Die Pressekonferenz mit EZB-Chefin Christine Lagarde (14:30 Uhr)


Ökonomen zur EZB-Geldpolitik


ULRICH WORTBERG, HELABA:


"Die EZB hat an der expansiven Ausrichtung der Geldpolitik keine Veränderungen vorgenommen. Der Fokus liegt weiterhin darauf, für günstige Finanzierungsbedingungen zu sorgen."

FRIEDRICH HEINEMANN, ZEW:


"Bei einer Mehrheit im EZB-Rat herrscht offenbar die Sicht vor, dass sich die Euro-Zone nur dann erholen kann, wenn die langfristigen Zinsen auf ihrem historisch niedrigen Niveau verbleiben. Diese Sichtweise überzeugt in einem Umfeld der kräftigen Konjunkturerholung immer weniger. Steigende Langfristzinsen sind eine natürliche Marktreaktion auf die stark verbesserte Wachstumsperspektive. Zudem liegen die Zehn-Jahres-Renditen immer noch sehr weit unterhalb eines Niveaus, das sich belastend auswirken könnte. Sogar für Griechenland und Italien bewegen sich die Anleiherenditen derzeit unter einem Prozent und damit sehr deutlich unter der aktuellen Inflationsrate.

Die EZB betreibt damit eine Steuerung der Langfristzinsen gegen die Marktlogik. Geldmenge und EZB-Bilanzsumme relativ zur Wirtschaftsleistung steigen mit dieser Politik sehr rasch an. Es stimmt vermutlich, dass der aktuelle Inflationsschub dem Ende der Pandemie geschuldet und kurzfristig ist. Allerdings wachsen mit der Fortsetzung der aktuellen Geldpolitik die Risiken für eine dauerhafte Inflationsdynamik."

ALEXANDER KRÜGER, BANKHAUS LAMPE:


"Inflationsspuk hin oder her, die EZB bleibt bei ihrer Linie. Ihr Vorgehen zeigt eine große Gelassenheit gegenüber dem aktuellen Inflationsanstieg. Sie setzt weiter auf den Erhalt günstiger Finanzierungsbedingungen und vor allem auch höhere PEPP-Käufe. Die Ruhe der EZB tut gut, da sie auf aktuelle Inflationstreiber ohnehin kaum Einfluss hat. Statt Inflation zu bekämpfen, dürfte die EZB noch lange alles tun, um für Stabilität bei Konjunktur, Staaten und Finanzmärkten zu sorgen."