An den Weltbörsen geht es gerade wieder etwas rauer zu. Nachdem uns der Bullenmarkt so lange verwöhnt hat, stellt sich jetzt die Frage, ob die jüngsten Kursverluste der Auftakt für einen neuen Bärenmarkt sind. Abschließend kann das zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht beantwortet werden. Etwas defensiver vorzugehen als zuletzt kann aber nicht schaden.

Auch mit Blick auf die Weltkonjunktur sind zuletzt die Zweifel größer geworden, inwieweit sich das Wachstum nicht schon wieder abschwächt. So hat der Internationale Währungsfonds jüngst die Prognose für das weltweite Wirtschaftswachstum gekappt und sogar vor einer neuen globalen Krise gewarnt. Vergleichsweise gut stehen momentan in Sachen Wachstum die USA da. Aber auch dort ist die Konjunktur nicht über alle Zweifel erhaben und Skeptiker wollen erst einmal sehen, wie die lokale Wirtschaft die sich abzeichnende Zinswende übersteht.

Auch vor diesem Hintergrund ist ein aktueller Report von Morgan Stanley interessant, der 42 so genannte säkulare Wachstums-Aktien aus den USA beinhaltet. Dahinter stechen Unternehmen, denen auch bei einem schwächer werdenden Konjunkturzyklus weiterhin ansehnliche Wachstumsraten zugetraut werden. Aus Anlegersicht ist das ein wichtiges Auslesekriterium, weil ein strammes Wachstum die Wahrscheinlichkeit erhöht, die Börsianer mit guten Geschäftszahlen überzeugen zu können. Und das ist eine wichtige Voraussetzung für langfristig steigende Aktienkurse.

Dominiert wird die Liste von der Gesundheitsbranche, die von der Alterung der Bevölkerung profitiert sowie von Technologiegesellschaften wie Facebook oder Google. Etliche dieser Unternehmen weisen aber hohe Kurs-Gewinn-Verhältnisse auf. Wir haben uns bei der Auswahl von fünf besonders interessanten Aktien auf ein niedriges Verhältnis von Kurs-Gewinn-Verhältnis zum Gewinnwachstum fokussiert.



Säkulare US-Wachstumsaktie Nummer eins: Helix Energy Solutions Group Inc. (WKN: A0JD3R, 21,99 Dollar, 16,809 Euro)



Glatt verzehnfacht hat sich in der Spitze seit Anfang 2009 der Aktienkurs der Helix Energy Solutions Group. Zuletzt ist aber auch diesem Titel etwas die Puste ausgegangen, wobei das neben der Schwäche des Gesamtmarktes auch mit dem fallenden Ölpreis zu tun haben dürfte. Denn bei der in Texas ansässige Helix Energy Solutions handelt es sich um einen Spezialisten für die Offshore-Energiebranche, der Dienstleistungen bei Bohrlochinterventionen und Robotertechnik erbringt. Sinkt der Ölpreis, so vermutlich die Annahme, geht auch die Nachfrage nach solchen Dienstleistungen zurück.

Die Analysten von Morgan Stanley trauen dem Unternehmen zum heutigen Stand aber von 2013 bis 2016 eine durchschnittliche Wachstumsrate beim Gewinn je Aktie von 33 Prozent zu. Bei einem KGV von 10,4, das sich auf Basis der Morgan Stanley-Schätzungen für das Jahr 2015 ergibt, errechnet sich daraus nur eine Relation von KGV zum Gewinnwachstum von 0,31. Werte unter eins gelten bekanntlich als günstig, so dass Helix Energy Solutions unter diesem Aspekt als sehr günstig einzustufen ist.

Morgan Stanley Analyst Ole Slorer hält die von Helix angebotenen Bohrschiffe für effizienter als die sonst oft eingesetzten Bohrinseln und verspricht sich auch dank der überlegenen Technik Wachstum für das Unternehmen. Phantasie beinhaltet auch das zusammen mit OneSubsea und Schlumberger geplante Bündnis, Technologien und Dienstleistungen zur Optimierung der Kosten und Wirksamkeit von Bohrlochinterventionssystemen auf dem Meeresboden zu entwickeln und bereitzustellen. Doch das ist noch Zukunftsmusik, sehr real sind dagegen die nächsten Quartalszahlen, die am 20. Oktober erwartet werden. Die Messlatte liegt hier relativ hoch, rechnen Analysten im Schnitt doch mit einem Gewinnanstieg von 0,38 auf 0,50 Dollar je Aktie.



