48,82 Euro.

Weiter gesucht waren die Aktien von Rüstungskonzernen wie Rheinmetall, die im MDax nach dem fast kräftigen Vortagesplus um weitere 2,2 Prozent zulegten. Die britische BAe Systems verteuerten sich um knapp zwei Prozent. "Wir rechnen mit zusätzlichen Ausgaben für Polizei, private Sicherheitsdienste und militärische Interventionen", schrieben die Analysten der Citigroup.

In London blieben die Aktien von Easyjet trotz eines Gewinnsprungs im abgelaufenen Geschäftsjahr 2014/15 am Boden und verloren mehr als vier Prozent. Händler sprachen von Gewinnmitnahmen und Nachwirkungen der Anschläge von Paris, die der Reisebranche generell schadeten. Dagegen zogen Randstad in Amsterdam um rund acht Prozent an. Der nach der Schweizer Adecco weltweit zweitgrößte Personalvermittler aus den Niederlanden hatte sich zuversichtlich über die weitere Entwicklung geäußert. Adecco zogen in Zürich um rund vier Prozent an.