Man sei bereit, bis zum Start der kommenden Saison bis zu 200 Millionen Euro für neue Spieler auszugeben. "Für einen einzelnen Spieler können es auch mal 60 bis 80 Millionen Euro sein", sagte Hoeneß auf eine entsprechende Frage der Moderatorin Maxi Sarwas. Für einen speziellen Spieler würde er sogar noch höher gehen: Kylian Mbappé vom französischen Spitzenklub Paris Saint-Germain. "Für Mbappé würde ich auch 100 Millionen bezahlen, aber dafür kriegt man wahrscheinlich nur das linke Schienbein", scherzte Hoeneß. Mbappé kam 2017 für eine Ablösesumme von 160 Millionen Euro von AS Monaco und gilt hinter einem Teamkollegen Neymar als der zweitteuerste Spieler der Welt. Im Gegensatz zu früher bekomme der FC Bayern "nicht mehr jeden Spieler, den er haben möchte", so Hoeneß. Dennoch sei das Monetäre nicht der alleinige Erfolgsgarant: "Geld regiert den Fußball, aber die letzten fünf bis zehn Prozent müssen in entscheidenden Situationen die Spieler selbst leisten."

Transfers in der genannten Größenordnung könne der FC Bayern aus seinen Rücklagen finanzieren - im Gegensatz zu den meisten Konkurrenten: "Ich bin stolz darauf, dass wir in einem solchen Fall nicht in die Kreditabteilung, sondern die Festgeldabteilung der Bank gehen." Noch anders laufe es beispielsweise beim englischen Erstligaklub Manchester City, der vom ehemaligen Bayern-Coach Pep Guardiola trainiert wird und dem Scheich Mansour Bin Zayed Al Nahyan aus Abu Dhabi gehört. "Mein Freund Pep hat mir erzählt, was passiert, wenn er einen Spieler haben will, der 100 Millionen Euro kostet. Er sammelt er ein paar Videos über den Spieler und fliegt zum Scheich. Dann gibt es ein opulentes Essen, man sieht sich die Videos an, und der Scheich überweist die Summe. Am nächsten Tag dreht der Scheich den Gashahn um ein paar Millimeter weiter auf, und er hat das Geld wieder drin."

Hoeneß beklagte finanzielle Nachteile seines Vereins gegenüber ausländischen Spitzenklubs, was TV-Einnahmen betrifft. "Hier sind wir Waisenknaben. Wir bekommen aus Fernsehrechten 100 Millionen Euro, bei den Engländern sind es jeweils 300 Millionen Euro, und bei den Spaniern nur etwas weniger." Hingegen sei der FC Bayern im Marketing "unerreicht". In diesem Zusammenhang plädierte Hoeneß dafür, ein Bundesligaspiel pro Woche im frei empfangbaren Fernsehen zu zeigen. Karl-Heinz Rummenigge, der Vorstandschef des FC Bayern, hatte unlängst sogar gefordert, die gesamte Champions League im Free-TV zu senden. Hintergrund ist die vergleichsweise hohe Abhängigkeit des deutschen Rekordmeisters von den Werbeeinnahmen, die wiederum stark von der Zuschauerzahl beeinflusst sind.

Hoeneß kündigte an, dass der FC Bayern konzernweit im laufenden Geschäftsjahr 2018/19, das am 30. Juni endet, erstmals über der Schwelle von 700 Millionen Euro Umsatz liegen werde. 2018 waren es 657,4 Millionen Euro. Gleichzeitig werde man die Zahl von 300.000 Mitglieder überschreiten. Schon jetzt ist der FC Bayern mit 291.000 Mitgliedern (Stand Ende Juni 2018) der größte Sportverein der Welt - vor dem portugiesischen Spitzenklub Benfica Lissabon und dem Bundesligisten Schalke 04.

Zu seiner Verurteilung wegen Steuerhinterziehung im Jahr 2014 sagte Hoeneß: "Was ich damals gemacht habe, war ein schwerer Fehler." Man solle ihm allerdings zugute halten, dass er gegen das Urteil des Landgerichts München II keine Revision eingelegt hatte. "Das hatte niemand von mir erwartet." Hoeneß wurde zu einer Haftstrafe von dreieinhalb Jahren verurteilt, die nach Verbüßung der Hälfte zur Bewährung ausgesetzt wurde. Die Bewährungsfrist war Anfang März 2019 abgelaufen, damit ist Hoeneß endgültig ein freier Mann.

Der Präsident des FC Bayern gab auch einen Einblick in sein Kommunikationsverhalten. Er besitze keinen Computer, benutze sein Smartphone nur zum Telefonieren und habe noch nie in seinem Leben eine Mail verschickt. "Für so etwas gibt es genügend Leute in meinem Umfeld." Durch diese Enthaltsamkeit lebe er ruhiger als viele Kollegen "mit ihren dauernden Ups und Downs" und habe mehr Muße für wohl überlegte Entscheidungen.