Im kleinen griechischen Grenzort Idomeni sind Schätzungen zufolge 8000 Menschen gestrandet, die an der Einreise nach Mazedonien gehindert werden - mindestens 22.000 sollen es in ganz Griechenland sein. Deutschland stellte Hilfen für das EU-Land in der Flüchtlingskrise Aussicht. Die österreichische Regierung wehrte sich in deutlicher Form gegen Kritik von Kanzlerin Angela Merkel an ihrer Asylpolitik.

Österreich und mehrere andere Staaten entlang der Balkanroute lassen nur noch eine begrenzte Zahl von Flüchtlingen pro Tag nach Norden weiterziehen. Mazedonien etwa lässt nur noch einige hundert Migranten aus Syrien und dem Irak hinein.

Viele Mensche, die dort in der Nacht im Freien ausharren mussten, reagierten verzweifelt. "Öffnet die Grenzen", war immer wieder in Sprechchören zu hören. Ein Mann rief: "Wir sind gegen Leute, die Grenzen für Frauen, Kinder und Kranke schließen." Dies sei eine Schande für ganz Europa. Derweil kommen ständig mehr Menschen von den griechischen Inseln auf dem Festland an.

Merkel wertete die Alleingänge Österreichs und einiger anderer Staaten als einen Grund für die Zuspitzung. "Wenn der eine seine Grenze definiert, muss der andere leiden. Das ist nicht mein Europa", sagte Merkel. Man werde Griechenland aber nicht einfach im Stich lassen. Alle Euro-Staaten hätten im vergangenen Jahr nicht so hart für den Verbleib Griechenlands im Euroraum gekämpft, um ein Jahr später das Land ins Chaos zu stürzen. Regierungssprecher Steffen Seibert sagte, beim EU-Gipfel am 7. März müsse mit den Griechen beraten werden, wieviel Unterstützung sie bräuchten.

ÖSTERREICH: WERDEN AUCH WEITER BREMSEN



Die österreichische Regierung verwahrte sich gegen Merkels Kritik. Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil sagte im Sender "Ö1", Merkel habe gesagt, dass es in Deutschland formal keine Obergrenze gebe. "Dann würde ich sie einladen, dass sie diese Menschen, die in Griechenland jetzt ankommen ... direkt nach Deutschland holt." Österreich wolle nicht "zur Wartezone mitten in Europa werden", sagte Doskozil. Innenministerin Johanna Mikl-Leitner sagte, Österreich werde verhindern, dass sich im Land die Flüchtlinge sammelten. "Wir werden auch weiterhin bremsen, und das Bremsen tun wir auch für Deutschland." Der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier warnte dagegen vor gegenseitigen Schuldzuweisungen. "Die Risse, die jetzt mutwillig entstehen, werden mühsam wieder gekittet werden."

Unterdessen zeigte sich die marokkanische Regierung nach den Worten von Innenminister Thomas de Maiziere damit einverstanden, all diejenigen Migranten von dort zurückzunehmen, die im vergangenen Jahr nach Deutschland gekommen seien. "Das bezieht sich vor allen Dingen auch auf die sogenannten Schein-Syrer, also diejenigen die vorgeben, Syrer zu sein, in Wahrheit aber Marokkaner sind", sagte er bei einem Besuch in Rabat. Eine zahlenmäßige Begrenzung werde es nicht geben. De Maiziere wollte am Abend in Algerien eintreffen und am Dienstag in Tunesien, um ähnliche Vereinbarungen zu schließen. Alle drei Länder möchte die Bundesregierung zu sicheren Herkunftsstaaten erklären, um die Asylverfahren für Menschen von dort zu beschleunigen.

Offenbar auch wegen der Barrieren entlang der Balkanroute blieb die Zahl der in Deutschland ankommenden Flüchtlinge auch am Wochenende auf vergleichsweise niedrigem Niveau. Am Samstag seien bundesweit 574 und am Sonntag 520 Einreisen von Migranten festgestellt worden, sagte eine Sprecherin der Bundespolizei. Die Zahlen liegen seit zwei Wochen unter 900 Einreisen pro Tag, seit einer Woche sogar unter 700. An der deutschen Grenze wurden in diesem Jahr bislang rund 7300 Flüchtlinge zurückgewiesen