Ob Technologiewandel, Chipmangel oder Covid, darum müssen sich Pepsi, Coca-Cola oder Monster Beverage kaum Sorgen machen. Die großen Getränkehersteller widerstehen durch ihr stetiges Geschäft dieser Krise. Während rund um den Globus die Börsen auf Talfahrt gehen, stemmen sich ihre Kurse gegen den Abwärtstrend: Seit Anfang Januar verlor der breite US-Index S & P 500 rund 13 Prozent, die Technologiebörse Nasdaq büßte rund 19 Prozent ein. Es handelte sich um einen der schlechtesten Jahresverläufe in der Börsengeschichte. Dagegen legte Coca-Cola um fast acht Prozent zu, Pepsi gewann immerhin zwei Prozent.

Weil sie Dinge des täglichen Bedarfs verkaufen, sind diese Firmen weitgehend konjunkturunabhängig. Analysten hatten die Befürchtung, dass das Geschäft vor allem von Pepsico sichverlangsamen könnte, weil inflationsgeplagte Verbraucher weniger Snacks und Getränke kaufen. Doch Chef Ramon Laguarta hob Mitte Juli die Umsatzprognose zum zweiten Mal für dieses Jahr an. Er verwies auf die "Widerstandsfähigkeit" der Kategorie, flexible Lieferketten und starke Marktdurchdringung. Laguarta peilt für 2022 nun ein organisches Umsatzwachstum von zehn Prozent statt acht Prozent an.

Spannende Preiserhöhungen

Verbraucher sind immer noch bereit, für Getränke und Snacks mehr zu bezahlen. Pepsico gibt höhere Preise für Limo und Kartoffelchips vorerst an die Verbraucher weiter, es sei aber ungewiss, wie die Kunden in Zukunft reagieren würden. Das Unternehmen, das Kultmarken wie Pepsi, Mountain Dew, Gatorade und Doritos-Chips vermarktet, hat seine Gewinnziele wegen der Unsicherheit über die "Konsumentenelastizität", also die Reaktion der Nachfrage auf Preiserhöhungen, nicht im Gleichklang mit seiner Umsatzprognose angehoben. Das Ergebnis soll wie bisher geplant um acht Prozent zulegen.

Finanzvorstand Hugh Johnston befürchtet, dass Kunden womöglich weniger Produkte kaufen werden, wenn die Preise weiter steigen. Er will notfalls den Produktinhalt verkleinern, um die Inflation abzufedern. Zu den höheren Kosten, die Pepsico verdauen muss, gehören Verpackungsmaterial und Rohstoffe. Johnston: "Es gibt Phasen, in denen wir Chips aus der Tüte nehmen, anstatt die Preise zu erhöhen. Manchmal erhöhen wir tatsächlich die Anzahl der Chips in der Tüte, dann können wir die Preise ein wenig steigern."

Pepsis Russland-Drama

Vorstandschef Laguarta versucht trotz der Preiserhöhungen, "die Verbraucher bei unseren Marken zu halten". Das hatte er bereits im Frühjahr in einer Aussprache mit Investoren betont. Finanzchef Johnston ergänzt: "Wenn Sie im Lauf der Zeit schauen, haben unsere Kategorien in inflationären Zeiten immer ziemlich gut abgeschnitten. Es ist das Resultat unserer Leistung als Unternehmen, es ist ziemlich inflations- und rezessionsbeständig."

Ganz ungeschoren kam Pepsi allerdings nicht durch die Turbulenzen des ersten Halbjahres. Während der Gewinn im ersten Quartal noch wegen des Verkaufs von Saftmarken wie Tropicana und Naked Juice, die sich die französische Private-Equity-Firma PAI Partners einverleibte, von 1,7 auf 4,3 Milliarden Dollar in die Höhe sprang, schlug die Krise im zweiten Quartal zu. Abschreibungen im Zuge des russischen Einmarschs in die Ukraine drückten das Ergebnis um 40 Prozent zum Vorjahr.

Pepsico war in Russland seit mehr als 60 Jahren geschäftlich aktiv und besitzt dort mehrere Fabriken. Im vergangenen Jahr fielen über vier Prozent des Umsatzes auf Russland. Anfang März gab Pepsico bekannt, dass es den Verkauf seiner Getränke in Russland aussetzt. Aus humanitären Gründen sollen Produkte wie Milch, Babynahrung und Lebensmittel, die es dort herstellt, weiterhin verkauft werden. Die Fabrik in Kiew hat Pepsi inzwischen wieder eröffnet.

Bei Coke zischt es

Beim Erzrivalen Coca-Cola sprudelte das Geschäft zuletzt vor Vitalität. Von April bis Juni zog der Umsatz um 16 Prozent an. Nach zwei Jahren Pandemie hätten Konsumenten große Lust auf Restaurantbesuche und Live-Events und wären bereit, mehr auszugeben, sagte James Quincey. Der Konzernchef rechnet zwar damit, dass die Inflation sich im zweiten Halbjahr auch auf die Konsumbereitschaft auswirken wird. Dennoch hob Coke die Jahresprognose deutlich an und erwartet nun statt eines organischen Umsatzplus zwischen sieben und acht Prozent einen Zuwachs von zwölf bis 13 Prozent.

