Diese im Fachjargon als Tapering bekannte Operation zum Herunterfahren der Anleihenkäufe markiert eine geldpolitische Trendwende, die an den Finanzmärkten bereits Spekulationen auf eine Zinserhöhung im nächsten Jahr auslöste.

"Die Fed wird sich aber zunächst bemühen, diese Debatte nicht noch weiter anzuheizen", meint Commerzbank-Chefökonom Jörg Krämer. Fed-Chef Jerome Powell hatte jüngst die Marschrichtung vorgegeben: Es sei zwar an der Zeit, die Anleihenkäufe zu verringern, aber nicht die Zinsen zu erhöhen. Dies wäre verfrüht, betonte er.

Doch für das Tapering ist die Fed laut Powell in der Spur. Die Notenbank hat substanzielle Fortschritte auf dem Jobmarkt zur Voraussetzung für eine Verringerung ihrer Käufe gemacht. Die Erholung am US-Arbeitsmarkt war im September zwar etwas ins Stocken geraten, da das Stellenplus mit 194.000 relativ niedrig ausfiel. Doch bereits im Oktober könnten unter dem Strich 425.000 neue Jobs hinzugekommen sein, wenn die Ökonomen mit ihrer Vorhersage für den am 5. November anstehenden Arbeitsmarktbericht der Regierung richtig liegen.

Die rasch steigenden Preise verringern allerdings die Kaufkraft der Verbraucher, die mit ihren Ausgaben einen Großteil der US-Wirtschaftsleistung ausmachen. Im September kletterte die Teuerungsrate auf 5,4 Prozent und damit weit über das Ziel der Fed von zwei Prozent hinaus.

WERTPAPIERBESITZ VON 8 BILLIONEN DOLLAR


Kopfzerbrechen dürfte den Währungshütern auch bereiten, dass die Konjunktur im Sommer mit einem Plus beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) um annualisiert 2,0 Prozent leicht schwächelte. "Die niedrigere Gangart der US-Wirtschaft sollte die US-Notenbank jedoch nicht davon abhalten, ihr Anleihekaufprogramm auslaufen zu lassen", meint LBBW-Ökonom Dirk Chlench. Die gesunkenen Corona-Fallzahlen sollten dazu beitragen, dass das Wachstum im vierten Quartal wieder etwas höher ausfallen werde.

Die geldpolitische Trendwende stehe bevor, meint auch Chefvolkswirt Thomas Gitzel von der Liechtensteiner VP Bank. Für die ultra-expansive Linie als Antwort auf die Pandemie und ihre wirtschaftlichen Folgen bestehe schlicht keine Notwendigkeit mehr. Gitzel verweist darauf, dass die Fed im Zuge der Corona-Krisenpolitik ihre Anleihebestände glatt verdoppelt habe: Ihr Wertpapierbesitz liege nun bei rund acht Billionen Dollar.

DWS-Volkswirt Christian Scherrmann betont, dass das Anleiheankaufprogramm abgeschlossen sein müsse, bevor an etwaige Zinsschritte zu denken sei. Laut Powell könnte ein Tapering Mitte nächsten Jahres beendet sein: "Dies impliziert, dass die weithin erwartete Reduktion der Ankäufe um 15 Milliarden Dollar pro Monat ab Mitte November umgesetzt wird", meint Scherrmann. Sollten die Ankäufe deutlicher verringert werden, wäre das aus seiner Sicht als ein klares Signal zu werten, dass die US-Notenbanker ernsthaft in Sorge wegen des Preisauftriebs seien.

"Tatsächlich legen die Äußerungen von Notenbankmitgliedern nahe, dass sich die Fed zusehends Sorgen um die Inflation macht", meint Commerzbank-Chefökonom Krämer. Die Mitglieder des für die Geldpolitik zuständigen Offenmarktausschusses hätten in ihrem Zinsausblick vom September einen ersten Zinsschritt wohl erst für 2023 eingeplant: "Die Finanzmärkte zweifeln aber zusehends daran, dass die Fed noch so lange warten kann."

rtr