Mit einem Hornsignal pflegte der Postreiter seine Ankunft anzukündigen, damit ihm die Schlagbäume und nachts die Stadttore geöffnet wurden. Eigentliche Poststationen gab es damals noch nicht: Die Reiter der Familie Taxis hielten an einer "Posita statio" an, einer Herberge, die damals etwa alle 40 Kilometer für den Postverkehr reserviert war. Dort übergab der Kurier seine Schriftstücke in einer hinten am Sattel befestigten versiegelten Ledertasche - dem "Felleisen", eigentlich ein Wort aus dem Französischen für "Valise" (Koffer) - einem bereits wartenden Kollegen. Der galoppierte mit einem frischen Pferd gleich weiter bis zur nächsten Herberge.

Dank dieser Reiterstafetten konnten im Mittelalter Briefe und Dokumente von Päpsten und Kaisern, von Fürsten und Geschäftsleuten rasch und zuverlässig über größere Strecken transportiert werden. Ein Brief von Brüssel nach Rom war höchstens zwölf Tage unterwegs. Ein einzelner Reiter hätte rund 30 Tage gebraucht. Diese Kuriere waren auf festen Routen im Riesenreich der Habsburger unterwegs, mit genauen Beförderungszeiten für den Sommer und den Winter. Die Idee für dieses überregionale und zentral organisierte Nachrichtennetz stammte von Franz von Taxis, einem Adligen aus Cornello bei Bergamo, dessen Familie bereits seit dem 14. Jahrhundert einen Kurierdienst für die Republik Venedig und die römischen Päpste betrieb. "Compagnia dei Corrieri" hieß dieses Postsystem der Familie Taxis (die sich damals noch "di Tasso" nannte), und es funktionierte so gut, dass bald eine schnelle Kurierverbindung zwischen allen großen italienischen Städten möglich wurde.

1490 traten die Taxis in den Dienst des deutschen Königs und späteren Kaisers Maximilian I. von Habsburg. Ein reitender Bote schaffte damals zwischen 20 und 50 Kilometer pro Tag. Das war dem König zu langsam. Er hatte inzwischen Innsbruck zu seiner Hauptresidenz gemacht. Und da sein Sohn Philipp in den burgundischen Niederlanden und seine Tochter Margarete am französischen Königshof erzogen wurden, brauchte der Kaiser ein funktionierendes länderübergreifendes Nachrichtensystem.

Francesco di Tasso, der sich jetzt Franz von Taxis nannte, unterbreitete Maximilian eine innovative Idee: eine Poststrecke mit Relaisstationen - eine Idee, die schließlich ein Imperium begründen sollte. Und ein Familienunternehmen, das fast 600 Jahre lang existierte. Wien, Brüssel, Mechelen in der Provinz Antwerpen und Paris waren damals die ersten Stationen dieser Stafettenpost.

Der erste Postvertrag

Ab 1496 stand Franz von Taxis auch in den Diensten von Maximilians Sohn Philipp, dem Herzog von Burgund, der ihn 1501 zum Hauptpostmeister ernannte. Als Philipp vier Jahre später auch König von Kastilien wurde, schloss er mit den Taxis den spanisch-niederländischen Postvertrag. Darin wurden genaue Zeitvorgaben vereinbart, wobei auch die Start- und Zielorte und die Beförderungszeiten genannt wurden. So durfte die Wegezeit von Brüssel oder Mechelen nach Innsbruck im Sommer nicht mehr als 5,5 Tage, im Winter nicht mehr als 6,5 Tage betragen.

Zwar hatten die Habsburger die Übernahme der Kosten des neuen Postsystems versprochen. Aber die Familie von Taxis musste schon bald die Erfahrung machen, dass der Kaiser ein säumiger Zahler war. Überliefert ist etwa die Klage eines Postreiters, wonach ihm der Wirt in einer der Postherbergen wegen Zahlungsrückständen das Pferd pfänden wollte.

Noch waren die Postreiter exklusiv für die Habsburger auf den Straßen Europas unterwegs, doch die Taxis waren angesichts der Zahlungsschwierigkeiten des Hofes gezwungen, sich zusätzlich nach solventeren Kunden umzusehen. So verkauften sie heimlich Nachrichten, beförderten Briefe für Außenstehende und vermittelten den Bankhäusern zwischen Antwerpen und Rom Pferdewechsel für ihre Kuriere. Die süddeutschen Handelshäuser der Fugger und Welser wurden zu wichtigen Kunden.