Säkulare US-Wachstumsaktie Nummer zwei: Molina Healthcare Inc. (WKN: 157781, 42,29 Dollar, 33,847 Euro)



Ebenfalls recht hoch liegt die Messlatte, wenn Molina Healthcare am 30. Oktober die Quartalszahlen bekannt gibt. Analysten erwarten hier im Schnitt eine Ergebnisverbesserung von 0,16 Dollar auf 0,43 Dollar je Aktie. Der oftmals volatil ausschlagende Aktienkurs bewegt sich grundsätzlich betrachtet in einem charttechnischen Aufwärtstrend.

Für Morgan Stanley Analyst Andrew Schenker stehen die Chancen gut, dass dies auch so bleiben wird. Denn er sieht den Gewinn je Aktie von 2013 bis 2016 im Schnitt um 54 Prozent wachsen. Auf Basis seiner Ergebnisschätzungen für 2015 veranschlagt Schenker das KGV auf 15,84. Mit Blick auf die Relation von KGV von Gewinnwachstum ergibt sich daraus ein Wert von 0,29, was dem Titel basierend auf dieser Kennzahl bei erfüllten Gewinnprognosen weiter Luft nach oben lässt. Negativ zu werten ist allerdings, dass ein Insider unlängst eigenen Aktien in größerem Stil verkauft hat und Molina bei den letzten Quartalsergebnissen die Erwartungen deutlich verfehlt hat.

Bei dem Unternehmen handelt es sich ansonsten um einen Krankenversicherer, der sich auf dem schnell wachsenden Markt der staatlichen Gesundheitsfürsorge für Einkommensschwache tummelt. Das 1980 gegründete Unternehmen arbeitet mit dem amerikanischen Gesundheitsfürsorgeprogramm Medicaid sowie dem US-bundesstaatlichen Krankenversicherer Medicare zusammen und hilft mehreren Millionen Mitgliedern, die auf staatliche Krankenunterstützung angewiesen sind. Mit Hilfe der von der Gesellschaft angebotenen Leistungen bekommen Menschen Zugang zur Gesundheitspflege, die sonst außen vor bleiben würden.



Säkulare US-Wachstumsaktie Nummer drei: Tenet Healthcare Corp. (WKN: A1J5US, 54,65 Dollar, 43,075 Euro)



Deutlich geschlagen hat dagegen Tenet Healthcare Corp. die Erwartungen bei den beiden zuletzt vorgelegten Quartalsberichten. Und Analysten zufolge stehen die Chancen nicht schlecht, dass dies auch im dritten Anlauf gelingen wird. Erwartet wird der nächste Ergebnisausweis am 03. November, wobei Analysten hier im Schnitt von einem Ergebnisrückgang von 0,45 Dollar auf 0,09 Dollar ausgehen.

Morgan Stanley Analyst Andrew Schenker sieht Tenet Healthcare mit seinen 50 Krankenhäusern und Notfallkliniken mit über 13.000 Betten sowie den ebenfalls betriebenen Arztpraxen, Rehabilitationskliniken, Ärztehäuser und psychiatrische Einrichtungen für gut aufgestellt, um langfristig von der Gesundheitsreform, der alternden Bevölkerung und den wachsenden staatlichen Gesundheitsausgaben zu profitieren.

Das Gewinnwachstum von 2013 bis 2016 veranschlagt Schenker bei Tenet Healthcare auf 56 Prozent p.a. Bei einem für 2015 geschätzten KGV von 13,9 ergibt sich daraus ein Verhältnis von KGV zum Gewinnwachstum von 0,25. Charttechnisch gesehen kann hier noch ein intakter langfristiger Aufwärtstrend konstatiert werden und die Analysten der UBS haben unlängst ihr Kursziel auf 73 Dollar (aktueller Kurs: 55,53 Dollar) angehoben.



