Insidern zufolge bereiten Behörden derzeit eine mögliche Schließung der europäischen Tochter der zweitgrößten russischen Bank VTB Bank vor. Vor dem Hintergrund des russischen Einmarschs in die Ukraine wachse die Sorge vor den Auswirkungen der westlichen Sanktionen auf das Geldhaus. Das sagten zwei mit der Angelegenheit vertraute Personen. Der europäische Betrieb der VTB Bank könne demnach innerhalb von Tagen durch die Aufsichtsbehörden in Deutschland eingestellt werden. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) beobachte die Entwicklung sehr genau und sei bereit zu handeln, falls dies notwendig werden sollte. Eine endgültige Entscheidung sei jedoch noch nicht getroffen worden.

Die VTB hat mehr als vier Milliarden Euro Einlagen in Europa, hauptsächlich in Deutschland. Die Einlagen der Sparer sind bis zu einer Summe von jeweils 100.000 Euro geschützt. Nach eigenen Angaben ist das Bankhaus weiter arbeitsfähig: "Die wirtschaftliche Lage der VTB Bank (Europe) SE ist stabil und die Bank ist voll funktionsfähig", hieß es am Donnerstag. Die europäische VTB-Tochter unterliege derzeit keinen EU-Sanktionen und sei Vollmitglied im internationalen Zahlungssystem Swift.

Westliche Sanktionen gegen Russland isolieren Russlands Wirtschaft und Finanzsystem


Die USA, die EU und Großbritannien haben nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine Sanktionen verhängt, um Russlands Wirtschaft und Finanzsystem zu isolieren. Nach eigenen Angaben hat unter anderem die Londoner Börse den Handel mit 28 Wertpapieren gestoppt, die in Verbindung mit Russland stehen. Das gab Börsenchef David Schwimmer am Donnerstag bekannt. Die Maßnahme gründe sich auf Sanktionen und solle es ermöglichen, die Geschäfte geordnet weiterzuführen. Unter anderem hatte die London Stock Exchange in der vergangenen Woche die Aktien der VTB Bank aus dem Handel genommen.

Die Sanktionen des Westens gegen Russland hatten außerdem zu einem Ansturm auf Bankeinlagen in Russland und auf den europäischen Zweig der Sberbank geführt. Das Geldhaus wurde von der Europäischen Zentralbank (EZB) für zahlungsunfähig oder demnächst zahlungsunfähig eingestuft. Lesen Sie hier unseren Bericht zur Sberbank.

Insidern zufolge nimmt die EZB-Bankenaufsicht derzeit Geldhäuser mit engen Verbindungen zu Russland unter die Lupe, wozu auch die europäische Tochter der VTB Bank gehöre. Das Institut befindet sich nach eigenen Angaben in enger Abstimmung mit der Bafin und bewertet derzeit die Folgen der verhängten Finanzsanktionen gegen Russland.

Weitere Sanktionen in Vorbereitung


Derweil bereitet die Europäische Union (EU) weitere Sanktionen im Zuge des Kriegs in der Ukraine vor. Auch Belarus als enger Verbündeter Russlands könne vom internationalen Zahlungssystem Swift abgeschnitten werden, sagte ein EU-Vertreter am Donnerstag. Allerdings spiele Swift für Banken in Belarus nicht so eine wichtige Rolle wie für Transaktionen in Russland. Insgesamt sollen sieben russische Banken von Swift ausgeschlossen werden. Zu den Instituten gehört etwa die VTB Bank. Nicht auf der EU-Liste finden sich aber die Sberbank sowie die Gazprombank. Großbritanniens Außenministerin Liz Truss sagte bei einem Besuch in Litauen, kein russisches Geldhaus sollte mehr Zugang zu Swift haben. "Wir müssen weitergehen."

iw/rtr/dpa-AFX