Nach vielen Jahren Sanierung kann von einer Trendwende nicht gesprochen werden. Noch nicht. Das Blatt könnte sich aber wenden. Risiko­bereite Anleger wagen sich vor.

Euromicron wurde durch Firmenkäufe aufgeblasen. Am Ende konnten die Zukäufe aber nicht integriert werden. Der Versuch, dem Ganzen einen organisatorischen Überbau zu geben, scheiterte. Das aktuelle Managementteam hat seit 2015 eher Schadensbegrenzung betrieben und versucht, harte Schritte zu vermeiden. Der Kurs sank in den Keller. Von zweistelligen Notierungen 2015 ging es bergab bis unter drei Euro. Dann setzte die Trendwende ein. Was war geschehen?

Euromicron meldete, dass Funkwerk eine Kapitalerhöhung im Verhältnis zehn zu eins gezeichnet hat. Der Mittelständler sei zudem bereit, seine Position bei Euromicron auszubauen. Das ist auch geschehen. Funkwerk erwarb bei der zweiten Kapitalerhöhung alle Aktien, die Anteilseigner nicht gezeichnet hatten. Der Anteil beträgt nun rund 15 Prozent.

Kapitalerhöhung erster Schritt


Die Kapitalmaßnahmen haben den Vorteil, dass es Euromicron mit den Einnahmen in Höhe von fast zehn Millionen Euro leichter fallen wird, seine Zahlungsverpflichtungen im kommenden Jahr zu erfüllen. Wichtiger noch: Das Unternehmen gewinnt einen in Sachen Restrukturierung erfahrenen Großaktionär. Auch Funkwerk hatte einmal große Ambitionen und geriet in eine Krise.

Doch im Gegensatz zu Euro­micron sorgten harte Schnitte für eine Trendwende. In der Folge haben sich die Kurse vervielfacht. Dass Funkwerk hier Ähnliches im Sinn haben könnte, ist wahrscheinlich. Die organisatorische Basis für Veränderungen könnte auf der Hauptversammlung am 29. August gelegt werden. Zur Wahl in den dreiköpfigen Aufsichtsrat sind Michael Radke, Aufsichtsratsvorsitzender von Funkwerk, und der Unternehmensberater Wolfram Römhild vorgeschlagen. Beide dürften auf eine Beschleunigung der Trendwende drängen.

Der Hebel ist auf jeden Fall hoch. Euro­micron wird im Moment mit 36 Millionen Euro bewertet. Im laufenden Jahr sollen 325 bis 345 Millionen Euro durch die Bücher gehen. Die erwartete Marge gemessen am Ergebnis vor Abschreibungen, Zinsen und Steuern liegt zwischen vier und 5,5 Prozent. Mittelfristig sollen acht Prozent erreicht werden. Gelingt das, müsste die Aktie aufwerten. Das Kursziel der Analysten von GBC Research beträgt dementsprechend 6,90 Euro.