"Wir sehen weiter starke Widerstandskraft im Geschäft und hohe Nachfrage nicht nur in den USA, sondern weltweit", sagt Finanzchef John Murphy. Er setzt vor allem darauf, den Umsatz zu steigern, er nennt das "Umsatz-Wachstums-Management". In Indien erweiterte Coca-Cola beispielsweise seine Kundenbasis, indem es kleine Einzelportionsangebote zu erschwinglichen Preisen anbietet.

Im ersten Quartal führte diese Strategie zu mehr als 500 Millionen zusätzlichen Kleinkäufen in Indien, was einer Steigerung von fast 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Ungefähr 70 Prozent dieser Käufe gingen auf kleine Verpackungen wie Mehrweg-Glas- und Einweg-PET-Flaschen zurück.

Recycling tut Not

In der Heimat kooperiert Coca-Cola mit dem Essenszusteller DoorDash, um den digitalen Absatz auszubauen. Um das Recycling und vor allem das eigene Image zu verbessern und der Kritik von Umweltschützern zu begegnen, wird außerdem die Sammelinfrastruktur erweitert. Vor allem in Australien, Brasilien, Japan und Mexiko machen die Mehrwegverpackungen Fortschritte. Global kooperiert der Konzern mit The Ocean Cleanup, der sein Müllsammelsystem in Vietnam testet. Es fischt Plastikmüll aus Flüssen, bevor dieser in den Meeren landet. Coca-Cola unterstützt die Initiative "Welt ohne Abfall". Der Konzern will das Recycling stärken und Neuplastik reduzieren. Ziel ist es, bis 2030 für jede verkaufte Flasche oder Dose eine andere zu recyceln.

Auch Keurig Dr Pepper, US-Hersteller von Kaffeemaschinen, Kaffeekapseln und Brause wie 7UP oder Schweppes, hat alle Hände voll zu tun. Der Umsatz nahm im zweiten Quartal um zwölf Prozent zu. Bob Gamgort legte fürs Gesamtjahr die Latte erneut höher. Der Vorstandschef will den Umsatz statt prozentual im hohen einstelligen jetzt im niedrigen zweistelligen Bereich ausbauen.

Die Amerikaner bieten von Kaffee über Trinkschokolade bis hin zu Tee ein breites Sortiment an Getränkekapseln. Die Einweg-Pads namens K-Cup sind speziell für Keurigs Ein-Tassen-Maschinen ausgelegt. Daneben vermarktet der Riese Kaffeebohnen und gemahlenen Kaffee in verschiedenen Packungsgrößen. Zudem gehören Kaltgetränke dazu. Die deutsche Milliardärsfamilie Reimann ist mit einem Drittel beteiligt. Außerdem besitzt der Schokoladenriese Mondelez 5,3 Prozent der Aktien.

INVESTOR-INFO

PepsiCo

Sprudelnde Quelle

Nach dem Verkauf seiner Fruchtsaft- sparte fokussiert sich Pepsico auf zucker- und kalorienfreie Getränke und Energydrinks sowie seine Kartoffelchips - eben das, was Verbraucher konsumieren wollen. Im laufenden Jahr will der Vorstand 7,7 Milliarden Dollar an die Aktionäre auskehren. Davon sollen 6,2 Milliarden auf Dividenden und 1,5 Milliarden auf Aktienrückkäufe entfallen. Pepsico erhöht seit 50 Jahren die Dividende. Solide Aktie für Konservative zum Kaufen und Liegenlassen.

Coca-Cola

Schlanker Gigant

Das Geschäft des Weltmarktführers bei Softdrinks sorgt für einen beständigen Einkommensstrom. Die Marke ist gut gegen die hohe Inflation und steigende Zinsen geschützt. Chef James Quincey stieg aus dem Abfüllgeschäft aus und fokussierte den Konzern auf Marketing und neue Produkte. Der Brausekonzern hat weniger Werke, ist schlanker. Warren Buffett besitzt über Berkshire Hathaway 9,2 Prozent und ist größer Aktionär. Coca-Cola hat seine jährliche Dividende 60 Jahre in Folge erhöht. Im turbulenten Aktienmarkt ist das Papier ein guter Basiswert.

Keurig Dr Pepper

Milliardärsclan bestimmt

Der nordamerikanische Marktführer für Ein-Tassen-Brühsysteme ist durch sein großes Verkaufs- und Vertriebsnetz flächendeckend vertreten. Zu den stärksten Brands zählen die in den USA bekannten A&W, Sunkist und Squirt, Europäern sind die Marken 7Up und Schweppes geläufig. Solider Konzern mit starkem Ankeraktionär. Angemessene Dividende, die Risiken sind überschaubar.