Die Pressekonferenz mit EZB-Chefin Christine Lagarde (14:30 Uhr)




Ökonomen zu Beschlüssen der Europäischen Zentralbank


THOMAS GITZEL, CHEFÖKONOM VP BANK:
"Es sind Schicksalsmonate für der EZB. Der Energiepreisschock wird die Teuerungsraten auf neue Höhen treiben. Die europäischen Währungshüter laufen Gefahr, dass sie bei einer zu lockeren Handhabung der Geldpolitik einen historischen Fehler begehen. Die EZB räumt den wirtschaftlichen Risiken bedingt durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine den Vorrang ein. Zinserhöhungen könnten laut der EZB, nachdem die Anleihekäufe eingestellt werden, nach einiger Zeit erfolgen. Das klingt jedenfalls nicht nach einer Zinsanhebung noch im laufenden Jahr sondern ist wohl eher Bestandteil des Jahres 2023.

Die EZB muss raus aus den Anleihekäufen. Ein Stopp der Wertpapierkäufe würde den europäischen Währungshütern ermöglichen rasch mit einer Zinserhöhung auf die Inflationsentwicklung zu reagieren. Solange aber die ultra-expansive Geldpolitik in Kraft ist, bedarf es eines Vorlaufs, weil in einem ersten Schritt zunächst die Wertpapierkäufe gestoppt werden müssen. Damit verstreicht aber wertvolle Zeit."

FRIEDRICH HEINEMANN, ZEW-INSTITUT
"Der Krieg in der Ukraine hat die Unsicherheit über die wirtschaftliche Entwicklung der Eurozone massiv steigen lassen. Zwei Wochen nach Kriegsausbruch ist es unabsehbar, wie stark der Konflikt die Erholung der Wirtschaft dämpfen wird. Es ist nachvollziehbar, dass sich die EZB noch etwas Zeit nimmt, bevor sie die geldpolitische Wende einleitet. Dass diese Wende kommen muss, ist durch den russischen Überfall auf die Ukraine aber letztlich noch dringender geworden. Der neuerliche Energiepreisanstieg wird die Inflation kurzfristig noch weiter anheizen. Noch wichtiger für die Geldpolitik sind die ausgelösten Inflationsprozesse. Der zu beschleunigende Umbau der Energieversorgung wird kostspielig und über Jahre die Preise treiben. Außerdem können es sich die Gewerkschaften in den kommenden Tarifrunden anders als im letzten Jahr nicht länger leisten, den sehr starken aktuellen Kaufkraftverlust der Löhne einfach zu ignorieren. Der Krieg wirkt längerfristig inflationär und auf diese Gefahr muss der EZB-Rat bald eine überzeugende Antwort finden."

rtr