BMW schließt seine Werke in Deutschland, Großbritannien und Südafrika bis nach Ostern und erwartet im laufenden Jahr einen Einbruch von Absatz und Gewinn.

"Die Produktionsunterbrechung wird voraussichtlich bis zum 19. April eingeplant", sagte Vorstandschef Oliver Zipse auf der Bilanzpressekonferenz in München, die erstmals nur online übertragen wurde. Dies habe BMW zum Schutz der Gesundheit seiner Mitarbeiter und aufgrund der Absatzentwicklung entschieden. "Viele Händlerbetriebe in Europa haben bereits vorübergehend geschlossen." Von der Produktionsunterbrechung seien rund 30.000 Mitarbeiter betroffen, sagte BMW-Produktionsvorstand Milan Nedeljkovic. Der größte Teil davon ist nach Angaben einer Sprecherin in Deutschland angestellt. Wie viele Mitarbeiter BMW in Kurzarbeit schickt, ist noch offen. Im US-Werk Spartanburg will BMW die Produktion zumindest in den kommenden Tagen aufrecht erhalten. In China hatte der Ausbruch der Pandemie die Fertigung von BMW anderthalb Wochen lang lahmgelegt.

AUS EIGENER KRAFT AUS DER KRISE


Der Münchener Konzern erwartet, dass die Pandemie und die Eindämmungsversuche von Staaten und Unternehmen die Autonachfrage in allen wesentlichen Märkten erheblich beeinträchtigen. Damit ist die von BMW geplante Steigerung von Absatz und Gewinn im laufenden Jahr obsolet. Die Verkaufszahlen dürften deutlich unter dem Rekord des vergangenen Jahres liegen, sagte Finanzvorstand Nicolas Peter. "Infolge der Belastungen aus der inzwischen weltweiten Ausbreitung dürfte das Konzernergebnis vor Steuern 2020 nun deutlich rückläufig sein." Im Autogeschäft rechne er mit einem Einbruch der Umsatzrendite (Ebit-Marge) auf zwei bis vier Prozent. Sie war im vergangenen Jahr bereits auf 4,9 Prozent von 7,2 Prozent abgesackt und entfernt sich nun noch weiter von dem eigentlich angestrebten Bereich zwischen acht und zehn Prozent.

Grundlage der aktuellen Geschäftserwartung sei allerdings die Annahme, dass sich die Verkaufszahlen in allen Märkten nach einigen Wochen wieder normalisieren, betonte Peter. Hoffnung schöpft Vertriebschef Pieter Nota aus der Erholung in China, wo der Auftragseingang deutlich anziehe. Längerfristige Auswirkungen infolge der Pandemie seien allerdings nicht abschätzbar und im Ausblick nicht enthalten, sagte Peter.

Von Staatshilfen oder eine Aufweichung der Aufweichung der CO2-Emissionsgrenzen in Europa, wie in der Branche bereits diskutiert, will BMW allerdings nichts wissen. Der Autobauer habe selbst in der Finanzkrise schwarze Zahlen geschrieben und seine Finanzlage seitdem verbessert, sagte Peter. "Deswegen bin ich sehr zuversichtlich, dass wir auch durch diese Krise gut aus eigener Kraft kommen werden."

FORD, TESLA, TOYOTA - DIE KRISE MACHT VOR KEINEM HALT


Am Mittwoch kündigte auch Toyota eine Aussetzung der Produktion in Europa und der Türkei an. Der nach Volkswagen zweitgrößte Autobauer der Welt erklärte, wegen der rasanten Ausbreitung der Pandemie den Maßnahmen der Behörden seien die Absatzaussichten ungewiss. Betroffen seien Standorte in Frankreich, Großbritannien, Polen, Tschechien und der Türkei.

Wie VW und Audi schließt nun auch deren Schwestermarke Porsche ihre die Werke. Der Betrieb in den Fertigungsstätten in Stuttgart und Leipzig sollen ab Samstag für zwei Wochen ruhen. Ursache seien auch Engpässe bei globalen Lieferketten, erklärte der Sportwagenbauer. Nissan legt Werke in Europa und Indonesien vorübergehend still. Produktionsstopps hatte auch Ford in Europa angekündigt, nun folgt der US-Elektroautobauer Tesla in Kalifornien. Die Zulieferer Bosch und ZF planen ebenfalls Fertigungspausen ein.

Branchenexperten befürchten dramatische Folgen für die Branche, die in Deutschland und Europa zu den wichtigsten Arbeitgebern zählt. "Sollte sich die Coronavirus-Krise in den nächsten Wochen und Monaten verschärfen, wovon auszugehen ist, führt dies zu Lieferengpässen, Produktionsausfällen, aber auch zu starken Kaufrückgängen, was bis zum Jahresende nicht mehr aufzuholen wäre", sagte Analyst Frank Schwope von der NordLB.

rtr