Fed-Chef Jerome Powell sagte, die Währungshüter hätten auf der Sitzung ihr milliardenschweres Anleihenprogramm analysiert und breit darüber diskutiert. Sie seien entschlossen, falls nötig mit "kraftvollen Instrumenten" wie diesen die von der Krise hart getroffene Wirtschaft noch stärker zu stützen. Dauer, Umfang und Zusammensetzung des Kaufprogramms könne bei Bedarf angepasst werden.

Einstweilen werde die Notenbank das Tempo ihrer Ankäufe beibehalten: Sie erwirbt derzeit Monat für Monat Wertpapiere im Volumen von mindestens 120 Milliarden Dollar. Noch warte die Notenbank ab, meint Ökonom Bastian Hepperle vom Bankhaus Lampe. "Das Feld für weitere Stützmaßnahmen ist aber bereitet. Für die kommenden Monate ist mit weiteren Lockerungsmaßnahmen zu rechnen." Damit könnte es auf beiden Seiten des Atlantiks bald geldpolitisch noch laxer zugehen: Die EZB hatte jüngst die Tür für weitere Konjunkturhilfen der Notenbank weit geöffnet. Viele Experten erwarten, dass sie auf ihrer Sitzung am 10. Dezember ein neues geldpolitisches Stützungspaket beschließen wird.

WAHL STEHT "NICHT IM ZENTRUM"


Die Fed wird wenig später, am 16. Dezember zu ihrer letzten regulären Sitzung in diesem Jahr zusammenkommen. Sie musste nun den geldpolitischen Kurs abstecken, während weiter Unklarheit darüber herrschte, wer künftig die größte Wirtschaftsmacht der Welt führen wird: Amtsinhaber Donald Trump oder sein demokratischer Herausforderer Joe Biden. Powell wollte sich nicht zu der Auseinandersetzung über die Präsidentenwahl äußern, bei der Trump den Sieg reklamierte, obwohl auch zwei Tage nach der Wahl noch kein End-Ergebnis feststand. Powell sagte, die Wahl sei zwar immer mal wieder ein Gesprächsthema für die Währungshüter, doch habe sie nicht im Mittelpunkt der Sitzung gestanden.

"Die Fed tut gut daran, mitten im Auszählungs- und Anfechtungskrimi um die US-Präsidentenwahl erst einmal weiter abzuwarten", erklärte Ökonom Friedrich Heinemann vom ZEW. Trump und Biden stünden auch für sehr verschiedene Modelle in der Fiskalpolitik. Biden dürfte seiner Ansicht nach fiskalpolitisch deutlich offensiver agieren als Trump und würde damit die Fed in ihrer Verantwortung für eine Konjunkturerholung von der Corona-Rezession entlasten. "Wer der nächste Präsident der USA wird, ist hochgradig relevant für die Geldpolitik. Diese Entscheidung der Wähler und Gerichte muss daher erst zweifelsfrei gefallen sein, bevor die Fed ihrerseits neue geldpolitische Beschlüsse fassen kann."

Die Zitterpartie um den Wahlausgang, die wohl ein juristisches Nachspiel haben wird, kommt für die Fed zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Sie dringt seit langem auf ein weiteres Konjunkturpaket, damit die unter der Corona-Krise leidende Wirtschaft mehr Fahrt aufnehmen kann.

Das Parlament konnte sich in Wahlkampfzeiten jedoch nicht zu neuen Hilfen durchringen. Auch nach der Kongress-Wahl wird die Lage wohl nicht besser, wie Chefökonom Samy Chaar vom Bankhaus Lombard Odier prophezeit: "Die Wahl hinterlässt einen gespaltenen Kongress und führt unweigerlich dazu, dass das Pandemie-Konjunkturpaket kleiner ausfallen wird als erwartet." Anstelle der zwei Billionen Dollar, die die Märkte bei einem demokratisch kontrollierten Kongress erwartet haben, seien eher staatliche Hilfen in Höhe von 500 Milliarden bis einer Billion Dollar wahrscheinlich. Die Fed stehe unter Druck, diese Lücke zu schließen.

Powell appellierte an die Politik in Washington, in der Frage der Konjunkturhilfen an einem Strang zu ziehen, um die Wirtschaft so schnell wie möglich wieder auf Kurs zu bringen. Doch entnehme er den Diskussionen beider politischer Lager im Kongress, dass wohl Hilfe auf den Weg gebracht werde.

Die Wirtschaft hat im Zuge der Krise eine Achterbahnfahrt hingelegt: Sie hat nach dem Corona-bedingten Konjunktureinbruch im Frühjahr im Sommer-Quartal wieder kräftig Boden gutgemacht. Doch angesichts hoher Infektionszahlen trübt sich der Konjunkturausblick wieder ein. Auch der Arbeitsmarkt ist noch weit von Normalität entfernt: Im Zuge der Pandemie gingen mehr als 22 Millionen Jobs verloren, von denen bislang nur rund die Hälfte wieder geschaffen wurde.

rtr