Alternativen zum Anleihebereich bleiben gefragt. Doch es muss nicht immer ein klassischer Aktienfonds sein. Möglichkeiten bietet auch eine Fondsstruktur, die es zwar schon seit 2015 gibt, die bisher aber eher ein Schattendasein führt: der European Long Term Investment Fund. Ein solcher ELTIF kann beispielsweise privaten Anlegern einen effizienten Zugang zum Private-Equity-Markt ermöglichen.

Neuberger Berman

Von der Wallstreet zur Mainstreet - mit einem Private Equity ELTIF


"Beim NB Direct Private Equity Fund ELTIF trifft eine Anlagelösung, die früher institutionellen Investoren vorbehalten war, auf eine stetig steigende Nachfrage nach rentierlichen Investitionsmöglichkeiten", erklärt Stefan Becker im Interview auf FundsResearch.TV. Becker ist Senior Vice President bei Neuberger Berman Equity. Mit diesem ELTIF bietet sein Haus semi-professionellen und privaten Anlegern Zugang zu Private Equity - mit einigen Besonderheiten.

Der NB Direct Private Equity Fund A ELTIF investiert über so genannte Co-Investments in ein breites Portfolio von 25 bis 30 nicht-börsengelisteten, qualitativ hochwertige Unternehmen insbesondere aus Europa und Nordamerika. Die Unternehmen stammen aus unterschiedlichen Sektoren, sind unterschiedlich groß und verfolgen unterschiedliche Wertschöpfungsstrategien. Kostenvorteile entstehen unter anderem dadurch, dass der Fonds direkt in die Unternehmen investiert, er also kein Private-Equity-Dachfonds ist, so dass eine doppelte Gebührenbelastung vermieden wird.

Bei den Co-Investments arbeitet Neuberger Berman mit führenden globalen Private-Equity-Firmen zusammen. Auf Grund der Größe oder Anzahl von Transaktionen benötigen diese bisweilen zusätzliches Kapital zur Diversifikation ihres Portfolios oder für weitere Akquisitionen. Co-Investoren wie der NB Direct Private Equity Fund stellen diese Mittel bereit. Die Private-Equity-Firmen, auch Sponsoren genannt, behalten die Mehrheit und damit auch die Kontrolle über das Unternehmen. Sie sorgen für die Wertschöpfung, die Co-Investoren partizipieren am Wertschöpfungsprozess.

Hinzu kommt, dass die hohen Einstiegshürden, die illiquide Anlageklassen normalerweise haben, mit einem ELTIF überwunden werden. Statt mit Millionen von Euros können Anleger beim NB Direct Private Equity Fund ab 50.000 Euro einsteigen. "Gemäß unserem Motto ‚Von der Wallstreet zur Mainstreet‘ helfen wir so, die Private-Equity-Welt zu demokratisieren", sagte Becker. Neben der Gebühreneffizienz und der Anreizstruktur, interessen-synchron mit anderen Private-Equity-Managern zu investieren, hebt der Experte einen weiteren Vorteil des Fonds hervor: Die sonst übliche Laufzeit von zehn bis zwölf Jahren wird auf acht Jahre verkürzt, Gewinne sollen bereits nach dem dritten statt nach dem vierten oder fünften Jahr fließen und ausgeschüttet werden. "Der J-Curve-Effekt wird geringer", so Becker.

Zum Video



StarCapital:

Warum alte Value- und Growth-Definitionen nicht mehr zählen


Value-Aktien erleben ein Comeback. Doch was ist ein Value-Titel? Passt die bisherige Abgrenzung zwischen Value und Growth noch? "Wir brauchen keine neuen Denkmodelle. Man musste in den letzten Jahren nur die Augen aufmachen und den Verstand einschalten, dann hat man gesehen, dass in den Volkswirtschaften ein tiefgreifender Strukturwandel stattfand", fasst Manfred Schlumberger, Vorstand und Leiter Portfoliomanagement bei StarCapital im Interview seine Sicht zusammen.

Als Beispiel nennt er die wachsende Bedeutung des IT-Sektors, der etwa im S&P 500 heute eine Gewichtung von rund 25 Prozent hat - unter anderem zu Lasten des Finanzsektors, der vor der globalen Finanzkrise zu den Wachstumsbereichen gehörte und heute von einigen Indizes in das Value-Segment einsortiert wird.

"Grundsätzlich ist es doch so: Niemand kauft ein halbtotes Pferd nur weil es billig ist", erklärt der Experte. "Ich muss dem Pferd ins Maul schauen und prüfen, ob es noch rennen kann. Und dann überlege ich, ob der Preis einigermaßen stimmt." Anleger müssten das tun, was bereits die Urväter des Value Investing - Benjamin Graham und später Warren Buffett - getan haben: Sie müssen gute Unternehmen zu einem günstigen Preis kaufen.

