Zuletzt hatte eine Reihe von EZB-Vertretern eine erste Zinserhöhung für den Juli in Aussicht gestellt. Am Mittwoch sprach EZB-Direktor Frank Elderson die Möglichkeit an, dass die Leitzinsen im Juli steigen könnten. Bundesbankpräsident Joachim Nagel äußerte sich ähnlich.

Die Aussagen Lagardes sind mit dem Juli-Termin vereinbar. Nach einer ersten Zinserhöhung sollten die weiteren Anhebungen graduell erfolgen, sagte sie. Die Französin verwies auf die Inflation, die für einige Zeit hoch bleiben dürfte. Im April war die Inflationsrate auf 7,5 Prozent angestiegen. Dies war der höchste Stand seit der Einführung des Euro. Die mittelfristigen Inflationserwartungen lägen nahe oder über dem Inflationsziel von zwei Prozent, sagte Lagarde.

Die Leitzinsen im Währungsraum liegen seit längerem auf Rekordtiefständen. So liegt der Hauptrefinanzierungssatz schon seit dem März 2016 auf null Prozent. Der derzeit wichtigere Einlagensatz liegt aktuell auf minus 0,5 Prozent. Zu diesem Satz können Banken Geld bei der EZB parken. Hintergrund für die lange sehr niedrigen Zinsen sind mehrere aufeinanderfolgende Krisen, darunter die Euro-Krise und die Corona-Pandemie. Andere westliche Notenbanken, wie die der USA und Großbritanniens, haben bereits ihre Zinsen angehoben.

Der Euro reagierte nach den Lagarde-Äußerungen mit einem kleinen Aufschlag. Nach 1,0535 US-Dollar am Morgen notierte die Gemeinschaftswährung am Vormittag zeitweilig bei 1,0574 Dollar. Die EZB hatte den Referenzkurs am Dienstagnachmittag auf 1,0554 Dollar festgesetzt.