Mythos 1: Alternative Investments sind nur für sehr vermögende Anleger und institutionelle Investoren verfügbar. Die Wahrheit: Das Universum der alternativen Investments bietet eine Vielzahl an Möglichkeiten. Es stimmt zwar, dass einige Fondsarten professionellen oder qualifizierten Anlegern vorbehalten sind. Doch es gibt auch ein breites Spektrum von alternativen Investmentlösungen für eine Vielzahl von Anlegertypen: von offenen Publikumsfonds, die ein Engagement in verschiedenen alternativen Strategien oder privaten Märkten mit minimalen Liquiditäts- oder Mindestanlagebeschränkungen bieten, bis hin zu geschlossenen Fonds, die in alle möglichen realen Vermögenswerte investieren - zum Beispiel Immobilien, neue Energien und Infrastruktur. Es liegt jedoch auf der Hand, dass es bei einer so breiten Angebotspalette in dieser Kategorie wichtig ist, die spezifischen Risiken und Vorteile von alternativen als Anlageklasse sowie die Merkmale der verschiedenen Strategien genau zu verstehen. Darüber hinaus sollten die Besonderheiten der verfügbaren Instrumente berücksichtigt werden.

Mythos 2: Alternative Investments erhöhen das Anlagerisiko eines Portfolios. Die Wahrheit: Es kommt darauf an. Die Risiko-Rendite-Charakteristika alternativer Strategien sind sehr unterschiedlich. Während einige darauf abzielen, höhere Renditen zu generieren, versuchen andere in erster Linie, Risiken zu reduzieren. Betrachtet man eine alternative Strategie als Einzellösung, so kann sie aufgrund ihrer höheren Renditeziele manchmal ein höheres Risikoprofil aufweisen als traditionelle Investments. Betrachtet man sie jedoch als Teil eines Gesamtportfolios, können die Anlagerisiken moderater ausfallen; alternative Strategien werden oft von anderen Marktbedingungen beeinflusst als traditionelle Investments wie Aktien und Anleihen und folgen nicht immer demselben Performancepfad. Zudem sind einige alternative Strategien, wie beispielsweise marktneutrale Ansätze, darauf ausgerichtet, das Gesamtrisiko des Portfolios zu senken. Diese Eigenschaften machen alternative Investments zu einer attraktiven Quelle für Diversifizierung und Renditepotenzial - und sogar zu einem Schutz vor Volatilität.

Mythos 3: Die Illiquidität von alternativen Investments ist schlecht für die Anleger. Die Wahrheit: Zunächst einmal sind nicht alle alternativen Anlagen illiquide. Anleger können über vollständig regulierte Investmentfonds mit täglicher Liquidität Zugang zu alternativen Strategien erhalten. Doch auch die Illiquidität bestimmter alternativer Anlagen kann ein Segen für das Portfolio sein. So können traditionelle Investmentfonds bei Marktturbulenzen gezwungen sein, einen Teil ihrer Bestände schnell - und zu einem niedrigeren Preis - zu verkaufen, um die täglichen Rückgabewünsche von Anlegern bedienen zu können. Ein derartiges Szenario ist bei alternativen Strategien, die sich nicht in täglich liquiden Vehikeln befinden, weniger wahrscheinlich. Und für Anleger kann gerade die geringere Liquidität Investitionen in möglicherweise höher rentierliche oder komplexere Anlagen ermöglichen.

Mythos 4: Alternative Investments sind ein Synonym für Private-Equity- und Hedgefonds. Die Wahrheit: Alternative Investments sind breit gefächert. Einfach ausgedrückt, sind alternative Invest- ments alle Anlageformen, die über die traditionellen Long-only-Anlagen wie Aktien und Anleihen hinausgehen. Da alternative Investments in der Regel geringere Korrelationen zu traditionellen Anlagen aufweisen, werden sie in erster Linie zur Diversifizierung eines Anlageportfolios eingesetzt.

Mythos 5: Alternative Anlagen sind kein notwendiger Bestandteil eines Portfolios. Die Wahrheit: Vor allem in Zeiten der Unsicherheit können Anleger die Performance ihres Portfolios verbessern, die Diversifizierung erhöhen und ihr Gesamtrisiko verringern und das investierbare Universum erweitern.


Frank Witt

Witt arbeitet seit 2002 bei dem Investmentableger des Versicherungskonzerns Allianz und ist seit 2016 Vorsitzender der Geschäftsleitung von Pimco Europe. Die 1971 gegründete Pimco verwaltet derzeit rund 2,2 Billionen US-Dollar Vermögenswerte, die dem Unternehmen von Zentralbanken, Staatsfonds, Pensionsfonds, Unternehmen und Stiftungen sowie Privatanlegern auf der ganzen Welt anvertraut wurden.
 


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