Bevor die Fed die Zinsen anhebt, will sie aber noch Fortschritte auf dem Weg zur angestrebten Vollbeschäftigung und zu stabilen Preisen sehen. Viele Marktteilnehmer erwarten, dass die Notenbank im September oder zum Jahresende die Zügel strafft - erstmals seit Juni 2006. Gegen eine frühere Zinswende spricht, dass die Konjunktur zu Jahresbeginn eingebrochen ist: Der starke Dollar und die ungewöhnlich kalte Witterung brachten das Wachstum fast zum Erliegen.

Die Finanzmärkte reagierten unbeeindruckt auf die Fed-Erklärung. Die Wall Street hatte bereits zuvor den Schock der schwachen Wachstumszahl verdauen müssen: Die US-Börsen verloren rund 0,5 Prozent, der Euro war auf rund 1,11 Dollar geklettert.

"Trotz einer Reihe enttäuschender Daten lässt sich die Fed jetzt nicht zu voreiligen Schlüssen hinreißen", sagt Ökonom Christian Schulz von der Berenberg Bank. Sie hält den Leitzins seit dem Höhepunkt der globalen Finanzkrise Ende 2008 auf dem rekordniedrigen Niveau von null bis 0,25 Prozent.

FÜR SPANNUNG BLEIBT GESORGT



Anders als noch im März schloss die Fed die Zinswende für die nächste Sitzung aber nicht explizit aus. "Eine Leitzinserhöhung im Juni ist weiterhin möglich. Dazu müssten sich aber insbesondere die Konjunkturdaten aus der Industrie deutlich verbessern, und die nächsten beiden Arbeitsmarktberichte gut ausfallen", meint Ulrike Rondorf vom Bankhaus Lampe. Die Fed achtet besonders auf die Entwicklung der Jobs, da sie Vollbeschäftigung fördern soll. Mit einer Quote von zuletzt 5,5 Prozent ist sie diesem Ziel recht nahe.

Allerdings fiel der Stellenzuwachs im März mit 126.000 mager aus. Zugleich bereitet die wegen des billigen Öls niedrige Inflation den Geldpolitikern Sorge. Die sogenannte Kernrate - ohne Preise für Energie und Nahrungsmittel - legte zuletzt um 1,4 Prozent zu und ist damit noch weit unter dem Zielwert der Fed von zwei Prozent.

Die Federal Reserve sorgt mit ihrer ultralockeren Geldpolitik bereits seit Jahren dafür, dass die Aktienmärkte von Rekord zu Rekord eilen konnten. Andererseits weisen Kritiker darauf hin, dass wegen des vielen billigen Geldes Blasen an den Märkten drohen, falls die Fed nicht rechtzeitig auf die Bremse tritt. Mit einer verfrühten Zinswende wiederum könnte die Fed aber den Konjunkturmotor abwürgen.

Das Bruttoinlandsprodukt der weltgrößten Volkswirtschaft legte von Januar bis März aufs Jahr hochgerechnet nur noch um 0,2 Prozent zu. Mit einem solch starken Einbruch hatte kaum ein Experte gerechnet, zumal die Konjunktur Ende 2014 noch rund lief und die Wirtschaft um 2,2 Prozent zulegte. Dem US-Handelsministerium zufolge hat ein Streik der Hafenarbeiter an der Westküste das Wachstum gebremst. Da zudem das Wetter die Daten verhagelt hat, spiegeln sie wohl nicht die wahre Stärke der Wirtschaft wider.

Ihr macht jedoch der Höhenflug des Dollar zu schaffen, der Exporte verteuert. Die Ausfuhren brachen zu Jahresbeginn um 7,2 Prozent ein. Der Dollar hat zum Euro in diesem Jahr massiv aufgewertet. Hauptgrund für die Stärke ist, dass die Europäische Zentralbank mit dem Kauf von Staatsanleihen für eine Geldschwemme in der Euro-Zone gesorgt hat. Dies hat zu einer Abwertung der Gemeinschaftswährung geführt. rtr