"Indem sie diesen Schritt noch kurz vor Jahresende hineinquetscht, reduziert sie die Wahrscheinlichkeit von drei weiteren Schritten im kommenden Jahr", sagt Rabobank-Marktexperte Philip Marey. Richard Turnhill, Chef-Anlagestratege des weltgrößten Vermögensverwalters Blackrock, kommt zu einem anderen Schluss: Er rechne dank des robusten Aufschwungs in den USA mit mindestens drei weiteren Schritten.

Die anstehenden US-Konjunkturdaten würden den Befürwortern rascherer Zinserhöhungen voraussichtlich Rückenwind geben, sagt Commerzbank-Volkswirt Bernd Weidensteiner. "Der kräftige Stellenzuwachs und die niedrige Arbeitslosigkeit bieten ein günstiges Umfeld für den privaten Konsum." Die Käufe der Verbraucher gelten als Hauptstütze der weltgrößten Volkswirtschaft. Am Donnerstag stehen die Zahlen zu den US-Einzelhandelsumsätzen auf dem Programm.

ANHEBUNG DER EZB-KONJUNKTURPROGNOSEN ERWARTET

Dann beraten auch die Bank von England (BoE) und die EZB über ihre Geldpolitik. Beide Notenbanken werden ihre jeweiligen Schlüsselsätze wohl nicht antasten. Nachdem EZB-Chef Mario Draghi bei der vorangegangenen Sitzung die Drosselung der Anleihekäufe verkündet hatte, rechnen Börsianer nicht mit großen Entscheidungen. Allerdings könnte die Notenbank ihre Inflations- und Wachstumsprognosen anheben.

Dieser Optimismus werde sich in den heimischen Konjunkturdaten widerspiegeln, betont Commerzbank-Experte Weidensteiner. Das Barometer für die Stimmung der europäischen Einkaufsmanager - auch am Donnerstag - werde mit 60 Punkten auf hohem Niveau verharren. Bereits am Dienstag gibt der ZEW-Index Auskunft über die Laune der deutschen Börsenprofis.

Dank der positiven Grundstimmung stieg der Dax in der alten Woche um etwa zweieinhalb Prozent - so stark wie zuletzt nach dem Sieg des Pro-Europäers Emmanuel Macron bei der ersten Runde der französischen Präsidentschaftswahl im April. Wenn sich der deutsche Leitindex auf seinem aktuellen Niveau von gut 13.200 Punkten halten könne, wäre dies der Startschuss für eine Jahresendrally, prognostiziert Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets.

GROSSER VERFALL AM TERMINMARKT - BITCOIN-FUTURE STARTET

Der nahende "Hexensabbat" könnte im Wochenverlauf allerdings zu größeren Kursausschlägen führen. Am Freitag laufen Futures und Optionen auf Dax & Co. sowie Optionen auf einzelne Aktien aus. In den Tagen zuvor versuchen Investoren meist, die Preise derjenigen Wertpapiere, auf die sie Derivate halten, in eine für sie günstige Richtung zu bewegen.

Unabhängig davon feiert in der Nacht zum Montag (MEZ) der erste Terminkontrakt auf die Internetwährung Bitcoin an der US-Börse CBOE sein Debüt. Mit diesen Papieren können Investoren auf steigende und fallende Kurse setzen. Außerdem gelten sie als Türöffner für das Engagement institutioneller Anleger in die Cyber-Devise, die zuletzt stark schwankend von Rekord zu Rekord jagte. "Es bleibt in meinen Augen kritisch zu beobachten, wie der Kurs mit den neuen Marktteilnehmern zurechtkommen wird", sagt Timo Emden, Deutschland-Chef des Online-Brokers DailyFX. In der alten Woche legte der Kurs der virtuellen Währung knapp 40 Prozent zu. Am Freitag markierte sie zunächst eine neue Bestmarke von 17.157 Dollar, um binnen Stunden auf 13.620 Dollar abzustürzen.

rtr