Der Autozulieferer Vitesco hat im abgelaufenen Geschäftsjahr im Tagesgeschäft wieder schwarze Zahlen geschrieben und etwas besser abgeschnitten als erwartet. Trotz Halbleiterknappheit ist es den Regensburgern gelungen, Umsatz und Ergebnis zu steigern, wie der SDax-Konzern am Dienstag nach Börsenschluss mitteilte. Der Umsatz der ehemaligen Continental-Antriebssparte legte nach vorläufigen Zahlen rund vier Prozent auf 8,35 Milliarden Euro zu. Damit habe der Umsatz im Rahmen der Konzern-Erwartungen von 8,2 bis 8,4 Milliarden Euro gelegen, jedoch unter dem Marktkonsens von 8,43 Milliarden.

Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) lag mit rund 149 Millionen Euro deutlich im Plus. Damit verdiente der Antriebsspezialist im vergangenen Jahr mehr, als Analysten erwartet hatten. Wie JPMorgan-Experte Jose Asumendi schrieb, liege der Wert um knapp zehn Prozent über den Markterwartungen. Der Marktkonsens lag laut Vitesco bei 136 Millionen Euro. Noch im Vorjahr hatte Vitesco einen operativen Verlust von 95 Millionen Euro eingefahren. Grund waren die Belastungen durch die Corona-Lockdowns gewesen. Auch beim freien Finanzmittelzufluss (Free Cashflow) von 113 Millionen Euro lag Vitesco über den Expertenerwartungen. Das Unternehmen will am kommenden Montag (21. Februar) detailliertere Zahlen bekanntgeben. Der Geschäftsbericht soll am 25. März folgen.

Vitesco war im September 2021 als Abspaltung des Automobilzulieferers Continental an die Börse gegangen. Conti-Aktionäre hatten vor dem Börsendebüt der ehemaligen Antriebssparte für je fünf Continental-Aktien ein Papier des Regensburger Unternehmens ins Depot gebucht bekommen. Vitesco wurde zum ersten Kurs von 59,80 Euro mit 2,4 Milliarden Euro bewertet - Continental verlor gleichzeitig 3,6 Milliarden an Börsenwert.

Einschätzung zur Vitesco-Aktie


Die Eckdaten kamen am Mittwochmorgen bei den Anlegern gut an: Die Vitesco-Aktie legte in den ersten Handelsminuten vier Prozent zu und erreichte damit den höchsten Wert seit Anfang Februar. Bis zum Mittag musste Vitesco die Gewinne jedoch wieder abgeben und notierte rund ein Prozent schwächer. Seit dem Spin-Off im September 2021 gab das Papier rund 28 Prozent nach.

Die vorläufigen Zahlen zum abgelaufenen Geschäftsjahr können sich dennoch sehen lassen: Die Verbesserung des Free Cashflow und des bereinigten operativen Gewinns sei ein erster Schritt für Zutrauen in die Erholung des Unternehmens, kommentierte etwa Jefferies-Analyst Sascha Gommel. Auch wenn noch Details fehlten, habe Vitesco ein gutes Zahlenwerk vorgelegt, attestierte Christoph Laskawi von der Deutschen Bank.

Analyst Romain Gourvil von der Berenberg Bank lobte derweil die Margenentwicklung, die besser als erwartet sei. Außerdem habe der Free Cashflow die Marktprognosen übertroffen, fügte er hinzu. Der Umsatz hingegen habe einen Tick darunter gelesen. Beim Blick nach vorne rechnet Gourvil allerdings damit, dass sich die Geschäfte nur verhalten entwickeln werden. Die Umsätze im Bereich E-Mobilität dürften erst 2023 und danach richtig anziehen, schrieb er in einer am Mittwoch vorliegenden Studie.

Das Zahlenwerk erscheint grundsätzlich solide. Bis 2024 soll auch das Geschäft mit Elektroantrieben nach Vitesco-Chef Andreas Wolfs Vorstellungen profitabel sein. Wir bleiben vorerst bei unserer Kauf-Empfehlung.

iw/rtr/dpa-AFX