Im dritten Quartal haben Konzerne weltweit 416 Milliarden Dollar als Dividenden an ihre Aktionäre ausgezahlt. Insbesondere Ölfirmen sorgen für Schub. Von Wolfgang Ehrensberger

Vor allem die sprudelnden Gewinne im Ölsektor haben im dritten Quartal zu einem neuen weltweiten Dividendenrekord geführt. Wie der Vermögensverwalter Janus Henderson Group errechnet hat, stiegen die globalen Gesamtausschüttungen in diesem Zeitraum um sieben Prozent auf den neuen Rekordwert von 415,9 Milliarden Dollar.

Globaler Dividendenrekord

„Insbesondere die Energiekrise sorgte für den starken Anstieg der Dividenden, da die Ölgesellschaften Rekordgewinne an die Aktionäre ausschütteten“, erläuterte Marc Theis, Sales Director für Deutschland und Österreich bei Janus Henderson. Demnach stiegen die Dividenden der Ölproduzenten um drei Viertel auf den Rekordwert von 46,4 Milliarden Dollar. Sie glichen damit sinkende Ausschüttungen im Bergbau aus. Ohne den Dividendenanstieg im Ölsektor wäre die Ausschüttungssumme im Jahresvergleich dagegen unverändert geblieben, sagte Theis.

Aufgrund dieser Entwicklung hat Janus Henderson auch seine Jahresprognose angehoben: Demnach rechnet der Vermögensverwalter nun mit einem Anstieg der weltweiten Dividenden um 8,9 Prozent auf 1,56 Billionen Dollar. Dieser Zuwachs liege klar über dem langfristigen Dividendenwachstumstrend von fünf bis sechs Prozent pro Jahr. Von Dauer werde dieses außergewöhnlich hohe Niveau aber nicht sein, erläuterte Theis weiter. Denn der Ölpreis sei inzwischen schon wieder deutlich gesunken.

Shell und BP mit Rekordzahlen

Die großen Ölkonzerne hatten in den vergangenen Wochen Rekordergebnisse vorgelegt. So erzielte Shell im dritten Quartal ein bereinigtes operatives Ergebnis (Ebitda) von 9,5 Milliarden Dollar, doppelt so viel wie im Vorjahresquartal. Die Aktionäre sollen deshalb im vierten Quartal eine um 15 Prozent höhere Dividende erhalten. Der französische Energieriese Total Energies steigerte trotz hoher Abschreibungen in Russland seinen Nettogewinn auf 9,9 (Vorjahr: 4,8) Milliarden Dollar. 

Auch die Ölkonzerne BP und Saudi Aramco haben dank der gestiegenen Energiepreise Milliardengewinne eingefahren. So hat die britische BP im Quartal den Gewinn auf 8,15 (Vorjahr: 3,3) Milliarden Dollar mehr als verdoppelt. Die Quartalsdividende wurde um zehn Prozent angehoben. Beim staatlichen saudi-arabischen Ölproduzenten Aramco schnellte das Nettoergebnis um 39 Prozent auf 42,4 Milliarden Dollar hoch.

Wegen der hohen Gewinne hatte US-Präsident Joe Biden die Ölkonzerne aufgefordert, einen Teil ihrer Rekordgewinne in die Senkung der Kosten für US-Familien zu investieren. Wenn sie sich weigerten, solle der Kongress Strafsteuern und andere Restriktionen prüfen.

Dieser Artikel erschien zuerst in Euro am Sonntag 46/2022. Hier erhalten Sie einen Einblick ins Heft