Von Reuters befragte Ökonomen hatten mit einer Stagnation gerechnet. In einer Reihe von Branchen des Handels - von der Unterhaltungselektronik bis hin zu Spielwaren - gehört die Vorweihnachtszeit zu den umsatzstärksten Zeiten des Jahres. "Es spricht gegenwärtig nichts dagegen, dass das Weihnachtsgeschäft ähnlich wie im vergangenen Jahr laufen wird", sagte GfK-Experte Rolf Bürkl der Nachrichtenagentur Reuters.

Der Handelsverband Deutschland (HDE) rechnet laut einer Prognose von Anfang November gar mit einem Umsatzplus von drei Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Damit würde der Handel in November und Dezember mehr als 100 Milliarden Euro einnehmen - ein Umsatzrekord.

Immer mehr Kunden gehen laut HDE bereits an Black Friday und Cyber Monday gezielt auf Schnäppchenjagd. An den Einkaufstagen am 29. November und 2. Dezember werben Händler mit besonderen Rabatten: Der HDE rechnet in diesem Jahr mit einem Umsatz von 3,1 Milliarden Euro allein an diesen beiden Tagen. Das entspricht im Vergleich zum Vorjahr einem Plus von 22 Prozent.

KASSEN KLINGELN IMMER FRÜHER


Laut GfK zeigt die Entwicklung, dass Verbraucher den Kauf technischer Konsumgüter wie Handys oder Fernseher für den Gabentisch auf November vorziehen: "Wir beobachten diesen Trend schon lange", so GfK-Experte Norbert Herzog. 2018 sei die Black-Friday-Woche in Deutschland sogar umsatzstärker als die Woche vor Heiligabend gewesen. Auf der anderen Seite führe der Trend hin zu höherwertigen Produkten zu zusätzlichen Umsatzpotenzialen für die Händler. Diese Sonderaktionen würden insbesondere von Online-Händlern forciert: Sie könnten zwei Verkaufsspitzen - an Black Friday und an Weihnachten - logistisch besser bewältigen als Filialunternehmen: "Diese Vorteile können die E-Commerce Verkäufe deutlich befeuern", so Einzelhandelsexperte Herzog.

Sein GfK-Kollege Bürkl verweist darauf, dass der Einzelhandel bislang ein erfolgreiches Jahr hinter sich habe. Laut Statistischem Bundesamt stiegen die Umsätze von Januar bis September nominal um 3,7 und real um 3,1 Prozent. Die aktuelle Aufhellung der Stimmung sei sicherlich für den Einzelhandel eine "erfreuliche Nachricht". Die Voraussetzungen für positive Impulse seien insgesamt gesehen durchaus vorhanden.

So hellten sich die Konjunkturerwartungen der Verbraucher im November spürbar auf. "Damit ist der Abwärtstrend - zumindest vorerst - gestoppt", so Bürkl. Neben der hohen Kauflaune, einer guten Einkommensentwicklung für Arbeitnehmer und Rentner sei aufgrund der EZB-Niedrigzinspolitik das Sparen als Alternative zum Konsum nicht sehr attraktiv. "Sollte es nun verstärkt zu Strafzinsen auch für private Anleger kommen, würde dies dem Handel beziehungsweise dem Konsum insgesamt sicherlich zugutekommen."

Zwar erheben immer mehr Geldinstitute Strafzinsen, doch Privatkunden sind bei den meisten Instituten nur betroffen, wenn sie mindestens 100.000 Euro auf dem Konto liegen haben. Doch gibt es auch Ausnahmen: So belastet die Volksbank Raiffeisenbank Fürstenfeldbruck Tagesgeld-Neukunden, die ihr Konto seit dem 1. Oktober eröffnet haben, bereits ab dem ersten Cent mit einem "Verwahrentgelt" von 0,5 Prozent.

rtr