Gold, welches oftmals als Krisenwährung betitelt wird, hat seit Beginn des Russland-Ukraine-Krieges bis auf einen kleinen Spike nur an Wert verloren. Grund dafür sind im Wesentlichen die aktuellen Zinserhöhungen. Gold, welches keine Kapitalerträge generiert, keine Dividenden ausschüttet und damit nur zur Kursspekulation da ist, wird von Anlegern gemieden, wenn sie allein schon Staatsanleihen mit 3 Prozent Coupon zeichnen können. Ähnlich verhält sich dies mit der Inflation. Wenn Gold es nicht schafft, wenigstens die Inflation auszugleichen, funktioniert es nicht besser als ein Tagesgeldkonto, das nominell aufgrund der Teuerung immer Verluste schreibt. Außerdem erwarten viele Anleger, dass Gold steigt. Hier kommt also der Gedanke des "Most-Crowded Trades" auf. Je mehr Leute von einem Kursanstieg ausgehen, desto mehr investieren auch, während die bisherigen Halter mit satten Gewinnen verkaufen und am Ende ist niemand mehr da, der genug Kapital bereitstellt, um für den erwarteten Kursanstieg zu sorgen.

Was könnte zum Anstieg von Gold führen?


Das gelbe Edelmetall braucht also eine fundamentale Änderung der Datenlage, da Investoren morgen nicht grundlos aufwachen werden und Gold kaufen wollen (zumal morgen Samstag ist). Deswegen sind zwei Faktoren für den bisher so heruntergekommenen Goldpreis (-4,8 Prozent seit Jahresanfang/-16,4 Prozent seit dem Hoch im März) entscheidend. Einerseits wird das Edelmetall dann wieder attraktiv, wenn die kurz- und mittelfristigen Zinserwartungen fallen. Mit Blick auf die aktuelle Notenbankpolitik der FED ist klar, dass sie die Zinsen nicht auf ewig erhöhen können und Amerika für den Weg aus der Rezession niedrige Zinsen benötigen wird. Da wir aktuell eine inverse Zinskurve sehen, geht man auf mittelfristige Sicht (2 Jahre) von hohen Zinsen aus, was Gold nicht besonders guttut.

Außerdem muss die Inflation sinken. Während die anstehende Rezession zwar eigentlich bullish für Gold ist, so ist es eine Inflation von 9,1 Prozent in den USA absolut nicht. Investoren scheuen das Edelmetall, denn es kann nicht wie ein Unternehmen die Preise erhöhen und hat auch kaum mehr inneren Wert als die Spekulation auf die Preissteigerung. Denn nicht zu vergessen bleibt, dass nur ca. 10 Prozent des weltweiten Goldes für industrielle Zwecke und Schmuck verwendet werden. Der Rest wird als Spekulation, Fluchtwährung oder Wertaufbewahrungsspeicher gebunkert. Investoren werden also erst wieder zukaufen, wenn eine sinkende Inflation ihnen versichert, dass man mit Gold keine garantierten beinahe zweistelligen Verluste einfährt.

Fazit zum Goldpreis


Aktuell ist das Sentiment für Gold nicht Fisch und nicht Fleisch. Zwar sind die Unsicherheiten, die Gold früher immer gehoben haben, deutlich am Horizont zu erkennen, jedoch spricht die aktuelle Lage nicht für ein Investment in Gold. Das Edelmetall ist also weniger etwas für kurzfristige Investoren, sondern mehr für eingefleischte Antizykliker. Auch der Chart ist nicht gerade rosig. Wichtig ist es, die Marken von 1698 US-Dollar und 1681 US-Dollar zu halten. Passiert dies nicht, so könnte das Edelmetall leicht auf die Marke von 1500 US-Dollar aus dem Corona-Tief zutreiben.

Im Normalfall ist die aufkommende globale Rezession, ein sich verschärfender Russland-Ukraine Krieg und die allgemeine Unsicherheit ausgezeichnet für Gold, jedoch muss sich die Attraktivität der Konkurrenz-Assets wie Anleihen erst senken, bevor Gold die nächste große Rallye erleben darf.