Nicht kleckern, klotzen: Um die EU-Staaten aus der Corona-Krise zu führen, nimmt Brüssel viel Geld in die Hand. Der EU-Wiederaufbaufonds soll jedoch nicht nur die Konjunktur stimulieren. Die EU-Kommission will auch zwei "existenzielle Gefahren für Europa und die Welt" abwehren: Klimaerwärmung und Umweltzerstörung.

Ein Drittel der Investitionen aus dem Aufbaupaket NextGenerationEU und dem Siebenjahreshaushalt der EU - insgesamt 1,8 Billionen Euro - fließen in den kommenden Jahren in grüne Projekte. Der Green Deal der EU, aber auch die jüngsten Naturkatastrophen bescheren grünen Fonds kräftige Mittelzuflüsse. Laut dem Branchenverband BVI brachten es die in Deutschland zugelassenen Nachhaltigkeitsfonds im zweiten Quartal 2021 auf über 251 Milliarden Euro. Im Vorjahreszeitraum waren es nur 68 Milliarden Euro.

Die Fonds investieren in Unternehmen, die den Klimaschutz fördern. Vielversprechende Titel finden die Manager auch in den Bereichen Abfallvermeidung, Konsum, IT und Gesundheit. Ebenso ein Kauf sind Banken, die ökologische Vorhaben finanzieren.

Zusätzlichen Schub erfährt das Anlagethema Nachhaltigkeit durch eine wachsende Zahl von Anlegern, die selbst eine ökologische Lenkungsfunktion ausüben möchten. Ihr Kapitaleinsatz soll Unternehmen motivieren, ESG-Prinzipien (Umwelt, Soziales, Unternehmensführung) umzusetzen. Die konkrete Anlage-Entscheidung fällt jedoch auch informierten Investoren mitunter schwer.

Die Fondsbranche bietet ihre Expertise an. Doch nicht alle Nachhaltigkeitsfonds legen nach den gleichen Kriterien an. In Portfolios, die nach dem Best-in-Class-Ansatz gemanagt werden, finden sich nicht selten Ölunternehmen oder Airlines. Das lässt sich zwar begründen, viele Investoren bevorzugen jedoch sogenannte Pure-Player-Fonds. Für Unsicherheit sorgt zudem der gegen Unternehmen und die Finanzbranche erhobene Vorwurf des Greenwashing. Und auch grüne Investoren fragen sich: "Welcher Fonds verspricht, kontinuierlich attraktive Renditen zu erzielen?

Klare Orientierung

Optimale Ratgeber bei der Auswahl nachhaltiger Investmentfonds ist das vom Finanzen Verlag, in dem €uro am Sonntag erscheint, zusammen mit Mountain-View Data entwickelte Eco-Rating. Die FondsNote, die der Verlag mit dem Analysehaus FondsConsult berechnet, bietet die ideale Ergänzung: Sie bewertet über einen Zeitraum von vier Jahren hinweg das Rendite-Risiko-Profil eines Fonds. In die Beurteilung fließen zudem die Wertentwicklungen gegenüber dem jeweiligen Vergleichsindex sowie gegenüber Konkurrenzprodukten ein. Auch die Schwankungsbreite der Fonds wird zur Notengebung (1 bis 5) herangezogen.

Das Eco-Rating wiederum misst den ökologischen Beitrag der Unternehmen im Portfolio und prüft zudem, wie konsequent die Fondsmanager bei der Titelauswahl soziale und ethische Kriterien berücksichtigen. Die Noten reichen von A bis E, A ist die Bestnote. Unternehmen im Portfolio, die im Bereich erneuerbare Energien tätig sind, fördern ein hohes Eco-Rating. Findet sich im Portfolio jedoch ein Kohleförderer, der auf der Ausschlussliste des norwegischen Staatsfonds steht, wird der Fonds automatisch mit E beurteilt - dem schlechtesten Eco-Rating.

Sowohl beim Eco-Rating als auch bei der FondsNote eine Top-Bewertung zu erhalten, ist bislang nur wenigen Fonds gelungen (siehe Tabelle unten). Der von Swisscanto aufgelegte SWC PF Sustainable Balanced gehört zu den 1-a-Fonds. Manager Reto Niggli ist überzeugt, dass die Wirtschaft die notwendige grüne Transformation vorantreibt und Unternehmen sowie Anleger dazu entscheidend beitragen. "Wir fordern die von uns ausgewählten Unternehmen auf, ihren CO2-Ausstoß zu reduzieren, sodass die Vorgaben des Pariser Klimaabkommens eingehalten werden können", sagt er.

Als Mischfonds konzipiert, investiert der SWC PF Sustainable Balanced sowohl in Aktien als auch in Anleihen. Wie hoch die Anlageklassen jeweils gewichtet werden, hängt insbesondere von der erwarteten Zinsentwicklung und der Risikoprämie für Aktien ab. Aktuell hat Niggli Aktien mit 50 Prozent gewichtet, auf Anleihen entfallen 46 Prozent, der Rest ist Cash.

Die Förderung von Erdgas oder Öl, der Betrieb fossiler Kraftwerke, der Abbau von Kohle, die Herstellung von Kernreaktoren, Rüstungsfirmen sowie Fluggesellschaften sind im Swisscanto- Portfolio tabu. Ebenso finden sich darin keine Staatsanleihen von Ländern, in denen die Todesstrafe verhängt werden kann oder die das Pariser Klimaabkommen nicht unterzeichnet haben.

