Die amerikanische Notenbank hob die Zinsen erneut kräftig an – könnte das der letzte große Zinsschritt für dieses Jahr gewesen sein? Von Jennifer Senninger

Damit hatten die Märkte gerechnet: Die amerikanische Notenbank Fed hebt die Zinsen um 0,75 Prozentpunkte an. Der Leitzins erreicht damit eine Spanne von 3,75 bis vier Prozent. Es ist damit bereits die vierte große Zinsanhebung der Fed in Folge, seit März hob die Notenbank die Zinsen um insgesamt 3,75 Prozentpunkte an. Der Grund: Sie will die hohe Inflation mit allen Mitteln bekämpfen. Die Inflationsrate lag zuletzt immerhin bei rund 8,2 Prozent.

Die Aktienmärkte reagierten auf die Zinsanhebung zunächst positiv. Dennoch stellt sich die Frage, ob die Fed zum Jahresende nun eine langsamere Geldpolitik betreiben wird oder im aktuellen Tempo fortfährt. „Meine Kollegen und ich sind fest entschlossen, die Inflation wieder auf unser Ziel von zwei Prozent zu senken", so jedenfalls Jerome Powell am heutigen Mittwoch. Und: „Wir gehen immer noch davon aus, dass weitere Erhöhungen angemessen sind“. Zur Wiederherstellung der Preisstabilität sei es wahrscheinlich erforderlich, den restriktiven geldpolitischen Kurs noch einige Zeit beizubehalten. 

Wie Reuters berichtete, denken viele Experten, es könnte 2022 die letzte große Zinsanhebung gewesen sein. "Aller Voraussicht nach war das aber der letzte XXL-Zinsschritt für dieses Jahr", sagte Ökonom Bastian Hepperle von Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. Denn jede weitere Anhebung würde auch Risiken bergen, zudem brauche es seine Zeit, bis die straffe Geldpolitik zur Gesamtwirtschaft durchdringt. „Ab Dezember wird die Fed deshalb eine Verringerung des Leitzinserhöhungstempos beschließen“. Der Meinung ist auch LBBW-Experte Elmar Völker: "Nach den heutigen Signalen verfestigt sich zunächst die Aussicht, dass es im Dezember einen etwas kleineren Zinsschritt um 50 Basispunkte geben wird – sofern die bis dahin noch anstehenden Inflationsdaten nicht erneut alle Erwartungen sprengen."

Die Zinssätze wurden dieses Jahr mit der heutigen Erhöhung insgesamt um 3,75 Prozentpunkte angehoben. Auch wenn weitere Erhöhungen laut Powell „angemessen“ seien, um die Inflation zu bekämpfen, erwähnt er auch: Es kann einige Zeit dauern, bis sich die Geldpolitik „in vollem Umfang“, insbesondere auf die Inflation, auswirkt. „Deshalb werden wir bei der Festlegung des Tempos künftiger Erhöhungen die kumulative Straffung der Geldpolitik und die Verzögerungen, mit denen die Geldpolitik die Wirtschaftstätigkeit und die Inflation beeinflusst, berücksichtigen.“ Heißt: Eventuell war es für dieses Jahr erst einmal die letzte Jumbo-Erhöhung. „Wie ich in den letzten beiden Pressekonferenzen gesagt habe, wird es irgendwann angemessen sein, das Tempo der Erhöhungen zu verlangsamen, wenn wir uns dem Zinsniveau nähern, das ausreichend restriktiv sein wird, um die Inflation auf unser zwei-Prozent-Ziel zu senken.“, so Powell.