Säkulare US-Wachstumsaktie Nummer vier: U.S. Silica Holdings Inc. (WKN: A1JS16, 40,96 Dollar, 34,098 Euro)



Ebenfalls mit einer sehr niedrigen Price-to Earnings-Ratio kann die U.S. Silica Holdings aufwarten. Der für diesen Titel zuständige Morgan Stanley Analyst Ole Slorer traut dem Unternehmen eine Gewinnsteigerung von im Schnitt 74 Prozent von 2013 bis 2016 zu. Bei einem von ihm für 2015 auf 9,8 taxierten KGV ergibt sich daraus ein Verhältnis von KGV zum Gewinnwachstum von 0,13.

Slorer hält die Gesellschaft, die zu den größten Förderer von Industriesanden zählt, für einen nachhaltigen Profiteur der so genannten Fracking-Technik die in den USA vermehrt bei der Gewinnung von Öl und Gas zum Einsatz kommt. Letzten unternehmensinternen Schätzungen zufolge dürfte sich die Sandnachfrage in diesem Jahr um mindestens ein Viertel höher ausfallen als das Angebot, was den Spielraum für Preiserhöhung verstärkt.

Allerdings ist in den vergangenen Wochen bekanntlich der Preis für Öl gefallen und falls dieser Trend anhalten sollte, könnte dies die Euphorie rund um das Fracking-Geschäft bremsen. In Reaktion darauf hat auch der Aktienkurs der U.S. Silica Holdings nachgegeben und langsam kommt dadurch der charttechnische Aufwärtstrend in Gefahr. Auch deshalb ist es wichtig, dass am 29. Oktober bei der Bekanntgabe der nächsten Quartalszahlen die Gewinnschätzungen von 0,69 Dollar nach 0,42 Dollar im Vorjahresquartal mindestens erreicht werden.



Säkulare US-Wachstumsaktie Nummer fünf: Gilead Sciences Inc. (WKN: 885823, 101,44 Dollar, 80,05 Euro)



Ganz gut hat sich der allgemeinen jüngsten Kursschwäche am US-Aktienmarkt bisher der Aktienkurs von Gilead Sciences widersetzt. Das hat seine Gründe, gilt der Titel doch nicht nur als wachstumsstark, sondern auch noch als vergleichsweise moderat bewertet. So traut Morgan Stanley Analyst Matthew Harrison diesem S&P 500 Index-Vertreter von 2013 bis 2016 ein Gewinnplus je Aktie von im Schnitt satten 71 Prozent p.a. zu. Dem steht nur ein KGV von 10,05 auf Basis seiner Gewinnschätzungen für 2015 gegenüber. Daraus errechnet sich dann eine sehr niedrige Relation von KGV zum Gewinnwachstum von 0,14.

Normalerweise ist das eine Bewertung, die einem führenden Unternehmen wie es Gilead Sciences mit seinen Medikamenten gegen den AIDS-Virus HIV und Hepatitis C nun einmal ist, nicht gerecht werden. Doch es gibt am Markt deshalb gewisse Vorbehalte gegen das Unternehmen, weil das 2013 zugelassene Hepatitis C-Medikament Sovaldi sündhaft teuer ist und man nicht sicher ist, ob es nicht doch irgendwann noch von staatlicher Seite Preisbeschränkungen geben wird.

Doch selbst wenn das irgendwann einmal passieren sollte, was noch nicht einmal feststeht, gilt dieser Titel bei vielen Analysten nach wie vor als aussichtsreich. Beim US-Finanzdienstleister S&P Capital IQ gilt sogar ein Kursanstieg bis auf 150 Dollar für gerechtfertigt. Um in diese Richtung vorstoßen zu können, sind gut Ergebnisse nötig. Den Beweis dafür, wie dynamisch sich die Geschäfte entwickeln, kann die Gesellschaft bereits am 28. Oktober unter Beweis stellen. Denn da werden die nächsten Quartalszahlen erwartet, wobei Analysten im Schnitt nicht mit weniger als einem Gewinnanstieg von im Vorjahr 0,52 Dollar auf 1,91 Dollar rechnen.