Schlumbergers Argumentation: Was die Anleger in den letzten Monaten erlebt haben, war ein zyklischer Aufschwung. Davon profitierten zunächst - wie schon viele Male zuvor - zyklische Value-Titel. Lässt der Aufschwung nach, stärkt das defensivere Branchen wie den Konsum oder Versorger. Hinzu kommen die Zinsen, die seit Ende letzten Jahres am langen Ende gestiegen sind. Wenn die Märkte nach Corona in ein ruhigeres Wasser zurückkehren, etwa in die säkulare Stagnation, die nach der Finanzkrise herrschte, dann wird auch der extreme Rückenwind für zyklische Value-Aktien nach und nach abebben.

Auf der Ebene der Einzeltitel greifen Schlumberger und sein Team bei der Bewertung nicht länger auf klassische Kennziffern wie Kurs-Gewinn- oder Kurs-Buchwert-Verhältnis zurück, sondern nutzen den Enterprise Value zu EBITDA, also den Unternehmenswert im Verhältnis zum Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen. Gesamtwirtschaftlich ist der Experte optimistisch: "Wie haben einen Boom. Der hat im Industriesektor schon begonnen und wird dann den Dienstleistungssektor erfassen. Das trägt uns bis weit ins nächste Jahr, wahrscheinlich bis Ende nächsten Jahres." Danach stelle sich die Frage, wie sich Wachstum und Inflation entwickeln. Schlumberger erwartet keine Stagflation, sondern eine Abschwächung der Konjunktur - und dann sei auch die Zeit für den einen oder anderen Qualitätswert.

Zum Video



Assenagon Asset Management

Attraktive Renditechancen im Niedrigzinsumfeld und Stabilitätsanker für die individuelle Anlagestrategie


"Unser Investmentansatz steht für höchste Flexibilität", erklärt Thomas Romig im Interview . Er leitet bei Assenagon Asset Management den Bereich Multi Asset Portfolio Management. Zum einen nutzen er und sein Team globale Investmentthemen, um einen Home Bias zu vermeiden, den man sich im aktuellen Umfeld nicht leisten könne. Zum anderen schauen sie sich das Gesamtportfolio an, insbesondere die Aktienquote, die Währungsanteile und die Duration, so dass zu der fundamentalen Einschätzung von Themen eine Top-down-Komponente hinzukommt.

In seinen Multi-Asset-Portfolios ist Assenagon nicht auf einzelne Instrumente fokussiert, sondern setzt verschiedenste Anlagelösungen ein. Dazu zählen klar strukturierte Derivate ebenso wie aktive Zielfonds oder ETFs, in einigen Fällen sogar Einzelwerte. "Auf der Asset-Allocation-Seite, auf der andere Anbieter eher defensiv agieren und die Möglichkeiten eines Multi-Asset-Produkts nicht voll ausschöpfen, sind wir sehr aktiv", streicht Romig eine Besonderheit seines Hauses heraus. Dazu zähle auch, dass man das Risiko gezielt nach oben und unten fahren könne, auch wenn es damit nicht gelingt, jede Schwankung zu vermeiden.

Trotz des Namens wendet sich die Fondsgesellschaft mit dem Assenagon I Multi Asset Conservative nicht nur an konservative Anleger. Vielmehr handelt es sich um ein Risikoprofil, das sich in der Volatilität zwischen drei und sechs Prozent bewegt und damit etwa ein Viertel bis ein Drittel der Volatilität des Aktienmarktes aufweist. "Damit kann man das Portfolio natürlich einsetzen für einen konservativen Anleger, der gerade aus den Rentenmärkten rausgedrückt wird, aber eben auch als Beimischung für einen Investor, der aggressiver agiert und etwa am Aktienmarkt auf Themeninvestments setzt", erklärt der Experte. In beiden Fällen verstehe man sich als Stabilitätsanker.

Was den Anlagestil angeht, gab es Zeiten, in denen das Portfolio stark growth-lastig ausgerichtet war, im Augenblick gibt es einen leichten Value-Überhang vor allem durch Large Caps. Bei Small und Mid Caps dagegen steht Growth im Vordergrund. Letzten Endes hängt es von den einzelnen Investmentthemen ab, welcher Anlagestil im Portfolio stärker vertreten ist. Bei Themeninvestments, so der Experte, setzt Assenagon nicht auf aktuelle Hypes, sondern sucht in Bereichen, in denen sich noch nicht so viele tummeln. Als Beispiel nennt Romig das Thema "Neue Energien". Statt direkt in den Bereich zu gehen, haben er und sein Team in die Grundstoffe und Spezialmetalle investiert, die alternative Energiearten erst ermöglichen.

Zum Video

"Alles in allem sind wir aktuell mit einer Aktienquote von rund 40 Prozent progressiv positioniert. Fremdwährungen haben wir fast vollständig abgesichert und sind auch im Credit-Bereich unterwegs. Wir rechnen mit moderaten Bewegungen im Markt", sagte Romig. Inflation ist für ihn kein Thema. Hier sei man gut vorbereitet.