Eine Pause gemacht hat die Goldhausse. Ein Teil der Anleger hat Gewinne mitgenommen, zudem war eine Konsolidierung überfällig. Auch die Aktien der Goldproduzenten gaben in den vergangenen zwei Monaten nach, nachdem sie seit Jahresanfang noch stärker als der Goldpreis angezogen hatten. Nun stehen die Chancen aber gut, dass die Korrektur sich dem Ende neigt und Goldminenaktien bald wieder ihren Aufwärtstrend aufnehmen.

Dafür spricht schon die Jahreszeit. Seit 1985 war von November bis Februar stets die Zeit, in welcher der Preis für das Edelmetall und in seinem Sog die Minenaktien die beste Rendite erzielt haben. Hinzu kommt, dass in den nächsten Wochen die Ergebnisse für das dritte Quartal publiziert werden. Diese dürften meist sehr gut ausfallen. Schon allein, weil wegen des Lockdowns im ersten Halbjahr viele Bergwerke ganz oder teilweise geschlossen waren und dann wieder eröffnet wurden. So stieg im dritten Quartal das Produktionsvolumen, was sich positiv auf das Ergebnis der Gesellschaften auswirkt - ebenso wie der hohe Goldpreis.

Dieser ist aber nur ein Faktor, warum Betreiber von Goldminen so gut dastehen wie lange nicht mehr. Zugleich sind die Energiekosten, die rund ein Viertel der Gesamtkosten ausmachen, durch den gefallenen Ölpreis niedrig.

Der Mix aus niedrigen Kosten und hohem Goldpreis sorgt für eine umfangreiche Gewinnmarge. Daran dürfte sich vorerst auch wenig ändern. Der Überschuss am Ölmarkt und die stärkere Ausrichtung auf umweltfreundliche Energien dämpft die Nachfrage nach dem schwarzen Schmierstoff. "In diesem Punkt unterscheidet sich die jetzige Situation auch erheblich vom Goldbullenmarkt zwischen 2002 und 2011", sagt Norman Villamin, Anlagestratege bei der Genfer Privatbank Union Bancaire Privée. Damals explodierte der Ölpreis von 20 auf bis zu 140 Dollar je Barrel.

Die aktuell günstige Konstellation hat das Gewinnwachstum in der Branche sogar auf ein höheres Niveau klettern lassen als in der Hochphase des Bullenmarkts. Angst, dass die Gewinne einbrechen, hat Hannes Huster, Edelmetallanalyst beim Informationsdienst "Der Goldreport", nicht. "Erst bei einem Goldpreis von 1.600 US-Dollar je Feinunze und einem Ölpreis von mehr als 60 Dollar würde es den Goldproduzenten wehtun und die Margen könnten deutlich erodieren", meint er. "Viele große Goldminenbetreiber sind derzeit Gelddruckmaschinen, die jedes Quartal Hunderte Millionen Dollar an Cash einspielen", sieht er rosig in die Zukunft.

Der hohe Cashflow dürfte für höhere Dividenden sorgen. Ein Beispiel ist die kanadische Gesellschaft Kirkland Lake, Besitzer der Fosterville-Mine in Australien, eine der größten Minen weltweit. Der Cashbestand des Unternehmens kletterte zuletzt auf 850 Millionen US-Dollar, was zu einer Dividendenerhöhung um 50 Prozent führte.

Nicht zuletzt dieser Umstand hat dazu geführt, dass Warren Buffett beim Branchenriesen Barrick Gold eingestiegen ist. Dabei stand er Gold als Investment bisher skeptisch gegenüber. Er betrachtete es als unnütz und unproduktiv. Nun sieht Buffett aber offenbar den großen inneren Wert und den hohen Cashflow der Branche und hat seine Ansicht geändert.

Die Bewertung ist günstig

Hinzu kommt, dass der Sektor günstig bewertet ist. Das zeigt sich daran, dass der NYSE Arca Gold Bugs Index, der viele der wichtigsten globalen Goldproduzenten abbildet, sich seit 2011 weit schlechter entwickelt hat als der Goldpreis. Der Goldminenaktiensektor ist derzeit im Verhältnis zum Goldpreis so günstig bewertet wie zuletzt in der Finanzkrise, obwohl der Preis des gelben Metalls haussiert hat. "Die Bewertung der Aktien der Branche ist gemessen an den vergangenen 20 Jahren zu niedrig. Hier gibt es noch Nachholpotenzial", ist Huster optimistisch für den Sektor gestimmt.

