Ghana, Ägypten, Ecuador, Pakistan und weitere 30 Länder werden der Anlageklasse Grenzmärkte zugeordnet. Investoren trauen den Staaten eine ähnliche Entwicklung zu, wie sie die etablierten Schwellenländer in den vergangenen 20 Jahren genommen haben. Um den angestrebten Aufschwung in Gang zu bringen, nehmen die Regierungen Geld am Kapitalmarkt auf. Bonds aus Frontier-Market-Staaten locken mit Zinsen von rund sieben Prozent. Sie werden von den Ratinggesellschaften jedoch im Schnitt mit "B" beurteilt. Ein Zahlungsausfall ist also nicht völlig auszuschließen.

"Vor einem Kauf wägen wir Chancen und Risiken daher sehr genau ab", sagt Yvette Babb. Die dazu notwendige Expertise bringt die Portfoliomanagerin des NN (L) Frontier Markets Debt mit. Babb studierte Volkswirtschaftslehre und besitzt langjährige Erfahrung im Bereich Schwellenländeranleihen. Vor ihrem Wechsel zur holländischen Fondsgesellschaft NN Investment Partners im April dieses Jahres arbeitete sie neun Jahre für JP Morgan und Standard Bank als Chefökonomin und Anlagestrategin für die Staaten südlich der Sahara. Die Länder Afrikas hat Babb in dieser Zeit schon intensiv bereist. Auch jetzt macht sie sich immer wieder ein Bild vor Ort. Bisweilen auftretende Probleme mit korrupten Zollbeamten meistert sie mit Geduld. "Das sind normale Begleiterscheinungen in Ländern, in denen die Armut und Ungleichheit noch groß ist", sagt Babb. Ihre Afrika-Begeisterung leidet darunter jedenfalls nicht: "In vielen Staaten sind hoch motivierte Politiker an der Macht, die durch wirtschaftliche Reformen die Einkommenssituation der Bevölkerung verbessern wollen."

Zu diesen Ländern zählt die Fondsmanagerin Ghana. "Die aktuelle Administration scheut sich nicht, Fehler früherer Regierungen in der Haushaltspolitik zu korrigieren." Diese hatten in Reaktion auf Ölfunde vor der Küste die Beamtengehälter drastisch erhöht. Der Verfall der Preise riss dann aber ein riesiges Loch in den Staatshaushalt. Babb ist sich sicher, dass es Ghanas Regierung gelingen kann, ausländische Investoren vom wieder solideren Kurs in der Finanzpolitik und dem Wachstumspotenzial zu überzeugen. Dem Land wird in diesem Jahr eine Zunahme der wirtschaftlichen Gesamtleistung von 6,5 Prozent zugetraut. Zu den Reformstaaten Afrikas zählt Babb auch Ägypten. "Um den Haushalt wieder ins Lot zu bringen, strich die Regierung in Kairo Subventionen und erhöhte die Mehrwertsteuer", erklärt Babb. Dass Ägypten die Maßnahmen eng mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) abstimmt, erhöhe die Aussicht auf nachhaltige Verbesserungen.

Investoren kommen zurück



Trotz erkennbarer Reformerfolge spürt die Anlageklasse derzeit Gegenwind. Der stärker werdende Dollar lässt Investoren Kapital abziehen und in US-Staatsanleihen anlegen. Der Greenback werde aber nicht dauerhaft steigen, ist Babb überzeugt: "In den kommenden sechs bis zwölf Monaten werden sich Investoren wieder vermehrt in den Grenzmärkten engagieren." Höhere Risikoaufschläge und die Chance, das Portfolio zusätzlich zu diversifizieren, seien weiterhin entscheidende Kaufargumente.