Tech-Bulle Dan Ives: Nvidia ist auf dem Weg zu 5 Billionen Börsenwert, Microsoft zieht nach. Nach Einschätzung von Ives stehen wir erst am Anfang der nächsten großen KI-Revolution.

Dan Ives, viel zitierter Tech-Analyst bei Wedbush Securities, zeigt sich in einem Interview mit dem Finanzinformationsdienst Bloomberg überzeugt: Die jüngste Tech-Rally ist kein Ausläufer – sondern erst der Anfang. „Wir sind gerade mal am unteren Ende des zweiten Innings angekommen“, sagt Ives in Baseball-Metaphorik mit Blick auf die Entwicklung der Künstlichen Intelligenz. (Anmerkung: Ein Baseball-Spiel besteht in der Regel aus neun Innings.) 

Vor allem der Übergang in die Software-Phase auf Konsumentenseite werde in der zweiten Jahreshälfte für neue Impulse sorgen. Es sei an der Zeit, das Popcorn rauszuholen – der Tech-Bullenmarkt stehe vor einer starken zweiten Halbzeit, so Ives. 

Als große Favoriten unter den "Magnificent Seven" sieht Ives dabei die beiden aktuell wertvollsten Konzerne der Welt, die sich auch künftig einen eifrigen Wettkampf um den Börsenthron liefern dürften. Für Nvidia sieht Ives die Marktkapitalisierung mittelfristig auf 5 Billionen Dollar steigen.

Auch Microsoft sei auf dem Weg in diese Liga: "Wir glauben, Microsoft ist auf dem Weg zu 4 und später 5 Billionen Dollar", erneuert Ives damit seine Einschätzung aus dem jüngsten Interview bei CNBC. Aktuell notiert Nvidia mit einem Börsenwert von 3,85 Billionen Dollar an der Spitze, gefolgt von Microsoft mit 3,7 Billionen Dollar.

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Microsoft (WKN: 870747)

Apple bleibt außen vor – und wird für Passivität abgestraft

Nach Einschätzung von Ives werde Microsoft unter CEO Satya Nadella dank der frühen KI-Strategie immer dominanter. Während Microsoft mit seiner KI-Offensive Stärke bewiesen hätte, habe Apple dagegen zu lange gezögert. „Das war eine Schulterzucken-Strategie – und die hat nicht funktioniert.“ 

Wie andere Wall-Street-Experten auch sieht Ives Apple daher auf der Verlierer-Seite im noch jungen KI-Zeitalter. Auf die Frage, wie lange Investoren bereit seien, hohe Ausgaben ohne direkte Gegenleistung zu tolerieren, antwortet Ives mit einem klaren Verweis auf Apple: „Die letzten, die du auf der Zuschauerbank sehen willst, sind Investoren – und genau das ist bei Apple passiert.“ 

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Apple (WKN: 865985)

IBM und Uber weitere Gewinner 

Auch Unternehmen wie Palantir oder IBM sieht Ives als zentrale Akteure in der neuen KI-Ära: „Tech muss weiter investieren – das ist ein 'Game of Thrones' um die Vorherrschaft.“ Tatsächlich hat es Ives der ultimative Tech-Pionier IBM angetan. Der Konzern aus Armonk, lange als Dinosaurier der IT-Branche abgetan, erlebe unter CEO Arvind Krishna eine wahre Renaissance: „IBM nimmt sich ein Blatt aus Microsofts Playbook – und modernisiert sich tiefgreifend.“

Neben generativer KI rückt für Ives unterdessen ein neues Spielfeld in den Fokus: autonome Fahrzeuge. Aktueller Auslöser ist ein Bericht der "New York Times", wonach Uber seinen umstrittenen Ex-CEO Travis Kalanick reaktivieren wolle, um den US-Zweig des Robotaxi-Startups Pony.ai zu übernehmen.

Ives hält das für einen strategisch klugen Schachzug. „Für Uber wäre das ein smarter, aggressiver Move“, sagt er. Tesla habe mit seiner Präsentation in Austin den Takt vorgegeben – nun müssten Wettbewerber wie Uber nachziehen, um in der Ära des „Physical AI“ mithalten zu können. „Es geht jetzt nicht mehr um Pilotprojekte – es geht um Skalierung.“

"Eine Party, die um 22 Uhr beginnt und bis 4 Uhr morgens weitergeht."

Grundsätzlich sei Tech nicht länger nur eine Domäne weniger Mega-Caps. „Wir beobachten jetzt die zweite, dritte, vierte Ableitung von KI-Investitionen – das ist eine Party, die um 22 Uhr beginnt und bis 4 Uhr morgens weitergeht.“ 

Kritik an vermeintlich überzogenen Bewertungen wischt Ives mit einem Lächeln beiseite: „Die Bären sitzen in ihren Höhlen und rechnen mit Tabellen. Aber sie sehen nicht, was in drei, fünf oder sieben Jahren möglich ist.“ Wer nur auf die Einjahresbewertung blicke, habe in den vergangenen 20 Jahren alle Wachstumsaktien verpasst.