Auch weil in den vergangenen Jahren die Verschuldung abgebaut wurde. Viele unrentable Minen wurden bereits geschlossen und abgeschrieben, als der Preis des gelben Metalls noch niedrig war. "Die Goldproduzenten haben während der letzten Goldbaisse ihre Hausaufgaben in puncto Fundamentaldaten gemacht", lobt Villamin. Ein Szenario wie in den Jahren 2012 bis 2015, als der Goldpreis und die Goldminentitel den Rückwärtsgang einlegten, sieht auch Huster nicht. Damals hätten die Produzenten in der Hausse teure und unkluge Übernahmen getätigt, die sie später abschreiben mussten.

Heute dagegen sei das Gegenteil der Fall. Bisher habe es kaum Übernahmen gegeben, obwohl die Goldförderer auf prall gefüllten Kassen sitzen. "Zu groß ist der Respekt, in eine ähnliche Falle wie in den Jahren 2011 und 2012 zu tappen", erklärt Huster dieses Verhalten.

Dazu beigetragen hat jedoch auch die Corona-Krise. Wegen Reisebeschränkungen war es kaum möglich, sich andere Unternehmen genauer anzusehen und Übernahmen zu tätigen. Das wird sich wahrscheinlich bald ändern, da sich die Pandemie in den Regionen, wo sich der Großteil der Bergwerke befindet, also in Südamerika, Mexiko, Kanada, Afrika oder Australien, abschwächt - anders als in Europa. Diese Übernahmefantasie könnte die Aktienkurse im Sektor zusätzlich antreiben.

Keine Absicherung mehr

So weit ist es jedoch noch nicht. Zumal Anleger auch die Risiken beachten sollten. Goldminenaktien sind sehr volatil und bewegen sich gehebelt zum Goldpreis. Da fast alle Bergbaukonzerne inzwischen ihre Goldförderung an den Terminmärkten nicht mehr absichern, wirken sich Rückgänge beim Goldpreis schnell negativ auf ihre Gewinne aus.

Zu den Gefahren zählt auch ein stark anziehender Ölpreis oder ein aufwertender US-Dollar, da der meist mit fallendem Goldpreis einhergeht. Auch steigende Zinsen würden den Goldpreis und damit die Minenkonzerne belasten.

Derzeit überwiegen die Chancen die Gefahren. Da einzelne Aktien enorm schwankungsanfällig sind, und um das Einzeltitelrisiko auszuschalten, sollten Anleger mit einem aktiven Fonds oder einem ETF auf viele Aktien streuen.
 


INVESTOR-INFO

Gold versus Goldminen

Aktien hinken hinterher

Seit 2011 haben sich die Aktien von Goldproduzenten deutlich schlechter entwickelt als der Goldpreis selbst. Das liegt zum einen daran, dass die Aktien gehebelt auf den Goldpreis reagieren. Wenn es bei diesem nach unten geht wie von 2012 bis 2015, verlieren die Aktien stärker. Zudem belasteten hausgemachte Probleme wie zu teure Übernahmen.

Van Eck Vect. Gold Miners ETF

Das Basisinvestment

Der ETF bildet den NYSE Arca Gold Miners ab, einen der bekanntesten Indizes für Goldminenaktien. Dieser enthält viele der global wichtigsten Player des Sektors. Die beiden größten Indexpositionen Newmont Mining und Barrick Gold kommen zusammen auf einen Anteil von 23 Prozent. Vorwiegend wird in Kanada, den USA und Australien investiert. Binnen zwölf Monaten legte der Fonds um 38 Prozent zu, in fünf Jahren um 146 Prozent.

Earth Gold Fund

Für sportliche Anleger

Der aktiv gemanagte Fonds mischt große und mittlere Goldproduzenten sowie Explorer. Daher schwankt der Anteilspreis kräftig nach oben und unten. Dominierende Positionen gibt es nicht, sondern eine breite Streuung über viele Titel. Schwerpunktmäßig wird in Kanada und Australien angelegt, die aktuell 80 Prozent ausmachen. Auf Jahressicht legte der Fonds um 75 Prozent zu, binnen fünf Jahren um 213 Prozent. Das Produkt ist gebührenmäßig kein Schnäppchen.