Der einstige Meme-Aktienliebling kann Anleger bei Bilanzvorlage trotz Bitcoin-Käufen nicht überzeugen. Die Aktie fällt nachbörslich.

Die Zeiten des großen Hypes um GameStop sind vorbei. Mehr als vier Jahre ist es her, dass der schlingernde US-Einzelhändler von Videospielen und Gaming-Produkten für ein paar Tage die Schlagzeilen der Wall Street bestimmte. 

Auslöser dafür war seinerzeit der YouTuber „Roaring Kitty“ (Keith Gill), der GameStop zur Ikone der Meme-Aktien-Bewegung machte, als er und eine Armee von Privatanlegern auf Reddit postete, immer neue Videos auf YouTube veröffentlichte und damit die Aktie in die Höhe trieben – nicht zuletzt, weil Shortseller unter Druck gerieten. 


Vier Jahre später läuft GameStop seinen einstigen Hochs weiter hinterher, hat die Geschäftsentwicklung in einem herausfordernden Einzelhandelsumfeld aber dank der Transformation des Unternehmens zumindest stabilisiert, wie die jüngste Geschäftsbilanz enthüllt, die nach Handelsschluss an der Wall Street veröffentlicht wurde.

Gewinn steigt, Umsatz fällt 

So meldete GameStop für das erste Quartal 2025 einen Nettogewinn von 44,8 Millionen Dollar, eine deutliche Verbesserung gegenüber dem Nettoverlust von 32,3 Millionen Dollar im Vorjahresquartal. Dies entspricht einem Gewinn pro Aktie (EPS) von 0,17 Dollar, womit die Erwartungen der Analysten von 0,04 Dollar deutlich übertroffen und das erste profitable erste Quartal seit über einem halben Jahrzehnt markiert wurde. 

Der Umsatz enttäuschte jedoch mit 732,4 Millionen Dollar, was einem Rückgang von 17 Prozent gegenüber 881,8 Millionen US-Dollar im Vorjahr entspricht und die Konsensschätzung von 754,2 Millionen Dollar verfehlte. Der Umsatzrückgang spiegelt die anhaltenden Herausforderungen im Kerngeschäft des Einzelhandels wider, insbesondere bei physischen Spieleverkäufen, da digitale Downloads und Abonnementdienste die Spieleindustrie dominieren. 

Auch der Verkauf von Hardware und Zubehör war rückläufig, mit einem Rückgang von 14,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, was auf schwächere Konsumausgaben und das Fehlen bedeutender Konsolenveröffentlichungen zurückzuführen ist. Im Vergleich zum Vorquartal (Q4 2024) fiel der Umsatz wegen der saisonale Schwäche nach der Weihnachtszeit sogar um 43 Prozent.

Bitcoin-Investment bereits über halbe Milliarde Dollar wert

Die Profitabilität von GameStop wurde durch Kostensenkungsmaßnahmen und ein schlankeres Betriebsmodell gestärkt. Das Unternehmen reduzierte seine Vertriebs- und administrativen Aufwendungen, was zum positiven Ergebnis beitrug. Zudem verfügt GameStop über eine robuste Liquiditätsposition von 4,8 Milliarden Dollar an Bargeld und Äquivalenten, was dem US-Unternehmen erhebliche finanzielle Flexibilität bietet.


Ein viel diskutierter Schritt war die kürzlich erfolgte Kapitalaufnahme von 1,48 Milliarden Dollar durch eine Wandelanleihe, von der ein Teil in Bitcoin fließen soll. Zwischen dem 3. Mai und dem 10. Juni kaufte das bereits 41 Jahre alte US-Unternehmen bereits 4.710 Bitcoin, die auf dem gegenwärtigen Kursniveau von 110.000 Dollar über eine halbe Milliarde Dollar wert sind. Die Entscheidung, in Bitcoin zu investieren, hat eine Debatte unter Investoren ausgelöst: Einige sehen darin eine mutige Diversifikationsstrategie, während andere die Volatilität von Kryptowährungsinvestitionen für ein Einzelhandelsunternehmen hinterfragen.

GameStop setzt unterdessen weiterhin auf den Ausbau seines E-Commerce-Geschäfts. Investitionen in die Online-Infrastruktur und Partnerschaften mit Gaming-Plattformen sollen GameStop als breiteres Gaming- und Unterhaltungszentrum positionieren, konnten jedoch die Rückgänge im stationären Handel noch nicht ausgleichen.

Die Aktie gibt nachbörslich nach

Dass die Aktie von GameStop nachbörslich dennoch um 5 Prozent auf 29 Dollar nach unten tendiert, spiegelt trotz des überraschend hohen Nettogewinns die Enttäuschung über den Umsatzrückgang und die Sorge vor anhaltend rückläufigen Absätzen wider. Vom Allzeithoch im Februar 2021 notiert die Aktie weiter 65 Prozent entfernt.

Für den Moment unterstreichen die Ergebnisse des ersten Quartals 2025, dass sich GameStop in einer Übergangsphase befindet – mit offenem Ausgang. Während die Profitabilität ein willkommener Meilenstein ist, verdeutlicht der Umsatzrückgang die Dringlichkeit, sich an einen sich schnell wandelnden Gaming-Markt anzupassen. Mit der beherzten Wette auf Bitcoin hat GameStop jedoch einen Joker in der Bilanz, der bei einer Fortsetzung des Bullenmarktes für neue Fantasie sorgen könnte.

GameStop (WKN: A0HGDX)