Die Sensoren von Flir Systems sehen besser als jeder Autofahrer. In der Dunkelheit erkennen die Wärmebildkameras des US-Herstellers Fußgänger viermal schneller als das menschliche Auge. Das autonome Fahren, so der Konzern, könne dank der Infrarotsensoren deutlich sicherer werden.

Das Unternehmen verfügt derzeit über die einzige für Autos zugelassene Wärmebildkamera. Über den Autozulieferer Veoneer wurden von BMW bis GM bisher mehr als 600 000 Fahrzeuge mit Nachtsicht sowie Fußgänger- und Tiererkennung ausgestattet. Mit seinem Know-how um die Objekterkennung mit oder ohne Wärmesignatur hilft Flir zudem dabei, Verkehrsflüsse zu lenken oder Produktionsprozesse zu überwachen. So steuern etwa Hamburg oder Darmstadt die Ampelschaltung an ihren Kreuzungen mit den Kameras des Unternehmens.

Noch aber stehen die neuen Anwendungen erst für einen kleinen Teil des zuletzt 1,9 Milliarden Dollar schweren Jahresumsatzes. Das Hauptgeschäft ist der Verkauf von Infrarotsensoren sowie Wärmebild- und Überwachungskameras. Ingenieure inspizieren damit Hochspannungsleitungen oder spüren Gaslecks auf, Sicherheitskräfte schützen mit den Systemen Gebäude und Grenzen, detektieren Gift- und Sprengstoffe. Flir ist dabei auf allen Gebieten die weltweite Nummer 1 oder zählt zumindest zu den Marktführern. Die Berenberg Bank glaubt daher, dass das Unternehmen pro Jahr organisch um fünf Prozent wachsen kann. In den vergangenen Jahren sind die Einnahmen jedoch vor allem durch Übernahmen gestiegen.

Mit den Käufen von Drohnen- und Roboterfirmen stärkte Flir seine Rüstungssparte und senkte die Abhängigkeit vom Geschäft mit Infrarotsensoren. Heute stehen die militärischen Anwendungen für 42 Prozent der Umsätze, in den vergangenen 18 Monaten gingen so viele Verteidigungsaufträge ein wie nie zuvor.

Kurzer Pandemieboom

Dass sich Flir derzeit auch im zivilen Bereich gut schlägt, liegt wiederum an der Corona-Krise. Flir-Kameras können kontaktlos und aus mehreren Metern Entfernung die Körpertemperatur messen und sind daher in der Pandemiebekämpfung grundsätzlich gefragt. Der Bedarf sank zuletzt aber. Dennoch blieb der Umsatz im zweiten Quartal mit 482 Millionen Dollar stabil. Größere Sorgen um das Industriegeschäft scheinen nicht angebracht. Der Auftragseingang zog an, der Orderbestand erreichte mit 913 Millionen Dollar einen Rekordwert. Flirs Wachstumschancen sollte die Börse nach der Pandemie auch ganz ohne Wärmebildkamera erkennen.