Von "unter ferner liefen" in die diesjährige Spitzengruppe bei den defensiven Mischfonds. Innerhalb von drei Jahren hat Ingmar Przewlocka den Schroder ISF Global Multi-Asset Balanced komplett umgekrempelt und erfolgreich auf Rendite getrimmt. Der Portfoliomanager kann dabei auf große Erfahrung zurückgreifen, sowohl als langjähriger Lenker eines Mischfonds bei der Munich Ergo Asset Management (MEAG) als auch als Mitgründer der Fondsboutique Skalis.

Euro am Sonntag: Herr Przewlocka, der Schroder ISF Global Multi-Asset Balanced ist trotz des "Balanced" im Namen als defensiver Mischfonds klassifiziert. Ist er richtig verortet?

Ingmar Przewlocka: Ja, das ist er. Wobei ich anfügen muss, dass wir maximal 50 Prozent Aktien halten können, was uns zeitweise in die Nähe klassischer Balanced-Fonds mit einer Aufteilung von 50 Prozent Aktien und 50 Prozent Renten rücken kann. Wir arbeiten jedoch innerhalb der uns gegebenen Richtlinien sehr flexibel und nutzen beispielsweise bei Aktien die Grenzen der Minimalquote von null Prozent und der Maximalquote von 50 Prozent dementsprechend aus.

Was haben Sie seit Ihrem Amtsantritt vor drei Jahren bei dem Portfolio alles geändert?

Ich verstehe unter Multi-Asset, dass man als Fondsmanager die gesamte Klaviatur der Kapitalmärkte spielt. Dazu gehört für mich, die Kapazitäten, über die Schroders als großer Fondsanbieter verfügt, auch zu nutzen. Zum Beispiel die Expertise im Stockpicking, also in der Auswahl aussichtsreicher Einzeltitel. Ich habe zum Beispiel gesagt, ich will zehn Prozent europäische Aktien im Large-Cap-Bereich haben. Ich mache die Allokationsentscheidung, für die Titelselektion sind die Spezialisten aus der Aktienabteilung zuständig. Als Nächstes haben wir das Portfolio klarer strukturiert: mehr akzentuierte Positionierungen, weniger kleinteilige. Und dann ging es darum, die uns zur Verfügung stehende Flexibilität optimal zu nutzen.

Was meinen Sie damit konkret?

In der Vergangenheit hatte man beispielsweise eine relativ starre Aktienquote. War man besonders optimistisch, waren es 35 Prozent. War man sehr negativ gestimmt, waren es vielleicht 25 Prozent. Das entsprach nicht der Art und Weise, wie ich einen Multi-Asset-Fonds manage.

Wie sieht der Bauplan des Fonds heute aus?

Wir verfolgen einen Core-Satellite-Ansatz. Der Kern des Portfolios ist sehr strategisch ausgerichtet. Dort spielen wir die längerfristig relevanten Themen. Mit dem taktischen Teil gehen wir die eher kurzfristigen Positionierungen ein, zum Beispiel wenn wir auf einen bestimmen Sektor in den Aktienmärkten setzen oder eine spezielle Positionierung auf der Zinsstrukturkurve vornehmen wollen. Dieser Teil wird sehr aktiv gemanagt, überwiegend kommen dabei Derivate zum Einsatz.

Wie hat sich aus Ihrer Sicht das Management von Multi-Asset- Portfolios über die vergangenen zehn Jahre verändert?

Sie müssen heute die einzelnen Bereiche wesentlich tiefergehend betrachten. Natürlich ist nach wie vor die übergeordnete Aufteilung der Assetklassen sehr entscheidend für die Gesamtperformance. Aber es wird wichtiger, auch innerhalb einer Anlageklasse die richtigen Allokationsentscheidungen zu treffen. Es macht einen großen Unterschied, ob Sie die vergangenen Jahre Value- oder Growth- Aktien hielten oder ob Sie dieses Jahr auf Edelmetalle oder auf Energierohstoffe gesetzt haben. Um glaubwürdiges Multi-Asset- Management zu machen, brauchen Sie heute verstärkt Kapazitäten, um gründlicher in die Anlageklassen zu blicken.

Wie positionieren Sie sich aktuell mit dem Fonds?

Wir waren das ganze Jahr sehr übergewichtet in risikobehafteten Anlageklassen wie Aktien. Unterm Strich sind wir aktuell immer noch sehr offensiv aufgestellt. In den vergangenen zwei, drei Wochen haben wir aber auch Gewinne mitgenommen, nachdem viele langfristige Ziele etwa von globalen Aktienmärkten erreicht wurden. Es kann durchaus noch einmal einen Schub nach oben geben, aber generell sind wir der Meinung, dass sich die Aktienmarktrally tendenziell in einem späten Zyklus befindet.

Welche Risiken werden mit Blick auf 2022 unterschätzt?

Das größte Risiko fürs kommende Jahr ist unserer Meinung nach ein Stagflationsszenario, also ein Mix aus stagnierendem konjunkturellem Wachstum und höherer Inflation. Unserer Ansicht nach wird der Preisauftrieb, den wir momentan sehen, vom Markt unterschätzt. Die Notenbanken versichern zwar immer wieder, dass es sich um einen vorübergehenden Effekt handle. Ich glaube jedoch, dass dieser Effekt länger andauern kann. Das bedeutet natürlich für viele Anlageklassen ein anderes Umfeld, als wir es in den vergangenen Jahren hatten.

Wo könnten sich die Gewinner zeigen?

Wir gehen davon aus, dass Rohstoffe weiter unterstützt sein könnten. Ich glaube, dort haben wir das Ende der Aufwärtsbewegungen noch nicht gesehen. Auch der Bankensektor hat sicherlich noch Möglichkeiten für eine Outperformance.

Schroder Glob. MA Balanced: Mit großer Flexibilität und taktischen Positionierungen sorgen Ingmar Przewlocka und Philippe Bertschi bei diesem defensiven Mischportfolio für den Schuss Extrarendite.