"Wir sehen erhebliche Prozessrisiken für die Kläger", sagte Richterin Carola Wittig am Montag zum Auftakt der Verhandlung vor dem Landgericht Stuttgart. Es gebe in der Klage diverse Problemfelder - so etwa, der Porsche-Holding den Vorsatz einer Schädigung nachzuweisen. "Das ist ein ganzer Parcours an Hindernissen, den es zu springen gilt."

Rund zwei Dutzend Hedgefonds - darunter in der Branche bekannte Namen wie Viking Global Investors, Glenhill Capital und Greenlight Capital - haben vor dem Landgericht Stuttgart auf insgesamt 1,36 Milliarden Euro Schadensersatz geklagt, weil sie sich durch VW-Großaktionär Porsche im Übernahmepoker um Volkswagen vor fünf Jahren getäuscht sehen. Sie begründen das damit, dass Porsche eine Übernahme von VW mit Pressemitteilungen und in Telefonaten mit Investoren abgestritten habe, obwohl diese still und heimlich vorbereitet worden sei. Der Zivilprozess ist der erste große in einer Klageserie von insgesamt rund 100 institutionellen und privaten Investoren an bundesweit inzwischen vier Gerichten.

Porsche hatte im Oktober 2008 bekannt gegeben, eine Mehrheit von mehr als 75 Prozent am viel größeren Volkswagen-Konzern anzustreben. Noch im März 2008 hatte der Sportwagenbauer diesen Plan in einer Pressemitteilung bestritten. Entsprechende Spekulationen waren damals aufgekommen, nachdem Porsche kurz zuvor erklärt hatte, seinen Anteil auf mehr als 50 Prozent an dem Wolfsburger Autobauer aufstocken zu wollen.

Der Richterin zufolge reicht die Pressemitteilung vom März als Beweis einer vorsätzlichen Schädigung wahrscheinlich nicht aus. Genauer geprüft werden müsse aber der Vorwurf, ob dies auch für telefonische Dementis gegenüber den Hedgefonds im Herbst 2008 gelte.

Die Anwälte der klagenden Hedgefonds erklärten, es sei klar, dass die Übernahme schon im Februar geplant gewesen sei und verschleiert werden sollte. Ein Porsche-Anwalt wies das zurück. "Das ist pure Spekulation." Den Übernahmeplan habe es im Frühjahr 2008 noch nicht gegeben.

Reuters