Seit im vergangenen Dezember in der chinesischen Stadt Wuhan ein neuartiges Coronavirus gemeldet wurde, ist die Zahl der inChina infizierten Menschen auf über 80.000 angestiegen, die Zahl der Todesopfer liegt bei über 2000.

Das Virus breitet sich in ganz Asien aus - unter anderem in Japan, Südkorea, Singapur, Thailand, Vietnam und Malaysia sowie in Ländern Europas und Nordamerikas, obwohl bisher nur ein Todesfall außerhalb Chinas bekannt wurde. Quarantänen und andere ob­ligatorische Maßnahmen zur Eindämmung der Krankheit beeinträchtigen die chinesische Wirtschaft erheblich und das wirkt sich auch nachteilig auf andere Teile Asiens aus.

So ist beispielsweise Wuhan, die Hauptstadt der Provinz Hubei, eines der industriellen Zentren Chinas. Die führenden japanischen Autohersteller Honda und Nissan betreiben dort Produktionsstätten, ebenso wie einige ihrer europäischen Konkurrenten. Auch Hersteller von Autoteilen, elektronischen Bauteilen und Industrieanlagen haben wichtige Fertigungsstätten in der Region. Zahlreiche dieser Fabriken mussten die Produktion einstellen, weil die Mitarbeiter nach den chinesischen Neujahrsferien nicht zurückkehrten.

Diese zeitweiligen Stilllegungen stellen einen gravierenden Schock für die asiatischen Lieferketten globaler Unternehmen dar. Taiwan dürfte gemessen am Wert seiner Exporte nach Festlandchina und Hongkong im Verhältnis zum BIP am stärksten betroffen sein, gefolgt von Vietnam, Malaysia und Südkorea. Regionale Arbeitgeber sind mit einem weiteren Angebotsschock konfrontiert, weil viele Chinesen, die in Japan oder anderen asiatischen Ländern arbeiten, nicht aus China zurückkehren.

Darüber hinaus wird der Export chinesischer Produkte nach Japan, ins­besondere die Ausfuhren verarbeiteter Lebensmittel und Kleidung, durch den Ausbruch des Coronavirus beeinträchtigt. Alle diese Faktoren werden zu Lieferengpässen führen und somit das Wirtschaftswachstum der chinesischen Handelspartner dämpfen.

Das Coronavirus wird aber auch für enorme Einnahmeausfälle sorgen, nicht zuletzt, weil die Tourismusbranche in vielen Ländern von Reisenden aus China profitiert. Ihre Zahl sinkt stark, da China seinen Bürgern Gruppenreisen ins Ausland verbietet, viele Länder Menschen aus China die Einreise verweigern oder diese einschränken. Gemessen an der Höhe der Ausgaben chinesischer Besucher im Verhältnis zum BIP werden beliebte Reiseziele wie Thailand, Vietnam und Singapur davon besonders betroffen sein. Sollte die Verbreitung des Virus andauern, wird das vor allem in Japan für Probleme sorgen, weil die Olympischen Sommerspiele am 24. Juli in Tokio beginnen sollen.

Der Nachfrageschock kann zumindest abgemildert werden


Auch wenn der Höhepunkt der Pandemie nicht erreicht ist, kann China den negativen Gesamtnachfrageschock mit Maßnahmen zur Konjunkturbelebung abmildern. Andere Regierungen in der Region könnten ähnliche Schritte setzen und Unternehmen unterbrochene Lieferketten durch alternative Anbieter von Vorleistungen wiederherstellen. Der Verbrauch wird sich womöglich noch weiter ins Internet verlagern.

Copyright: Project Syndicate

Kurzvita

Akira Kawamoto
Professor an der Keio Universität
Kawamoto ist ehemaliger stellvertretender Generaldirektor im japanischen Ministerium für Wirtschaft, Handel und Industrie, ehema­liger OECD Principal Administrator und ­derzeit Professor an der Keio-Universität in ­Tokio, einer der ­bedeutendsten Privat­universitäten Japans.