Ab 1531 wurde die Fremdbeförderung durch die kaiserliche Hofpost geduldet. Schon bald entstanden jetzt reguläre Postämter mit Annahme- und Ausgabestellen für Briefe und Pakete. Die von den Taxis organisierte Post war höchst erfolgreich. Eine der Folgen war, dass Europa jetzt enger zusammenrückte, denn das Netzwerk der Postrouten umfasste schließlich das ganze Reich der Habsburger und reichte bis nach Spanien. "Doch der Versuch, die Taxis’sche Post als Monopol im Kaiserreich zu etablieren, gelang nie ganz", schrieb der "Spiegel". "Vor allem die protestantischen Fürsten unterhielten aus Misstrauen gegenüber dem katholischen Kaiser weiter ihre eigenen Post- und Botensysteme. Erst 1615 erhielt Lamoral von Taxis das kaiserliche Postregal - das Recht zur alleinigen Postbeförderung - als erbliches Lehen. Nun gehörte die kaiserliche Post den Taxis, die sich ab 1650 Thurn und Taxis nannten und später zu Reichsgrafen aufstiegen."

Das endgültige Aus kam 1866 nach dem Krieg zwischen Preußen und Österreich: Das Haus Hohenzollern erzwang die Abtretung sämtlicher Postrechte an das siegreiche Preußen. Es war gleichzeitig der Beginn der staatlichen Post in Deutschland. Die Familie von Thurn und Taxis investierte damals die beträchtliche Entschädigungssumme von drei Millionen Talern nicht nur in riesige Ländereien in Europa und Übersee, sie kaufte auch Bergwerke, Zuckerfabriken und Brauereien. Heute lenken Fürstin Gloria und ihr Sohn Albert von Thurn und Taxis vom Stammsitz in Regensburg aus die Geschicke der Familienunternehmungen.

Gloria von Thurn und Taxis

Früher galt Fürstin Gloria als rebellischer Popstar, als Paradiesvogel und Punk des Hochadels. Nach dem Tod ihres Mannes Johannes Prinz von Thurn und Taxis, ein Lebemann und Universalerbe eines riesigen Vermögens, musste sie mithilfe von Experten die zerrütteten fürstlichen Finanzen sanieren. Benedikt XVI. ehrte sie mit dem Päpstlichen Ritterorden, der Bundespräsident mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse.

Geboren wurde Gloria im Februar 1960 als Tochter von Joachim Graf von Schönburg-Glauchau. Seine Familie gehörte zum sächsischen Adel, deren Besitz 1945 von der sowjetischen Besatzungsmacht entschädigungslos enteignet wurde. Nach dem Krieg wurde der Graf Journalist und ging 1965 mit seiner Familie im Auftrag des Auswärtigen Amtes als Entwicklungshelfer nach Togo und Somalia. So kam es, dass Gloria in Afrika aufwuchs.

1970 kehrte die Familie nach Deutschland zurück. Gloria wohnte erst auf Schloss Willebadessen, besuchte das Gymnasium in Meckenheim. Noch vor dem Abitur verließ sie die Schule und zog nach München. Sie war gerade mal 19, als sie im Münchner Szenelokal Café Reitschule einen der reichsten Männer Deutschlands kennenlernte: Johannes Prinz von Thurn und Taxis, ein Jetset-Adliger und einer der begehrtesten Junggesellen des Landes. Ein Jahr später heirateten sie auf Schloss St. Emmeram bei Regensburg.

Nach den beiden Töchtern Maria Theresia und Elisabeth brachte die Fürstin 1983 mit Prinz Albert den langersehnten Erben zur Welt. Die streng katholisch erzogene Gloria begann ihre Punk-Prinzessin-Phase: Sie ließ sich ihre Haare von Starfriseur Gerhard Meir zu turmartigen, schrillen Kunstwerken formen, trug vom Rokokokleid bis zum Kettenkleid alles, was ihr gefiel.

Zehn Jahre nach der Hochzeit starb ihr Ehemann nach einer Herztransplantation. Mit 29 Jahren erbte Gloria als Generalbevollmächtigte und gesetzliche Vertreterin für den damals siebenjährigen Erbprinz Albert ein Milliardenvermögen. Sie zog sich aus der Öffentlichkeit zurück, nahm Nachhilfeunterricht in Betriebswirtschaftslehre, holte neue Manager und Experten an Bord und baute Schulden ab. In kurzer Zeit entwickelte sich die ehemalige Punker-Fürstin zur knallharten Geschäftsfrau. Sie konzentrierte das Geschäft wieder auf den konservativen Kern: die Verwaltung von Immobilien, Land- und Forstwirtschaft.