Die für den Anleihe- beziehungsweise Aktienteil infrage kommenden Unternehmen und Staaten werden anhand eines umfassenden Kriterienkatalogs bewertet. Aktuell werden auf der Aktienseite rund 80 Unternehmen gehalten, die über ein überdurchschnittliches Rating verfügen. Zu den Top-Ten-Werten zählt etwa Microsoft. Der Software-Entwickler will bis 2050 den gesamten Kohlenstoff aus der Atmosphäre entfernen, den er seit seiner Gründung im Jahr 1975 emittiert hat. In dem aus über 400 Positionen bestehenden Anleiheteil finden sich zahlreiche Finanzinstitute. Die Europäische Investmentbank beispielsweise zählt weltweit zu den größten Geldgebern für den Klimaschutz.

Mit FondsNote 1 und Eco-Rating A bewertet ist auch der im Jahr 2005 aufgelegte und über 740 Millionen Euro schwere Ökoworld Klima. Der global investierende Fonds setzt ausschließlich auf Aktien. Innerhalb von fünf Jahren legte er 144 Prozent zu. "Klimafreundlichkeit und Umweltschutz gehören mittlerweile zum Shareholder-Value", weiß Fondsmanager Alexander Funk. Die Unternehmen hätten erkannt, dass sie durch eine nachhaltige Geschäftspolitik für Anleger attraktiver werden.

Unternehmen, die an alten Geschäftsmodellen festhielten, bekämen dagegen zunehmend Probleme. "Immer mehr große Investoren lassen die Finger von ihnen, was ihre Aktienkurse langfristig zusätzlich unter Druck bringt", sagt Funk. Neben Large Caps setzt der Manager auch auf Unternehmen aus der zweiten Reihe. Dazu zählt etwa NKT. "Der Kabelhersteller sorgt dafür, dass der an der Nordsee aus Wind hergestellte Strom ohne große Leitungsverluste Industrieunternehmen im Süden zukommt", sagt Funk. Der Fondsmanager ist auch beim österreichischen Verbund eingestiegen. Das Unternehmen ist weltweit einer der größten Erzeuger von Strom aus Wasserkraft.

Alle Quellen nutzen

Nur auf europäische Staatsanleihen fokussiert ist der Deka iBoxx € Liquid Sovereign Diversified 1-10 ETF. Der ETF bildet die Wertentwicklung des iBoxx € Liquid Sovereign Diversified 7-10 Preisindex ab. Dieser umfasst Staatsanleihen der Eurostaaten mit einer Restlaufzeit von sieben bis zehn Jahren. Alle Emittenten - darunter Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien - sind mit Investment Grade beurteilt.

Bei der Ermittlung des Eco-Ratings betreibt das Analysehaus Mountain View umfangreiches eigenes Research und stützt seine Einschätzungen zudem auf Quellen von Organisationen wie dem Rüstungsforschungsinstitut Sipri, Amnesty International und Global Footprint Network. Auch wenn eine Reihe von Ländern Waffen exportiert und Frankreich stark auf Kernkraft setzt: Die mittlerweile intensivierten Öko-Anstrengungen der EU-Staaten rechtfertigen die Einstufung des Deka-Portfolios mit dem Eco-Rating.

 


INVESTOR-INFO

SWC PF Sustainable Balanced

Klare Kriterien

Der über eine Milliarde Euro schwere Mischfonds investiert weltweit ausgewogen in Aktien und Anleihen. Für das Portfolio qualifizieren sich nur nachhaltig agierende Unternehmen. Technologie-Werte sind im Aktienteil derzeit prominent vertreten. Im Anleihebereich finden sich überwiegend Banken. Unternehmen, die in Bereichen wie Rüstung, Öl oder Atomkraft tätig sind, rührt das Management nicht an. Jeder Kaufentscheidung geht ein intensives Research voraus.

Ökoworld Klima

Grün und fit

Der Fonds investiert weltweit in Aktien von Unternehmen, die unter anderem zu Energieeffizienz, zur Verringerung der Schadstoffbelastung von Luft, Böden und Gewässern, zum Erhalt der natürlichen Artenvielfalt und zur Gesundheit beitragen. Zu den Top-Ten-Werten zählen das Müllentsorgungs-Unternehmen Waste Management und die koreanische Containerschiff-Reederei Evergreen Marine. Chancen sieht das Fondsmanagement auch beim Fitnessstudio-Betreiber Planet Fitness.

Deka iBoxx Liquid Sov. Div 7-10

Ziel Klimaneutralität

Der Deka iBoxx € Liquid Sovereign Diversified 7-10 ETF investiert in europäische Staatsanleihen, die von den Ratingagenturen mit Investment Grade eingestuft sind. Alle Länder im Portfolio haben das Pariser Klimaschutzabkommen unterzeichnet. Damit sind sie rechtsverbindlich verpflichtet, Treibhausgasemissionen zur reduzieren. Bis zur Mitte des Jahrhunderts wollen die EU-Staaten das Ziel Klimaneutralität erreichen. Der Anleihe-Fonds eignet sich zur Absicherung eines diversifizierten Depots.