Euphorie und Einbruch - in ihrer kurzen Börsenhistorie hat die Aktie von Exasol bereits mehr hinter sich als manche Werte in zehn Jahren. Kurz nach dem Börsengang im Mai 2020 ging es steil nach oben, gemessen am Emissionspreis von 9,50 Euro verdreifachte sich der Aktienkurs. Die Softwarefirma konnte die Erwartungen nicht erfüllen. Exasol wollte zu viel, hat Personal aufgebaut und zusätzliche Kosten nicht mit Umsatzwachstum unterlegen können. Der Kapitalverbrauch ist hoch. Die Folge: Investoren stiegen aus. Gemessen am Kurshoch hat sich der Wert fast gefünftelt. Risikobereiten Anlegern, die mit Schwankungen umgehen können, eröffnet sich eine interessante Gelegenheit.

Basis des Investments ist die technologische Stellung des Unternehmens. Exasol bietet eine Software zum Management und zur Analyse von Daten, die sehr gute Bewertungen von Marktanalysten erhält. Sie übertrifft Wettbewerber in der Geschwindigkeit, hat niedrigere Kosten und höhere Einsatzflexibilität. Dass große Firmen wie Adidas das Produkt nutzen, bestätigt diese Einschätzung. Gleichzeitig wächst der Markt für diese Lösungen deutlich an. Die vom Unternehmensberater McKinsey prognostizierte jährliche Wachstumsrate liegt bei über 25 Prozent.

Beschleunigung im neuen Jahr

Es spricht einiges dafür, dass Exasol besser abschneiden könnte. Schon heute liegen die Wachstumsraten des operativen Auftragsbestands bei rund 25 Prozent, wenn die reduzierte Prognose für 2021 erreicht wird. Ende 2021 hat das Unternehmen die Brücke zur Cloud überschritten, bietet das Produkt auf großen Plattformen an. Zudem werden neue Modelle wie nutzungsbasierte Abrechnung angeboten. 2022 wird das Produktangebot noch einmal ausgeweitet. Gerade durch die Verfügbarkeit auf großen Cloud-Plattformen dehnt sich der erreichbare Markt automatisch aus. Eine Beschleunigung der aktuellen Entwicklung ist der große Werttreiber dieser Börsengeschichte.

Dass Exasol auch 2022 noch rote Zahlen schreiben dürfte, ist dabei der große Negativpunkt. Allerdings sind die hohen Kosten, etwa zum Ausbau der Marktposition, schnell umkehrbar beziehungsweise sollten sie sich bei Wachstum durch Skaleneffekte relativieren. Zum Jahresende hat das Unternehmen einen Bargeldbestand von rund 25 Millionen Euro. Angesichts der strukturellen Änderungen müssten die Barmittel ausreichen, um das Unternehmen in die Gewinnzone zu führen.

Neben der Chance auf eine operative Trendwende muss Exasol auch als Übernahmekandidat gehandelt werden. Ein vertriebsstarkes IT-Unternehmen könnte aus dem Produkt schnell viel mehr rausholen und würde entsprechend auch ein ordentliches Aufgeld zahlen.

Unsere Empfehlung: Die Talfahrt der Aktie hat sich seit September noch einmal beschleunigt. Ein Boden könnte sich um sechs Euro bilden. Anleger sollten den Stoppkurs beachten. Aufträge müssen unbedingt limitiert werden. Kaufen.