An den Zielen der Regierung ließ David Zalkaliani bei seinem Besuch in Deutschland vor wenigen Wochen keinen Zweifel. Der georgische Außenminister betonte einmal mehr die Absicht seines Landes, sich weiter in die westliche Gemeinschaft zu integrieren. Priorität hat dabei der Beitritt zu Europas Gemeinschaft und zur NATO.

Während die Aufnahme in das Verteidigungsbündnis vor allem aufgrund der Territorialkonflikte mit Russland noch weit entfernt scheint, ist man in Sachen EU-Beitritt in den vergangenen Jahren deutlich vorangekommen. Schon vor vier Jahren unterzeichneten Georgien und die EU ein Assoziierungsabkommen.

Gerade die guten Beziehungen zu Deutschland sollen helfen, sind die beiden Länder trotz der Entfernung von gut 2600 Kilometer Luftlinie zwischen den beiden Hauptstädten Berlin und Tiflis doch eng miteinander verbunden. 1918 war Deutschland das erste Land, das Georgien als souveränen Staat anerkannte. Im Oktober präsentiert sich Georgien als Gastland auf der Frankfurt Buchmesse, nachdem Deutschland vor wenigen Wochen Gast der Buchmesse in Tiflis war.

Georgiens Hauptstadt zählt mittlerweile zu den sichersten Metropolen östlich der Oder. Schneebedeckte Berge und Sandstrände am Schwarzen Meer ziehen zunehmend Touristen an - vor allem aus den Nachbarländern, immer häufiger aber auch aus dem Westen. Der Tourismus ist inzwischen eine der wichtigsten Devisen-Einnahmequellen des Landes.

Besser als Frankreich



Seit der Rosenrevolution 2003 wird ein knallharter Reformkurs verfolgt, Bürokratie abgebaut, Korruption bekämpft und das Ziel der EU-Mitgliedschaft proklamiert. In manchen Bereichen ist Georgien seinen europäischen Mitstreitern sogar schon voraus: Im internationalen Vergleich der Weltbank zur Wirtschaftsfreundlichkeit und Unternehmensregulierung lag Georgien im vergangenen Jahr auf Rang 9 und damit weit vor Ländern wie Deutschland, Frankreich oder der Schweiz.

Wichtigste Handelspartner sind noch immer die Türkei und Russland, allerdings nimmt der Anteil Westeuropas am Außenhandel immer weiter zu. Die Exporte sind im vergangenen Jahr um 30 Prozent gewachsen. Im laufenden Jahr könnte der Anstieg noch stärker ausfallen, denn Georgien ist das erste Land am Wirtschaftsgürtel entlang der Seidenstraße, das den freien Handel mit China umsetzt: Wichtige Exportgüter wie Wein, Nüsse, Honig, Tee, Obst und Gemüse dürfen seit Jahresbeginn zollfrei in die Volksrepublik exportiert werden.

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Investoren aus China



Internationaler Währungsfonds und Weltbank haben zuletzt die Prognosen für das Wirtschaftswachstum wiederholt nach oben gesetzt und erwarten nun einen Anstieg von 4,5 Prozent im laufenden Jahr; 2015 waren es 5,0 Prozent. Dabei hilft eine wachsende Beliebtheit bei ausländischen Investoren. Neben der Weltbank und der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung stoßen vor allem Investoren aus der Türkei, China und Großbritannien wichtige Projekte im Schwarzmeerstaat an.

Für ausländische Privatanleger hingegen ist es deutlich schwieriger, am Aufschwung Georgiens teilzuhaben. Zum einen gibt es nur eine Handvoll georgische Gesellschaften, deren Aktien an westlichen Börsen notiert sind. Zum anderen müssen Investoren selbst bei den Marktschwergewichten wie der Bank of Georgia auch noch mit vergleichsweise großen Spreads zwischen Geld- und Briefkurs leben. Das Finanzinstitut, das nach Einlagen die größte Bank des Landes ist und zusammen mit der TBC Bank über 70 Prozent des georgischen Bankenmarkts kontrolliert, profitiert in besonderem Maße vom Wirtschaftswachstum. Zudem ist die Aktie mit einem KGV um sieben und einer Dividendenrendite von mehr als fünf Prozent günstig bewertet.

Das Investmentbusiness hat die Bank ausgegliedert und in der eigenständigen Gesellschaft Georgia Capital an die Börse gebracht. Investoren finden hier eine interessante Möglichkeit, so breit gefächert wie derzeit nur irgendwie möglich an der Entwicklung Georgiens zu partizipieren - an den Börsenplätzen Berlin oder München wurde der Titel zuletzt sogar zu einem attraktiven Spread von weniger als drei Prozent gehandelt. Ziel von Georgia Capital ist es, ein Portfolio an börsengelisteten und nicht notierten Unternehmen aufzubauen, das Renditen von 25 Prozent pro Jahr verspricht. Als erstes privates georgisches Unternehmen überhaupt hat Georgia Capital im März erfolgreich einen Eurobond im Volumen von 300 Millionen Dollar begeben, im Rahmen ihres Börsengangs im Mai dieses Jahres hat die Gesellschaft weitere 500 Millionen Dollar eingesammelt.

Im aktuellen Portfolio findet sich neben der Bank of Georgia mit Georgia Healthcare Group eine zweite börsennotierte Gesellschaft. Als Marktführer mit einem Netz aus 78 Kliniken und 256 Apotheken sowie als zweitgrößter Krankenversicherer des Landes verfügt die Gruppe über glänzende Wachstumsperspektiven. Das Analysehaus Numis erwartet ein Kursziel von 400 britischen Pence - das ist ein Potenzial von 50 Prozent. Für Direktinvestments am einzigen deutschen Börsenplatz, Stuttgart, sollten sich Anleger an der Londoner Notiz orientieren und Aufträge streng limitieren.



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Auf einen Blick: Georgien